RTL spricht mit YouTuber und ExpertenSkurriler Social-Media-Trend: Hobby-Ermittler behindern echte Kriminalarbeit
True-Crime-Spaß für die einen, lästiger Albtraum für die anderen!
Immer mehr TikToker und YouTuber stürzen sich in echte Kriminalfälle, analysieren Spuren, befragen Zeugen – und ermitteln auf eigene Faust. Doch auf der Jagd nach Klicks gefährden sie die Arbeit der echten Ermittler. RTL trifft einen dieser Hobbydetektive und fragt bei den Behörden nach, wie die das finden - im Video oben.
Hobbydetektive stellen Gefahr für Ermittler dar
Vor allem im Internet sorgen ungeklärte Kriminalfälle für immer größer werdende Begeisterung, locken zahlreiche Hobbydetektive an, die ohne weitere Vorkenntnisse selbst auf Spurensuche gehen. Dabei steht besonders der ungeklärte Fall der verschwundenen Rebecca Reusch im Fokus. Die 15-Jährige ist seit sechs Jahren spurlos verschwunden.

„Man darf nicht vergessen: Das ist ein 15-jähriges Mädchen“, erklärt Bernhard Wagner im Gespräch mit RTL. Er selbst beschäftigt sich auf seinem YouTube-Kanal mit dem Fall, diskutiert Einzelheiten mit Zuschauern in Live-Streams. „Das hat es verdient, nicht vergessen zu werden. Es kann doch nicht sein, dass über Nacht ein Mädchen verschwindet.“
Auch auf TikTok präsentieren zahlreiche Kanäle vermeintlich neue Beweise oder Entwicklungen – die häufig zur Gefahr für die tatsächlichen Ermittler werden.
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„Grundsätzlich haben wir Probleme auf mehreren Ebenen. Wenn Hobbydetektive einen mutmaßlichen Tatort finden, dann zertrampeln die den Tatort und unsere Spuren sind für die Tonne“, berichtet der Berliner Oberstaatsanwalt Sebastian Büchner. Gefährlich sei es zudem, wenn Hobbyermittler versuchen würden, Personen aufzuspüren und dies mit ihren Smartphones dokumentieren. So könnten „Aussagen verfälscht werden.”
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Spekulationen im Netz nicht strafrechtlich relevant
Hinzu kommt auch: „Die Akten, die bei der Staatsanwaltschaft liegen, die kennen ja die Online-Ermittler nicht“, wie Profiler Patrick Rottler erklärt. So würden häufig Halbwahrheiten kreiert, die daraufhin im Netz zirkulieren und eine Geschichte „außenrum“ erzählen. Manche User könnten zudem absichtlich Dramen inszenieren. Denn auf Social Media zählt bekanntlich vor allem eines: Klicks!
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Auf den Vorwurf mögliche Halbwahrheiten zu verbreiten angesprochen, gibt YouTuber Bernhard Wagner zu: „Da haben die natürlich recht. Aber wir wollen ja auch keine tote Person finden. Wir nehmen unsere Zuschauer einfach mit. Die sind uns einfach sehr dankbar, dass wir da vor Ort sind, und denen mal einen Einblick geben.”

Strafrechtlich sei es tatsächlich „nicht relevant“, wenn Hobbyermittler ihre Spekulationen im Netz veröffentlichen. Umso wichtiger sei dagegen die menschliche Seite, wie der Berliner Oberstaatsanwalt anfügt. „Das Problem ist, dass bei Tötungsdelikten die Hinterbliebenen traumatisiert werden. Bei Sexualdelikten dann auf einmal wieder die Tat ins Licht der Öffentlichkeit gezogen wird.”
So unterhaltsam und in einigen Fällen gewiss auch hilfreich solche True-Crime-Nachforschungen auch sein können, am Ende geht damit eine große Verantwortung einher – und die können für tatsächliche Ermittler und Betroffene schnell zum Problem werden.
Verwendete Quellen: eigene RTL-Recherche