Wegen defekter Toilette

Seniorin muss in Bahn auf Boden urinieren

Ein Regionalzug der Deutschen Bahn fährt durch einen Bahnhof.
Keine funktionierende Toilette weit und breit, wie löst man das Problem? Eine Frau hat sich im Regionalzug fürs Wildpikeln entschieden. (Symbolbild)
Jonas Walzberg/dpa/Symbolbild

Wenn man muss, dann muss man eben…

Ärgerlich nur, wenn dann keine Toilette vorhanden ist. So erging es einer 78-Jährigen in einem Zug, die sich dann nicht anders zu helfen wusste, als auf den Boden zu urinieren. Was hinter der Geschichte steckt.

Aussteigen kam nicht infrage

Mitte Juli sitzt eine 78-jährige Frau im Zug von Köln nach Königswinter. Der Anfang der Geschichte klingt unspektakulär – und sie hätte auch unspektakulär enden können, wäre da nicht ein Problem: Die Seniorin muss während der Fahrt auf die Toilette. Sechs Toiletten habe es in der Regionalbahn gegeben, sagt die Seniorin der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ), aber nicht eine war benutzbar. Was also tun?

Die Frau wendet sich an den Zugbegleiter. Eine Lösung hat er nicht. Auch eine Diensttoilette oder ähnliches gab es in der Regionalbahn nicht, bestätigt die Bahn auf Anfrage dem WDR. Der Zugbegleiter rät der Frau also am nächsten Bahnhof auszusteigen, dort eine Toilette zu suchen und mit dem nächsten Zug ihre Reise fortzusetzen. Keine gute Idee, findet die Seniorin, denn sie ist nicht allein unterwegs: Sie begleitet einen 86-Jährigen, der Demenz hat. Ihn für längere Zeit allein zu lassen, während sie eine Toilette sucht, hielt die Frau für nicht möglich. Kurzerhand löst die Frau ihr Problem auf dem Boden der 1. Klasse und hinterlässt eine Pfütze. Das sei alternativlos gewesen, sagt die Mülheimerin der WAZ.

So reagiert die Bahn

Ganz so alternativlos findet die Deutsche Bahn das Wildpinkeln nicht und schickt der Frau ein Bußgeld: 60 Euro soll sie für die Verunreinigung zahlen. Mittlerweile hat die Bahn sich allerdings entschuldigt und das Bußgeld zurückgezogen. In dem Zug sei tatsächlich keine Toilette verfügbar gewesen, allerdings hätte es von vornherein nur eine gegeben, erklärt das Unternehmen gegenüber der WAZ. Damit widerspricht die Bahn den Schilderungen der Frau.

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Darf ein Zug ohne Toilette fahren?

„So ein Zug darf gar nicht fahren“, beschwert sich die Seniorin gegenüber der Zeitung. Das stimmt so allerdings nicht: Regionalzüge können ohne funktionierende Toiletten fahren, das sei eine Abwägung des Lokführers. Ein Recht auf eine Toilette gebe es in diesen Zügen nicht, erklärt Rechtsanwalt Volker Schröder der Tagesschau. Anders sieht es bei Fernzügen aus, hier müssen funktionierende Toiletten vorhanden sein. (iga)