Die Lösung oder einfach nur realitätsfern?

Sollen wir jetzt alle aufs Land ziehen?

Raus aus der Stadt und ab aufs Land.
Weil auf dem Land knapp zwei Millionen Wohnungen leer stehen, wirbt Bundesbauministerin Klara Geywitz (48/SPD) für einen Umzug. Das soll die Großstädte und Metropolregionen entlasten. Ist DAS die Lösung gegen den akuten Wohnungsmangel oder einfach nur völlig realitätsfern? RTL hakt nach.

Geywitz wirbt für den Umzug aufs Land

Bauministerin Klara Geywitz will Menschen aufgrund der Wohnungsnot zum Umzug aus der Großstadt ins Umland oder in kleinere Städte bewegen. „Gerade in kleinen und mittelgroßen Städten ist das Potenzial groß, weil es dort auch Kitas, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und Ärzte gibt“, sagt die SPD-Politikerin der Neuen Osnabrücker Zeitung. „Knapp zwei Millionen Wohnungen in Deutschland stehen leer. Aber in unseren Großstädten oder Metropolregionen herrscht ein riesiger Bedarf. Wir werden daher Ende des Jahres eine Strategie gegen den Leerstand vorlegen“, sagt Geywitz. „Im November sollten wir so weit sein.“

Klara Geywitz bei der Vorstellung des Frühjahrsgutachtens vom Rat der Immobilienweisen in der Bundespressekonferenz.
Bauministerin Klara Geywitz wirbt fürs Landleben.
Carsten Koall/dpa

So ist es auch in Wermsdorf in Sachsen, hier ist die Idylle zu Hause und mit ihr nur noch knapp 5.000 Einwohner. Der Bürgermeister Matthias Müller wirbt für seinen Ort: „Infrastruktur in vielen Bereichen, Abwasser, Trinkwasser ist für mehr Leute da, als mittlerweile hier leben”, sagt er. Hier gibt es also den Wohnraum, der in der Stadt so knapp und teuer ist.

Die Ministerin sieht gerade beim Thema Homeoffice große Chancen: Viele Menschen hätten in der Vergangenheit für die Jobsuche ihre Heimat verlassen. „Homeoffice und Digitalisierung bieten aber inzwischen ganz neue Möglichkeiten für das Leben und Arbeiten im ländlichen Raum. Und diese wollen wir stärken“, sagt sie.

In Deutschland werden mehr neue Wohnungen gebraucht, als entstehen. Die Bundesregierung hatte sich zu ihrem Start vor drei Jahren 400.000 Wohnungen pro Jahr vorgenommen. Im vergangenen Jahr wurden bundesweit aber nur 295.000 Wohnungen fertig.

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„Aber prinzipiell gerne aufs Land, finde es schön“

Aber können sich die Menschen in der Stadt überhaupt vorstellen, aufs Land zu ziehen? Leipzig ist rund 50 km von Wermsdorf entfernt – hier hat RTL nachgefragt: „Also für mich persönlich wäre es nichts. Ich bin vom Land in die Stadt gezogen, weil hier mehr los ist.“, sagt ein Mann. Eine Frau könnte sich zwar theoretisch vorstellen, auf dem Land zu leben, aber: „Ich werde nicht im Homeoffice arbeiten können und von daher muss der Weg machbar sein. Aber prinzipiell gerne aufs Land, finde es schön.“, erklärt sie.

Passantin in Leipzig
Raus aufs Land - das könnte sich diese Passantin in Leipzig schon vorstellen, nur leider passt es nicht mit ihrem Job.

Die Opposition hält wenig vom Plan der SPD-Ministerin: Ulrich Lange von der CSU sagt im RTL-Interview: „Es macht keinen Sinn, Menschen dorthin umzusiedeln, wo am Ende weder das Lebensumfeld noch die Arbeitsplätze da sind, noch die Versorgung und Infrastruktur.“

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Der Städte- und Gemeindebund begrüßt den Vorstoß hingegen. Mit rund 1,3 Millionen marktfähigen Wohnungen böte sich in ländlichen Regionen eine große Chance, die Wohnungsmärkte in den Ballungsräumen zu entlasten und gleichzeitig kleine und mittlere Städte und Gemeinden zu stärken, sagte Hauptgeschäftsführer Andre Berghegger den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Er fordert aber auch die Bereitstellung notwendiger Gelder für Infrastruktur, schnelles Internet, Freizeitangebote, Schulen und öffentliche Verkehrsmittel, um Menschen zum Umzug aufs Land zu bewegen. (eku, mit dpa)