Aus Angst vor Terror-AngriffStraßenfest in Hamburg nach Solingen-Anschlag abgesagt

Das Straßenfest in Hamburgs Grindelviertel wird nach dem Terroranschlag in Solingen abgesagt. (Archivbild)
Das Straßenfest in Hamburgs Grindelviertel wird nach dem Terroranschlag in Solingen abgesagt. (Archivbild)
Franziska Spiecker/dpa

Die Angst ist zu groß!
Die Vorbereitungen waren im vollen Gange. Viele freuten sich auf das Stadtteilfest im Hamburger Grindelviertel, dass die Vielfalt in der Gesellschaft feiern wollte. Doch die Terrortat von Solingen hat die Planungen zunichtegemacht.

Organisatoren: Wir können keine Sicherheit garantieren

„Wir sind leider zu dem Entschluss gekommen, dass wir trotz Security und Unterstützung der Polizei keine Sicherheit garantieren können”, teilte Jimmy Blum, Vorsitzender des Grindel e.V., auf der Facebook-Seite des Vereins mit. Daher werde das im Hamburger Grindelviertel geplante Straßenfest abgesagt. Der Verein bedauere die Entscheidung sehr, aber die Angst vor einem Terroranschlag sei zu groß: „Genau wie in Solingen wollten wir die Vielfalt feiern – das erhöht das Risiko von Nachahmern sehr.”

Lese-Tipp: Stefan S. stirbt bei dem Anschlag in Solingen – Kollegen trauern um 67-Jährigen

Stadtteilfest wollte jüdische Lebenskultur feiern

Der Verein wollte gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde und Kultureinrichtungen ein Fest der Vielfalt mit jüdischer Lebenskultur organisieren. Das Grindelfest sollte unter dem Motto „Kultur. Jüdisch. Bunt” vom 13. bis 15. September stattfinden. Doch die Furcht vor einem Terror-Anschlag auf dem Straßenfest sei zu groß. Grindel-Vereinsvorsitzender Jimmy Blum sei bewusst, „dass wir mit der Absage eigentlich ein falsches Zeichen setzen.” Letztlich sei es genau das, was Terroristen erreichen wollten. „Aber so wenige Tage nach Solingen war uns klar, dass wir als kleiner Grindel-Verein die Verantwortung nicht tragen können.”

Lese-Tipp: Anschlag in Solingen: Der Attentäter tötete mit gezielten Stichen in den Hals

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Video-Tipp: Feiern trotz Terrorangst? Wie gehen andere Städte jetzt vor?

Hamburgs Politiker: Absage des Festes sei ein Armutszeugnis für die Stadt

Die stellvertretende Vorsitzende der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Anke Frieling, bezeichnete die Absage des Grindelfestes als „Armutszeugnis” für die Stadt. „Ich kann die Beweggründe des Veranstalters sehr gut nachvollziehen, doch gerade jetzt ist es wichtig, dass solche friedlichen Feste für Toleranz und Vielfalt in unserer Stadt sicher durchgeführt werden können.” Sie forderte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) auf, „gemeinsam mit dem Veranstalter und allen relevanten Gruppen umgehend in den Austausch zu treten, damit das Grindelfest wie geplant sicher und friedlich stattfinden kann.”

Lese-Tipp: Solingens Oberbürgermeister nach Anschlag unter Schock: „Wenn Sie glauben, beten Sie”

Wenn öffentliches jüdisches Leben in Hamburg nicht mehr stattfinden könne, „ist das ein Alarmsignal”, sagte auch die Landesvorsitzende der FDP, Sonja Jacobsen. „Der gewaltbereite Islamismus ist die stärkste Bedrohung unserer freien Gesellschaft. Der Senat muss sich selbst prüfen, ob er angesichts dieser Lage die richtigen Prioritäten im Kampf gegen Verfassungsfeinde setzt.”

Drei Tote bei Terroranschlag von Solingen

Bei dem mutmaßlichen islamistischen Terroranschlag in Solingen waren am vergangenen Freitag drei Menschen bei einem Stadtfest mit einem Messer getötet und acht weitere verletzt worden. Mutmaßlicher Täter ist ein 26 Jahre alter Syrer, der in Untersuchungshaft sitzt. Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen ihn unter anderem wegen Mordes und wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in der Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

(dpa, mtu)