„Bei mir im Bahnhofsviertel ist nie langweilig, also da sieht man alles”

Eine der gefährlichsten Städte der Welt? Für Paketbote Metin ist das Alltag in Frankfurt

von Felix Fromm und Leonie Dorn

Dieser Mann muss jeden Tag durchs Frankfurter Bahnhofsviertel.
Vor der Europameisterschaft warnte eine britische Boulevardzeitung vor den „Zombies” dort. Jetzt erklärt das Forbes Magazin die Mainmetropole zu einer der gefährlichsten Städte der Welt, besonders wegen seines Viertels rund um den Hauptbahnhof. Wo andere einen großen Bogen drum herum machen, muss er jeden Tag durch: Metin Rhuzdi ist Paketbote im Frankfurter Bahnhofsviertel. Was er dort noch erlebt, seht ihr im Video.

Metin muss täglich durch unterschiedliche Welten

Rund 150 Pakete muss Metin jeden morgen um halb neun in sein Fahrzeug laden. Jedes Paket hat seinen Platz, alles hat hier System. Seit 13 Jahren lebt der Bulgare in Deutschland. Mit seinem Job als Paketzusteller ist er sehr zufrieden. Obwohl ihn seine Touren entlang der Wolkenkratzer auch dorthin führt, wo tagtäglich Not und Elend zu sehen sind, ins Frankfurter Bahnhofsviertel.

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Doch für ihn sind diese Touren längst zur Routine geworden: „Also jeder Bezirk ist gut. Bei mir im Bahnhofsviertel ist nie langweilig, also da sieht man alles.” Obwohl es dann doch, „normalerweise mehr Schlechtes” als Gutes zu sehen gibt, erklärt er. Der 32-Jährige ist so gut wie nie aus der Ruhe zu bringen, nicht mal, als Diebe versuchen, ihm sein Navi aus seinem Paketwagen zu klauen. Während wir ihn bei einer Tour begleiten muss er vorbei einem Junkie der sich einen Schuss setzt, doch Metin bleibt gelassen: „Ich gucke nur nach vorne und nicht so links und rechts.”

Im Video: Britische Boulevard-Zeitung warnt vor Frankfurter Bahnhofsviertel

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Dieser Job ist nichts für schwache Nerven

Metin kennt den Bezirk rund um den Hauptbahnhof nur zu gut. Angst davor habe er keine. Auf die Frage, ob er ein mulmiges Gefühl hat, antwortet der 32-Jährige: „Also am Anfang, aber jetzt nicht.” Seit drei Jahren macht er diesen Job und hat ihn auch ein bisschen liebgewonnen: „Ich mag, dass ich ganz alleine bin und also keiner ist auf meinem Kopf und redet die ganze Zeit. [...] Ich bin mein Chef auf dem Weg.” Wo er arbeitet spielt für ihn keine Rolle, für Metin Rhuzdi zählt nur, dass jedes seiner 150 Pakete zu seinem Besteller kommt.