Mindestens elf Tote bei Schüssen an Schule in Schweden

„Er blutete so stark” – Marwa hilft Verletztem, anstatt zu fliehen

Plötzlich bricht Panik aus...
Als gegen 12.30 Uhr am Dienstag (2. Februar) Schüsse am Campus Risbergska im schwedischen Örebro fallen, handelt Marwa geistesgegenwärtig. Ein Mensch wird vor ihren Augen in die Schulter getroffen – doch statt zu fliehen, leistet sie erste Hilfe. „Meine Kleidung war voller Blut“, erzählt die Augenzeugin im Interview mit dem schwedischen Sender TV4.

Ermittler in Örebro gehen nicht von Terror-Akt aus

Mehrere Menschen sind nach den Schüssen in der Risbergska-Schule in Örebro gestorben, wie die Polizei auf einer Pressekonferenz mitteilt. Auch der Schütze selbst befindet sich unter den Toten. Marwa hat gerade Unterricht, als die ersten Schüsse fallen. Menschen beginnen zu schreien und um ihr Leben zu rennen. „Wir haben keinen Alarm gehört, also wussten wir nicht, ob es ein Notfall war oder warum sie rannten“, erinnert sie sich mit Tränen in den Augen bei TV4.

Marwa wird Augenzeugin der Bluttat und leistet erste Hilfe.
Marwa wird Augenzeugin der Bluttat und leistet erste Hilfe.
APTN

„Als wir die Tür öffneten und herauskamen, sahen wir eine Person, die überall herum schoss. Einem Mann neben mir wurde in die Schulter geschossen. Er blutete so stark, dass, als ich hinter mich sah, drei Leute auf dem Boden lagen, die vom Blut ohnmächtig wurden. Alle waren geschockt und sagten: ‘Raus hier, raus hier’“, erzählt sie. Zusammen mit einem Freund habe sie versucht, die Blutung des Schülers zu stillen. „Die Leute waren sehr schockiert. Die Polizei war nicht da, kein Krankenwagen, wir haben geholfen“, sagt sie.

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Schal wird zum Notverband

Sie habe den Schal ihrer Freundin genommen und damit eine Art Verband um die Schulter des Verletzten gebunden: „Ich habe versucht, mich an alles zu erinnern, was ich als Krankenschwester gelernt habe, aber es war nicht wie in der Ausbildung, es war sogar noch schwieriger“, gibt sie an. Marwa sagt, sie habe ihre Sachen in der Schule verloren und musste sich von einem Mann draußen eine Jacke leihen.

„Meine Kleidung war voller Blut“, so Marwa, deren Welt nach der brutalen Tat nicht mehr dieselbe ist: „Es ist meine Schule, es war unser Ort. Wir haben uns dort sicher gefühlt, und wir haben gute Beziehungen aufgebaut. Man könnte sagen, es war wie ein zweites Zuhause. Jetzt weiß ich nicht, ob ich wieder zur Schule gehen kann.“

An der Schule in Schweden kam es zu einem Großeinsatz.
An der Schule in Schweden kam es zu einem Großeinsatz.
Kicki Nilsson/TT News Agency/AP/dpa
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Fahnen an den Schulen auf halbmast

Der Sender SVT berichtete, dass die Erwachsenen-Schule für den Rest der Woche geschlossen bleiben wird. Die anderen Schulen in Örebro werden demnach am Mittwoch zwar geöffnet sein, aber die Fahnen werden auf halbmast gesetzt. Den Betroffenen werde Krisenhilfe angeboten, meldet SVT.

Örebro liegt etwa 200 Kilometer westlich von der schwedischen Hauptstadt Stockholm. Der Campus Risbergska ist eine Art Bildungszentrum, an dem Erwachsene ab 20 Jahren sowohl Hauptschul-, Gymnasial- als auch Sprachkurse belegen und Berufsausbildungen machen können. Ob Marwa ihre Schule je wieder betreten werden kann, ist im Moment noch völlig unklar. Sie erholt sich von dem Erlebten. (xes)