Ermittlungen wegen „Menschen-Safaris”Kriegstouristen sollen für Jagd auf Kinder gezahlt haben

Sarajevo-Gedenktafel
Diese Gedenktafel erinnert an die während der Belagerung Sarajevos getöteten Kinder.
Enex

Sie sollen „aus Vergnügen” Menschen erschossen haben.
Die Mailänder Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen wegen eines möglichen Scharfschützen-Tourismus in den 90er-Jahren eingeleitet. Italienische „Kriegstouristen” sollen im Bosnienkrieg an der Belagerung Sarajevos teilgenommen und hohe Summen bezahlt haben, um unschuldige Zivilisten zu erschießen, darunter Kinder.

Sarajevo wurde im Bosnienkrieg vier Jahre lang belagert

Vier Jahre dauerte die Belagerung der bosnischen Hauptstadt durch serbisch-bosnische Milizen. Mehr als 10.000 Menschen wurden zwischen 1992 und 1996 in Sarajevo durch Artillerie- und Scharfschützenbeschuss getötet – die längste Belagerung einer Hauptstadt in der Geschichte der modernen Kriegsführung.

Bei den Ermittlungen der Mailänder Staatsanwaltschaft geht es um den Verdacht, dass wohlhabende Italiener sowie Bürger anderer Staaten zwischen 1993 und 1995 den damaligen bosnisch-serbischen Streitkräften Geld für „Menschen-Safaris” bezahlt haben. Ein mehrtägiger Aufenthalt am Rande Sarajevos soll italienischen Medienberichten zufolge rund 80.000 Euro gekostet haben. Das Schießen auf Kinder soll noch teurer gewesen sein.

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Dokumentarfilm „Sarajevo Safari” brachte Vorwürfe gegen „Kriegstouristen” ans Licht

Die Vorwürfe waren bereits 2022 durch den Dokumentarfilm „Sarajevo Safari” des slowenischen Filmemachers Miran Zupanic an die Öffentlichkeit gelangt. Die neuen Ermittlungen gehen auf eine Klage des in Mailand lebenden Schriftstellers und Journalisten Ezio Gavazzeni zurück. Der ehemalige Richter Guido Salvini und Benjamina Karic, Sarajevos Bürgermeisterin von 2021 bis 2024, unterstützen die Klage.

In dem 17-seitigen Dokument nennt Gavazzeni als Quelle für die Anschuldigungen auch eine Person aus dem bosnischen Geheimdienst. Den Informationen des Journalisten zufolge waren Ende 1993 mindestens fünf Ausländer auf den Hügeln rund um Sarajevo unterwegs, um auf Zivilisten zu schießen. Unter diesen Kriegstouristen sollen mindestens drei Italiener gewesen sein.

Verwendete Quellen: Deutschlandfunk, Daily Mail, Kronen Zeitung, Euronews