Familie, Freunde und Fußballer verabschieden sich für immer

Unendliche Tränen bei Diogo Jotas Beerdigung

von Lioba Kassens und Manuel Lippert

Was bleibt, sind Erinnerungen, die noch lange von einem Meer aus Tränen und Verzweiflung umspült werden.
Diogo Jota (†28) und sein Bruder André Silva (†25) haben ihre letzte Ruhe gefunden. Vorher spielten sich im Heimatort des Fußballstars unfassbar ergreifende Szenen ab. Die ganz in weiß gekleidete Witwe kann sich kaum vom Sarg trennen, die Eltern, die gleich zwei Söhne verloren haben, halten sich fest in den Armen, um den Tag zu überstehen. Selbst dem Priester verschlägt es bei der Trauerfeier immer wieder die Sprache.

Hochemotionale Trauerfeier von Diogo Jota – seine Frau kann ihre Hand nicht von seinem Sarg nehmen

Unglaublich bedrückende Szenen bei der Beerdigungs-Zeremonie von Diogo Jota und André Silva (†25). Als die Särge um kurz vor 11 Uhr am Samstag (5. Juli) in die Kirche in Gondomar getragen werden, läuft Diogo Jotas Frau Rute Cardoso hinterher.

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Oder nein, sie läuft nicht, sie wankt, sie humpelt, liebevoll gestützt von ihrer Schwester Lidia. Mit blutendem Herzen und stotternden Schritten. Immer wieder wird sie von Weinkrämpfen durchgeschüttelt.

Der Schmerz ist noch so frisch. Erst vor etwas mehr als zwei Wochen haben sie geheiratet, jetzt ist sie Witwe. Mit drei gemeinsamen Kindern. Unvorstellbar!

Rute Cardoso weint am Sarg ihres Mannes
Rute Cardoso in Tränen aufgelöst am Sarg ihres Mannes.
Reuters

Um 11 Uhr Ortszeit beginnt die Zeremonie, startet mit dem Vater Unser. Alles wird nach draußen über Lautsprecher übertragen. Dort haben sich Hunderte Menschen versammeln, nehmen Anteil am Drama um die toten Brüder. Immer wieder hört man über die Lautsprecher lautes Schluchzen. Auch der Bischof von Porto, der die Beerdigung von Diogo Jota und seinem Bruder leitet, ringt hörbar um Fassung und schnappt immer wieder nach Luft.

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Hochemotional wird es, als er sich an die drei Kinder von Diogo Jota und Rute Cardoso wendet: „Liebe Dinis, Mafalda und Duarte, Kinder, die ihr nicht hier seid. Ihr leidet in diesem Moment unendlich – oder vielleicht auch nicht, weil ihr es nicht merkt. Ich werde viel für euch beten. Eure Mutter und eure Großeltern leiden am meisten. Die sterblichen Überreste eines Kindes zu sehen, muss eine noch größere Qual sein, aber wenn es zwei Urnen sind, fehlen einem die Worte (...) Wir sind im Herzen bei euch (...).”

Diogo Jota Eltern Joaquim and Isabel Silva neben dem Sarg ihres Sohnes
Diogo Jota Eltern Joaquim and Isabel Silva neben dem Sarg ihres Sohnes.
DPA AP

Nach etwas mehr als einer Stunde werden die Särge zu den Klängen von Ave Maria wieder aus der Kirche getragen. Auch hier kann Rute Cardoso ihren Mann nicht loslassen. Sie will es nicht. Es ist nicht möglich.

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Mit ihrer Hand am Sarg begleitet sie ihren so sehr geliebten Mann zu seiner letzten Ruhestätte. Das Grab des langjährigen Profis vom FC Liverpool und das seines Bruders, der ebenfalls an diesem verhängnisvollen Donnerstag (3. Juli) bei einem Autounfall ums Leben kam, liegen auf dem Friedhof, ganz nahe an der Kirche von Gondomar im Norden Portugals, wo Diogo Jota aufwuchs. Umgeben von Olivenbäumen findet er nun ewigen Frieden.

Mögen ihn alle anderen, so unvorstellbar es jetzt auch erscheinen mag, diesen Frieden ebenfalls finden. Und sich immer an diese beiden besonderen Menschen und Fußballer mit Achtung und Liebe erinnern.