Schon JETZT so viele Böller-Opfer wie nie

„Das gehört in keine Kinderhände!” – Kinderchirurgin schlägt Alarm

Dr. Mechthild Sinnig warnt vor „Kinder-Böllern”
Dr. Mechthild Sinnig musste bereits einige junge Böller-Opfer behandeln.
imago images/Marius Schwarz / RTL Nord
von Metin Turan und Anna-Sophie Schütz

Ärztin warnt vor „Kinder-Böllern”!
Seit Jahren behandelt Dr. Mechthild Sinnig schon Feuerwerksverletzungen bei Kindern und Jugendlichen. Doch so viele Verletzte wie in diesem Jahr hat auch die erfahrene Chirurgin noch nicht erlebt. Im Gespräch mit RTL verrät sie, ab welchem Alter sie Feuerwerk empfiehlt.

„Da sollte man einen Riegel vorschieben”

„In diesem Jahr fängt es tatsächlich schon sehr früh an. Seit November behandeln wir schon Böllerverletzungen”, berichtet die Oberärztin in der Kinderchirurgie und -urologie des Kinderkrankenhauses auf der Bult in Hannover im Gespräch mit RTL. Bereits vier schwerverletzte Kinder musste sie in diesem Jahr schon behandeln − und das noch vor Silvester. „Das ist deutlich mehr, als wir jemals zuvor hatten!”

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Schuld an diesen schweren Verletzungen seien bisher sogenannte „Kinder-Böller” gewesen. Sie zählen zur Feuerwerks-Kategorie F1 und umfassen kleinere, vermeintlich harmlose Böller wie Knallerbsen, Wunderkerzen, Bodenwirbel oder Tischfeuerwerk. Kaufen kann man sie das ganze Jahr über ab einem Alter von zwölf Jahren. „Das ist echtes Feuerwerk, was explodiert. Und das gehört in keine Kinderhände!”, warnt Dr. Mechthild Sinnig. „Das gehört vor allen Dingen nicht frei verkäuflich, da sollte man auf jeden Fall einen Riegel vorschieben.”

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Unfall-Situationen wiederholen sich

Aus langjähriger Erfahrung weiß die Chirurgin: Unfälle mit vermeintlich ungefährlichem Kinder-Feuerwerk passieren meistens in typischen Situationen. Immer wieder behalten Kinder und Jugendliche entzündete Knaller zu lange in der Hand, sammeln noch nicht explodierte Blindgänger wieder auf und entzünden sie an der nur noch kurzen Zündschnur oder werfen Böller einfach in die Menge. Die häufigsten Folgen: Explosionsverletzungen und (tiefe) Verbrennungen. „Tiefe Verbrennung heißt immer, dass die gesamte Haut verbrannt ist und nicht mehr von alleine heilen kann. Das heißt, das sind Verbrennungen, die immer mit einer Hauttransplantation behandelt werden müssen”, erklärt Dr. Mechthild Sinnig. Regelmäßig werden auch die Nerven beschädigt, da diese mit verbrennen.

Dieses Böller-Alter empfiehlt die Ärztin

Nach Einschätzung der Chirurgin sollten Jugendliche ab 16 Jahren reif genug sein, um verantwortungsvoll mit Feuerwerk umgehen zu können. „Alle jüngeren Kinder sollten meiner Meinung nach in Begleitung oder in Anwesenheit eines Erwachsenen böllern”, empfiehlt sie. Natürlich müsse aber individuell entschieden werden, da alle Kinder und Jugendliche unterschiedlich gewissenhaft seien.

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Eltern rät Dr. Mechthild Sinnig: „Das Allerwichtigste ist, dass die Eltern ihre Kinder über die Gefahren aufklären. Einfach, wirklich in Ruhe vorher mit ihnen sprechen. Sagen, wie wichtig es ist, die Dinger wegzuschmeißen, nicht in die Richtung von anderen Menschen zu schmeißen, genügend Abstand zu haben und die Augen zu schützen.”