„Hohes Risiko, auf den Menschen überzuspringen”
Neues Coronavirus in China entdeckt! Wie gefährlich ist HKU5-CoV-2 wirklich?

Geht jetzt alles wieder von vorne los?
In China haben Forscher bei Fledermäusen ein neues Coronavirus entdeckt: HKU5-CoV-2. Das Virus habe bereits jetzt das Potenzial, sich schnell anzupassen und auf den Menschen überzuspringen. Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht erklärt, wie groß die Gefahr wirklich ist.
HKU5-CoV-2-Virus infiltriert die Zellen wie einst Corona
Viel ist über den neuen Coronavirus HKU5-CoV-2 noch nicht bekannt. Wie die DailyMail und die South China Morning Post berichten, habe das Forscherteam rund um Virologin Shi Zhengli, die maßgeblich an der Erforschung von Sars-CoV-2 beteiligt war, das Virus in Fledermäusen nachgewiesen. Der Stamm des Virus – HKU5-CoV – ist bereits seit 2006 bekannt. Offenbar hat es sich nun weiterentwickelt.
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In einem Bericht in dem Fachmagazin Cell schreibt Zhengli, dass das Virus menschliche Zellen ähnlich infiltriere, wie einst das Coronavirus. Es habe bereits jetzt einen Rezeptor, mit dem es an menschlichen Zellen andocken könne. Damit bestehe „ein hohes Risiko, dass das Virus auf Menschen überspringen könnte – entweder durch einen direkten Kontakt oder durch Zwischenwirte.“
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Neues Coronavirus: Wie ähnlich sind sich HKU5- und SARS-CoV-2?
„Coronaviren gibt es viele“, sagt Dr. Christoph Specht im Gespräch mit RTL. Schon vor der Entdeckung von SARS-CoV-2 habe es vier Coronaviren gegeben, die zu den sogenannten respiratorischen Infektviren gehören und die typischen Symptome Schnupfen, Husten und Heiserkeit auslösen. In der Natur gebe es jedoch noch jede Menge weitere Coronaviren.
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„Dieses neue Virus ist eines, was man in Fledermäusen gefunden hat und menschliche Zellen infizieren kann“, - zumindest im Labor, erklärt Specht weiter. Das funktioniere über den gleichen Rezeptor, den auch das SARS-CoV-2-Virus benutze, den ACE2-Rezeptor. „Aber bei Weitem nicht so gut wie SARS-CoV-2, das ist viel, viel besser an den Menschen angepasst, als dieses Virus“, stellt Specht klar.
Außerdem habe HKU5-CoV-2 auch eine Furinspalte. „Das ist eine Eiweißbesonderheit, die viele Corona- und Influenzaviren haben. Die ist auch gut dafür, dass Viren besser in menschliche Zellen hineinkommen.“ Das Eiweiß könne von einer Zelle etwas abspalten, damit das Virus besser in die menschliche Zelle eindringen könne.
HKU5-CoV-2 gleicht dem gefährlichen MERS-Virus
Das Problem laut der Forschenden in China: Das Virus gleiche weniger Corona, mehr dem Middle East Respiratory Syndrome Virus (MERS), das weitaus schwerere Atemwegsinfektionen verursache und viel eher zum Tod führen könne, als Corona. Abgesehen davon, dass das Virus einst sehr schnell von Fledermäusen auf Nerz- und Schuppentiere übergesprungen sei. Beides Tierarten, von denen man annehme, dass sie als „Zwischenwirt“ dienen, ehe sie auf den Menschen übertragbar seien.
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Auch Specht bestätigt, dass MERS eine deutlich höhere Todesrate habe als Corona. Zum Vergleich: Bei MERS habe diese bei bis zu 30 Prozent gelegen, bei Corona bei 0,1 Prozent laut dem Allgemeinmediziner. Aber: MERS sei damals 2012 nur im Nahen Osten aufgetreten und schnell eingedämmt worden. Bis heute gibt es nur etwa 2.600 registrierte Fälle weltweit, schreibt auch das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung. „Ob das Virus diese Letalität, wenn es über den Globus gegangen wäre, wirklich beibehalten hätte, ist fraglich“, stellt Specht klar.
Experte Dr. Christoph Specht sieht in Vogelgrippe eine viel höhere Gefahr
Trotzdem schreiben die Studienautoren deutlich, dass das HKU5-CoV-2 in Fledermäusen die menschlichen Zellen bereits jetzt sehr effizient nutzen können und ein hohes potenzielles zoonotisches Risiko in sich tragen. Die neuen Daten deuten außerdem darauf hin, dass HKU5-CoV-2 ein „höheres Potenzial für eine Infektion zwischen verschiedenen Spezies“ hat als andere.

Aber das gebe es laut Specht auch bei anderen Coronaviren. „Das weiß man. Dass die Viren, die in Fledermäusen sind, immer in ein Potenzial tragen, auch auf Menschen zu springen - entweder direkt oder über einen Zwischenwirt.“ Er sieht, wenn überhaupt, eine viel größere Gefahr in der Vogelgrippe, die aktuell in den USA grassiert. Das Virus sei schon viel, viel weiter als HKU5-CoV-2.
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Wenn ein Mensch sowohl das Vogelgrippe- als auch das Influenzavirus in sich trage, könnten die beiden nämlich ihr Genmaterial austauschen. „Die weiteren Viren, die dann produziert werden, hätten die Gefährlichkeit des Vogelgrippevirus mit einer hohen Letalität und gleichzeitig die hohe Übertragungsfähigkeit von Mensch zu Mensch. Das wäre dann die Katastrophe.“ Das sei viel wahrscheinlicher als das Fitter-werden von HKU5-CoV-2.
„Dass irgendwann wieder ein Virus kommt und eine Pandemie macht, ist ziemlich sicher“, sagt Specht abschließend, „und die Wahrscheinlichkeit, dass es ein Corona- oder Influenzavirus ist, ist sehr groß.“ Die Frage sei eben nur: wann.