„Großer, bedeutsamer Schritt”Hier bekommt einer der ersten Patienten das neue Alzheimer-Medikament!

Geeignete Alzheimer-Patienten bekommen alle zwei Wochen eine Leqembi-Infusion
Seit September können Patienten eine Leqembi-Infusion gegen ihre Alzheimer-Erkrankung verabreicht bekommen.
EISAI/via REUTERS

„Es war ein besonderer Moment!”
Seit ein paar Tagen ist das Medikament Lecanemab in Deutschland erhältlich, das bei Alzheimer im Frühstadium helfen soll. Einer der Ärzte, der das Medikament bereits einem seiner Patienten verabreicht hat, ist Professor Dr. Christoph Kleinschnitz vom Uniklinikum Essen. Selbst für den erfahrenen Neurologen ein unvergesslicher Moment.

Deshalb ist das Alzheimer-Medikament Lecanemab so ein „Meilenstein”

Das neue Alzheimer-Medikament Lecanemab wird von vielen Ärzten als „Meilenstein“ im Kampf gegen die Demenzerkrankung gefeiert – und das Uniklinikum Essen und vor allem Neurologe Prof. Christoph Kleinschnitz sind Teil dieses Meilensteins. Denn hier wurde am 01. Oktober einer der ersten Patienten Deutschlands mit Lecanemab behandelt.

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„Für den Patienten und seine Frau war das ein sehr emotionaler und besonderer Moment, weil sie damit Hoffnung verbinden“, erzählt Kleinschnitz RTL. Hoffnung, etwas länger unabhängig und funktionstüchtig zu bleiben, Hoffnung, etwas mehr Zeit mit den Kindern und Eltern verbringen zu dürfen.

Denn genau das soll Lecanemab tun: Zeit schenken. Es wird seit September bei Alzheimer-Patienten im Frühstadium eingesetzt und soll das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen. Das ist gerade deshalb so ein Durchbruch, weil jahrzehntelang erfolglos an einer solchen Therapie geforscht wurde. Und ja, das Medikament hat Schwächen – ist nur für eine bestimmte Patientengruppe gedacht, hat Nebenwirkungen und könnte bei Frauen eine geringere Wirksamkeit aufweisen.

Dennoch sagt Kleinschnitz auch ganz klar: „Das Glas ist halb voll und das ist ein medizinischer Meilenstein, muss man einfach so sagen.“ Denn je nachdem, ob man die Vorstufe von Alzheimer behandele oder das Frühstadium könne der Krankheitsfortschritt bis zu fünf Jahre verzögert werden! „Damit hat man schon einen relevanten Zeitgewinn und Lebensqualität hinzugewonnen.“

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Hoffnung des Experten: Alzheimer irgendwann kontrollieren zu können

Und nicht nur das. Das Medikament könne ein Startschuss sein, um effizientere Behandlungsmöglichkeiten zu erforschen. „Erstzulassungen beflügeln immer in der Medizin“, sagt Kleinschnitz. Das sei bei Rheuma oder Multipler Sklerose der Fall gewesen, genauso wie bei HIV.

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„HIV können wir bis heute nicht heilen, aber wir können es vollständig kontrollieren“, so der Neurologe. Deshalb habe er durchaus die Hoffnung, dass in zehn oder 20 Jahren der Gedächtnisverlust durch Alzheimer nicht nur deutlich verzögert werden, sondern womöglich sogar angehalten werden könne.

„Das war für uns ein großer, bedeutsamer Schritt”

Kein Wunder, dass für Kleinschnitz und sein Team die Verabreichung von Lecanemab so besonders war. „Das war für uns ein großer, bedeutsamer Schritt“, sagt er. „Wir waren sicherlich eine der ersten Kliniken, die es verabreicht hat und das ist, glaube ich, wichtig und richtig.“ Auch für ihn, der schon lange dabei sei, vieles gesehen habe und zum Teil hilflos vor seinen Patienten stand, sei es ein besonderer Moment gewesen.

Am nächsten Tag wurde im Uniklinikum Essen auch schon die zweite Patientin behandelt. Kleinschnitz hofft, dass die Liste mit Patienten, die das Medikament nutzen können, stetig wächst – damit möglichst vielen Alzheimer-Betroffenen noch etwas mehr Zeit und Lebensqualität gegeben werden kann.