Hyposensibilisierung wann und für wen?Den nächsten Heuschnupfen einfach wegspritzen – was Allergiker wissen sollten

Eine Hyposensibilisierung kann Allergiesymptome langfristig bekämpfen.
Ist eine Hyposensibilisierung vielleicht DIE Lösung für euch?
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Endlich Herbst – für Heuschnupfen-Geplagte bedeutet das: erst einmal aufatmen!
Der Pollenflug lässt nach, und somit haben auch nervige Allergiesymptome wie Atemnot, eine laufende Nase und tränende Augen ein Ende. Aber nicht vergessen: Nach der Pollensaison ist vor der Pollensaison! Im RTL-Interview erklärt HNO-Arzt Prof. Mark Jakob, warum der Herbst für Betroffene die perfekte Jahreszeit ist, die Allergiebeschwerden endgültig loszuwerden.

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Wer jedes Jahr aufs Neue von den typischen Allergiesymptomen heimgesucht wird, der hat das Wort Hyposensibilisierung möglicherweise schon mal gehört. Doch was genau steckt dahinter? Laut Prof. Jakob handelt es sich dabei um eine Immuntherapie, mit der man Heuschnupfen langfristig behandeln kann.

Der Vorteil gegenüber oralen Allergiemedikamenten? Man könne eine wesentliche Gefahr umgehen, die Antihistaminika bergen: „Es kommt zu keinem ‚Etagenwechsel‘ in die Lunge mit Asthma”, erklärt der Experte die Risiken. Außerdem würden in der Allergiezeit deutlich weniger Medikamente benötigt – „wenn man die drei Jahre Hypo durchzieht“.

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Wie eine solche Hyposensibilisierung (kurz Hypo) abläuft? „Am Anfang steht eine genaue Anamnese, Pricktestung und Blutuntersuchung.“ Im Anschluss suche der behandelnde Arzt die passende Hypo aus. „Man kann bis zu zwei Allergene gleichzeitig immunisieren.“

Hyposensibilisierung: Wer sie machen sollte, wer nicht!

Stellt sich die Frage, ob eine solche Therapie für jeden geeignet ist, der mit Allergien zu kämpfen hat. Der Mediziner erklärt: „An sich rate ich jedem Patienten dazu, wenn ein hoher Leidensdruck besteht.“ Bedeutet: „Wenn ein Patient nur ein- bis zweimal Wochen leichte Beschwerden hat, würde ich erstmal die nächsten Jahre abwarten.“ Anders sehe es aus, wenn jemand beispielsweise ganzjährig unter einer Hausstaubmilbenallergie leidet. In diesem Fall würde Prof. Jakob zu einer Immuntherapie raten.

Gegen welche Allergien kann eine solche Therapie überhaupt eingesetzt werden? Frühblüher wie Birke, Erle oder Hasel sowie Gräser/Roggen fallen darunter. Aber: „Auch gegen Katze, Hausstaubmilbe und Vorratsmilben kann heute immunisiert werden.“

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Desensibilisierung birgt gewisse Nebenwirkungen

Übrigens: Auch wenn man eine Hyposensibilisierung in jedem Alter machen kann, sei es ratsam, so früh wie möglich damit zu beginnen – auch bereits im Kindesalter. Denn: Laut Studienergebnissen seien die Ergebnisse besser, je früher man mit der Behandlung anfange.

Wie sieht es mit Nebenwirkungen aus? „Typische Nebenwirkungen sind eine Rötung im Bereich der Einstichstelle am Oberarm wo die Hypo gespritzt wird.“ Der Oberarm könne auch ein oder zwei Tage etwas wehtun.

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Zu den stärkeren – aber auch selteneren – Nebenwirkungen gehören Luftnot oder allgemeine Allergiesympotme. „Deshalb muss der Patient 30 Minuten nach der Applikation in der Praxis verweilen und unter Beobachtung bleiben.“ Für den Notfall haben Ärzte Medikamente griffbereit, die die Nebenwirkungen abschwächen.

Hyposensibilisierung hilft „meist ein Leben lang“

Entwickelt ein Patient jedoch keine starken Nebenwirkungen, sodass die Therapie abgebrochen werden müsse, könne die Hyposensibilisierung „meist ein Leben lang“ von starken Allergiebeschwerden befreien.

Allerdings gebe es bisher „nur wenige Langzeitstudien zum Langzeiteffekt einer Hypo“, wie Prof. Jakob erklärt. „Manche Patienten wurden in der Kindheit erfolgreich immunisiert und entwickeln 20 Jahre später wieder eine stärkere Allergie.“ In einem solchen Fall sei es aber kein Problem, eine weitere Therapie anzuschließen.