Gewaltvideo geht viral
Junge Männer treten Frau (38) nach CSD in Gifhorn mehrfach gegen den Kopf

Die Gruppe jagt die 38-Jährige aus dem Linienbus, wirft sie zu Boden und tritt abwechselnd zu.
Das Video aus X (ehemals Twitter) zeigt: Mindestens vier harte Tritte auf den Körper muss die Frau erleiden, bis die Gifhorner Polizei (Niedersachsen) eingreift. Der Kreisverband der Linken ist sich sicher: Die Szenen vom vergangenen Samstagabend (14. September) zeigen einen Angriff von Rechtsextremen nach dem CSD in Wolfsburg.
Erst laute Schreie, dann fliegen die Fäuste
„Die Einsatzkräfte konnten im Rahmen des Christopher Street Days in Wolfsburg eine 19-köpfige Personengruppe feststellen, die den CSD offensichtlich stören wollte”, erzählt Christoph Nowak von der Gifhorner Polizei im Gespräch mit RTL. Die Polizei beendet die Zusammenkunft der Gruppe junger Männer und begleitet sie bei der Rückreise nach Gifhorn. Gegen 19:40 Uhr befinden sich vier Mitglieder der Gruppe (17, 21, 23 und 24 Jahre alt) in einem Linienbus und fangen an, sich mit zwei Schwestern zu streiten. Die beiden Frauen sind zwischen 35 und 40 Jahre alt.
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Beleidigungen fallen und die Stimmung wird immer unruhiger, wie das Video aus den sozialen Medien zeigt. An einer Haltestelle an der Braunschweiger Straße eskaliert die Situation. Als die Türen aufgehen, jagen die jungen Männer eine der Schwestern nach draußen und treten mehrfach zu. Abwechselnd verletzen sie ihren Kopf und Oberkörper. Erstaunlich: Laut Polizei wurde die Frau nur leicht verletzt.
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Polizei greift sofort ein
Die Beamten, die die Heimreise der jungen Männer begleiten, steigen aus ihrem Streifenwagen und deeskalieren die Situation. „Was letztendlich den Funken gegeben hat, dass man sich erst verbal und dann körperlich angegangen hat, das wissen wir nicht”, erklärt der Sprecher der Polizei. Für den Kreisverband der Gifhorner Linken scheint der Fall hingegen glasklar zu sein. Am Montag veröffentlicht er eine Pressemitteilung mit dem Titel „Pressestatement zum Übergriff von Neonazis”. Dass es sich bei den Angreifern um Neonazis handelt, bestätigt die Polizei RTL nicht.
War es ein rassistisch motivierter Angriff?
Mitglied des Gifhorner Stadtrates für die Linke Sandra Zecchino ist fassungslos über den Vorfall: „Es kann nicht sein, dass die Polizei eine Gruppe Nazis begleitet und es dennoch zu einem schweren gewalttätigen Übergriff kommt. Ich finde es erschreckend, dass es unter Polizeibegleitung zu so einem schweren Übergriff kommen konnte und die Polizei scheinbar ein ‚Mit dem Auto hinter dem Bus herfahren‘ als eine ausreichende Begleitung für die Gruppe ansahen.”
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Nachdem in den letzten Monaten vermehrt rechte Schmierereien und Aufkleber in Gifhorn aufgetaucht sein sollen, müsse endlich gehandelt werden. In Gifhorn „wurde eine neue Eskalationsstufe erreicht”, so Zecchino weiter. Die Polizei ermittelt jetzt gegen die vier jungen Männer. Da offenbar von beiden Seiten Gewalt ausging, läuft auch gegen eine der beiden Schwestern ein Strafverfahren wegen Körperverletzung. (jjä)