Sehbehinderte und blinde Menschen sind sich sicherDas ist Hamburgs schlimmste Kreuzung

Gefährliche Kreuzungen gibt es in Hamburg viele - aber hier kann es besonders riskant werden!
Sehbehinderte und blinde Menschen haben an einer Kreuzung in Rotherbaum kaum eine Chance. Der Hamburger Blinden- und Sehbehindertenverein hat die „schlimmste Kreuzung” der Stadt gekürt.
Der Straßen-Lärm ist ein großes Problem
Die Autos brettern über die Kreuzung an der Ecke Grindelallee/Rutschbahn/Beim Schlump in Hamburg-Rotherbaum. Der laute Stadtverkehr wird hier zu einer der größten Gefahren für sehbehinderte und blinde Menschen. Denn: Der Lärm ist so stark, dass sie die Akustik-Ampel teilweise nicht hören können. Für Menschen mit eingeschränkter Sehkraft die einzige Möglichkeit mitzubekommen, wann sie die Straße überqueren dürfen und wann nicht. Angelika Antefuhr, erste Vorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenvereins Hamburg zu RTL: „Wenn man auf die Straße will , kann man eigentlich das Freisignal nicht hören. Das hört man gut in der Mitte der Straße . Aber da könnte man dann vielleicht schon gar nicht angekommen sein, wenn man das falsch macht.”

Die Kreuzung bekommt Negativ-Auszeichung
Sie selbst ist schon seit ihrer Kindheit sehbehindert, hat einen Tunnelblick und deshalb weniger als zwei Prozent Sehkraft. Sie ist auf akustische Signale und auch die Leitsysteme auf dem Boden angewiesen, um sich auf Hamburgs Straßen zurechtzufinden. Doch an der Kreuzung in Rotherbaum verursachen diese laut Verein eher Probleme, als zu helfen. Deshalb hat der Verein die Kreuzung jetzt als „schlimmste” der Stadt ausgezeichnet.
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Die weißen Streifen auf dem Boden, an denen sich Menschen mit Blindenstock orientieren, führen sie nämlich direkt auf einen Radweg, der über den Fußweg verläuft. Antefuhr zu RTL: „Sie hören als Sehbehinderte oder Blinde die leisen Räder nicht. Und die fahren inzwischen in Hamburg so schnell und bremsen teilweise auch nicht mal vor Menschen mit Langstock, oder überhaupt nicht vor Fußgängern.” Außerdem problematisch: Radfahrer haben hier andere Grünphase als Fußgänger, obwohl beide Wege parallel verlaufen.
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Das fordert der Verein
Um sich nicht in Gefahr zu begeben, nimmt Antefuhr teils große Umwege in Kauf. Sie erzählt sogar von Menschen, die sich - wegen dieser und ähnlicher Verkehrssituationen in der Stadt - gar nicht mehr raus trauen. „Man braucht hier schon Hilfe und das sorgt dafür, dass viele ältere Menschen, die vielleicht auch gerade kurzfristig erst erblindet sind oder eben schwer sehen, gar nicht mehr solche Wege gehen und dann zu Hause bleiben. Und da wir immer mehr Menschen haben, die dieses Problem kriegen, auch aufgrund des demografischen Wandels, muss hier definitiv was getan werden .”
Laut Verein ist diese Kreuzung nur ein Beispiel für etliche Gefahren-Stellen in Hamburg. Der Wunsch des Vereins: Generell mehr Unterstützung von der Verkehrsbehörde. Und an der - von ihnen ausgezeichneten - schlimmsten Kreuzung Hamburgs: Ein Zebrastreifen oder eine Ampel-Anlage für Radfahrer. Damit der Stadtverkehr ein Stückchen sicherer wird - und zwar für jeden!
Was die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende dazu sagt
Die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende erklärt: „Bei allen Straßenbaumaßnahmen ist die Blindensignalisierung mit akustischen und taktilen Signalen Baustandard und wird bei Neu- und Umplanungen von Ampeln bedacht. Ältere Ampeln werden nach und nach mit Signalgebern nachgerüstet. Auch die baulich getrennte Verkehrsführung von den Verkehrsträgern (Kfz, Rad- und Fußverkehr) zahlt auf mehr Sicherheit und Wohlbefinden ein. Im vergangenen Jahr waren 69% der neu gebauten oder sanierten Radinfrastruktur sogenannte geschützte Infrastruktur.” Außerdem heißt es: „Für die genannte Kreuzung an der Grindelallee haben wir bis dato keine Hinweise von den Verbänden erhalten. Gleichwohl sind diese Hinweise aber für die Nachrüstung von Ampelanlagen wichtig. Darüber hinaus ist gegenseitige Rücksichtnahme im Verkehr wichtig und oberstes Gebot, insbesondere gegenüber schwächeren Verkehrsteilnehmenden. Die Hamburg Verkehrsanlagen GmbH (HHVA) hat sich umgehend vor Ort ein Bild von der Situation gemacht und die Lautstärke der Akustiksignale an den Ampeln überprüft und adjustiert. HHVA prüft zudem einen Austausch der Geräte an der besagten Kreuzung.”