Polizei nimmt neue Lagebewertung vor

Wer für die Familie des vermissten Pawlos (6) jetzt besonders wichtig ist

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Seit mehr als einer Woche wird der Sechsjährige vermisst
Boris Roessler/dpa

Seit dem 25. März spurlos verschwunden.
Im Fall des vermissten Pawlos (6) aus dem hessischen Weilburg steht eine neue Lagebewertung der Polizei an. Für die Angehörigen kommt es gerade jetzt auf das sogenannte soziale Netz an, wissen Notfallhelfer.

Mann hilft Pawlos von der Straße, dann verliert sich seine Spur

Bei der Betreuung von Angehörigen vermisster Kinder gehe darum, Menschen aus dem persönlichen Umfeld einzubinden, um Betroffene zu unterstützen, so Dirk Hewig. Er ist Landesfachbeauftragter Psychosoziale Notfallversorgung im Landesverband Hessen des Deutschen Roten Kreuzes. Das können Freunde oder Bekannte, vielleicht aber auch Mitarbeiter der Schule des Vermissten sein, weiß er.

Pawlos’ Familienmitglieder beobachten Taucher bei der Suche nach dem Jungen
Pawlos’ Familienmitglieder beobachten Taucher bei der Suche nach dem Jungen
RTL

Pawlos, der laut Polizei eine „autistische Veranlagung” hat, war am 25. März nach dem gemeinsamen Mittagessen aus seiner Förderschule im mittelhessischen Weilburg weggelaufen und gilt seither als vermisst. Am gleichen Tag begann eine Suche nach dem Jungen, an der sich zeitweise hunderte Einsatzkräfte und Helfer beteiligten, ohne entscheidende Hinweise auf ihn zu finden.

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Zuletzt war ein Video aufgetaucht, das Pawlos laut Polizei „mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit” zeigt. Darauf sei zu sehen, wie das Kind auf einer stark befahrenen Straße stehe. Ein Verkehrsteilnehmer habe ihn daraufhin von der Fahrbahn begleitet, unmittelbar danach den Polizeinotruf gewählt und seine Beobachtungen geschildert, doch sei der Junge davongelaufen.

Video-Tipp: Dieses Video von Pawlos macht den Ermittlern Hoffnung

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Wendepunkte im Vermisstenfall Pawlos?

Am Freitag (4. April) will die Polizei eine neue Lagebewertung vornehmen. Für die betroffenen Angehörigen seien gerade solche Wendepunkte in einem Vermisstenfall erfahrungsgemäß besonders belastend, sagte Hewig. Sie machten ihnen deutlich, dass die Hoffnung auf einen guten Ausgang der Suche schwinde. Viele Betroffene befürchteten in diesen Situationen zusätzlich, dass Unterstützung von Notfallhelfern wegbreche. Doch die Sorge sei unbegründet: Die Profis hätten einen Blick dafür, wann sie ihre Hilfe beenden könnten.

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Die Angehörigen von Vermissten litten in der Regel stark darunter, keine Gewissheit zu haben, was mit ihren Liebsten passiert ist. Wenn gesicherte Fakten vorlägen, könnten sie das Ereignis hingegen begreifen und sich damit auseinandersetzen. Solange Hoffnung bestehe, klammerten sich viele Angehörige an jeden Strohhalm und orientierten sich daran - das könne auch die Arbeit der Polizei in solchen Fällen besonders herausfordernd machen.

Unterstützung für die Angehörigen

Hewig kennt Fälle, in denen Betroffene sich nicht mehr trauten, das Haus zu verlassen, weil sie wie gebannt auf neue Informationen zu vermissten Angehörigen warteten - dabei wäre vielleicht gerade das für den Stressabbau wichtig.

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Generell bestehe die Aufgabe der psychosozialen Akuthilfe vor allem darin, Menschen beim „Aushalten” solcher belastenden Situationen zu unterstützen, sagte Hewig. Dabei könne es helfen, „ins Handeln zu kommen” und schrittweise auch in einen strukturierten Alltag zurückzufinden - auch damit sich nicht alles um die Suchsituation und das Warten drehe. (dpa)