Ermittler vermuten gezielten EinbruchHochgiftiges Arsen tritt aus Firma in Osterwieck aus

von Sebastian Stöckmann und Konrad Rampelt

Giftalarm in Sachsen-Anhalt!
Aus einer Metall-Firma am Rand von Osterwieck im Harz-Vorland ist hochgiftiges Arsen in die Umgebung gelangt. Das Gebiet wurde weiträumig abgesperrt, rund 200 Einsatzkräfte sind im Einsatz. Inzwischen gehen die Behörden von einem gezielten Einbruch aus.

Arsen in Osterwieck: Einsatzkräfte erkunden Firmengelände

Wie der Landkreis mitteilte, kam es am Morgen zu einer sogenannten Großschadenslage. Auf dem Gelände eines metallverarbeitenden Betriebs und dem umliegenden Feld sei Arsen in Pulver- und Granulatform ausgetreten. Das Unternehmen stellt laut Landkreis hochreine Metalle für die Elektronik- und Halbleiterindustrie her.

„Es sind vielfache Mengen von Arsen im unmittelbaren Umfeld des Firmengeländes ausgebreitet”, teilte eine Sprecherin mit. Laut RTL-Informationen war der Auslöser offenbar ein Einbruch, die Täter sollen eine unbekannte Menge an Arsen gestohlen und verteilt haben. Inzwischen bestätigte Polizeisprecherin Maxi Fritzsche den Einbruch. Der mutmaßliche Fluchtweg wurde mit einer Drohne abgeflogen. Dabei wurden auf dem benachbarten Feld erste Arsen-Spuren entdeckt.

Lese-Tipp: Gesundheitslexikon – Arsen

Elf Fundorte mit hochgiftigen Chemikalien – LKA ermittelt

Wie eine Sprecherin des Landkreises RTL weiter bestätigte, wurden „an elf Stellen Kartons gefunden – teils leer, teils befüllt mit Ampullen voller Arsenverbindungen.”

Laut aktuellen Erkenntnissen handelt es sich unter anderem um Arsenchlorid, ein extrem toxisches Granulat, das bereits bei Hautkontakt gefährlich werden kann.

So sieht der hochgiftige Gefahrenstoff aus.
So sieht der hochgiftige Gefahrenstoff Arsen aus.
Landkreis Harz
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Toxikologe warnt: Arsenchlorid kann beim Einatmen tödlich sein

Toxikologe Prof. Torsten Schöneberg von der Universität Leipzig stellt klar: „Reines Arsen ist kein Schwermetall, sondern ein sogenanntes Halbmetall.” Es kann sich also je nach Bedingung wie ein Metall oder wie ein Nichtmetall verhalten.

Doch auch wenn die Substanz in den gefundenen Behältern nicht stabil wirke – Entwarnung gibt es nicht: „Metallisches Arsen – insbesondere in Pulverform – kann an der Luft und unter Feuchtigkeit oxidieren. Zudem brennt es gut”, warnt Schöneberg. Bei einem Brand könnten dabei hochgiftige Arsenverbindungen entstehen, etwa Arsenik, das schon in winzigen Mengen tödlich sein kann.

Arsenik kann verdampfen und über die Lunge aufgenommen werden. Selbst Hautkontakt mit bestimmten Arsenverbindungen kann zu schweren Symptomen führen. Von Blasenbildung über neurologische Ausfälle bis hin zum Tod.

Besonders brisant: Im Ersten Weltkrieg wurde Arsenchlorid sogar als chemischer Kampfstoff eingesetzt.

Arsen wird heute vor allem in der Halbleitertechnik eingesetzt, etwa in Form von Galliumarsenid für Mikrochips, Laserdioden und Solarzellen. Außerdem wird es in Metalllegierungen verwendet, um Kupfer oder Blei härter und korrosionsbeständiger zu machen. Arsen ist zwar extrem giftig, aber in fein dosierten, kontrollierten Formen unverzichtbar für moderne Technik, besonders in der Mikroelektronik.

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Landkreis bittet Bevölkerung um Vorsicht

Laut Kreisverwaltung sind rund 200 Kräfte von Feuerwehr, Umweltamt und Spezialkräften im Einsatz. Das Gelände sei weiträumig abgesperrt. Eine akute Gefährdung der Bevölkerung bestehe derzeit nicht, hieß es. Dennoch bittet der Landkreis, Anwohner das betroffene Gebiet zu vermeiden. Wer auffällige Glasbehälter oder Rückstände sieht, soll sich sofort entfernen und die Einsatzkräfte verständigen.