Nach Weihnachtsmarkt-Attacke in Magdeburg

„Die Situation hat sich verschärft“ – Experte schätzt Sicherheitslage ein

Der Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt erschüttert Deutschland!
Die Polizei hat einen 50-Jährigen festgenommen, der am Freitagabend gezielt mit einem Auto in einen Weihnachtsmarkt raste. Wie konnte das nur passieren? RTL-Sicherheitsexperte Michael Ortmann ordnet die aktuelle Lage ein. Oben im Video findet ihr das gesamte Interview.

Nach Todesfahrt in Magdeburg: Wie ist die aktuelle Sicherheitslage?

Das ganze Land ist bestürzt und besorgt.

In Magdeburg ist am Freitagabend (20. Dezember 2024) ein Auto in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt gerast. Fünf Menschen sind tot. Dutzende wurden verletzt. Bereits vor einigen Wochen hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser wegen der angespannten Sicherheitslage zu erhöhter Wachsamkeit bei Weihnachtsmarktbesuchen gemahnt. Nun ist es tatsächlich zu einem Anschlag gekommen.

Lese-Tipp: Mann rast in Magdeburger Weihnachtsmarkt – Zahl der Toten auf fünf gestiegen

Doch wie ordnet Sicherheitsexperte Michael Ortmann die aktuellen Ereignisse in Magdeburg ein? Mit Blick auf die Festnahmen der letzten Monate passt der tatverdächtige 50-Jährige laut des Experten zumindest nach bisherigem Informationsstand nicht ins typische Bild. „Es ging überwiegend um junge, teilweise sehr junge Teenager, die 14 oder 15 Jahre alt waren oder Anfang 20-Jährige, die meinten, dass sie Anschläge in Deutschland verüben müssten. Dass wir hier jetzt tatsächlich einen wesentlich älteren und scheinbar gut etablierten Arzt aus Saudi-Arabien haben, das ist schon sehr ungewöhnlich“, erklärt der Sicherheitsexperte.

Sicherheitsexperte: „Radikalisierung hat dramatisch zugenommen“

„Wir sehen aber eben auch, dass die Radikalisierung in den letzten Monaten dramatisch zugenommen hat“, so der Experte weiter. Das habe ganz viele unterschiedliche Gründe, wie Ortmann im Interview weiter ausführt.

„Ein Grund ist, dass wir sehen, dass sich in Afghanistan der sogenannte Islamische Staat (IS) hat reorganisieren können, doch die Taliban dort nicht in der Lage sind, den Islamischen Staat zu bekämpfen. Jedenfalls nicht umfassend“, erklärt Ortmann. All das habe mit dem Rückzug der internationalen Allianz vor Ort zu tun – also bereits 2021 begonnen. „Das hat viele Islamisten wieder auf den Plan gerufen“, befürchtet der Experte.

Sicherheitsexperte Michael Ortmann im Interview.
Sicherheitsexperte Michael Ortmann im Interview.
RTL

Solche internationalen Entwicklungen seien auch für Menschen mit Gefährder-Potenzial eine Initialzündung. Auch der Terror-Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und der darauffolgende Gaza-Krieg haben laut Ortmann einen Einfluss auf die Sicherheitslage: „Der Krieg im Nahen Osten hat viele Emotionen geweckt, auf allen Seiten.“

Lese-Tipp: Nach Todesfahrt auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg! Wie gehen wir jetzt mit der Angst um?

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Sicherheitslage schon länger angespannt: „Vier oder fünf verschiedene Festnahmen“

Laut des Experten sei außerdem die angespannte Situation in Syrien nun ebenfalls noch hinzugekommen. „Wir sehen eben auch, dass hier islamistisch motivierte Milizen die syrische Armee vertrieben haben“, weiß Ortmann.

All diese verschiedenen internationalen Vorgänge gilt es bei der Beurteilung der Sicherheitslage laut des Experten jetzt zu berücksichtigen. Die Festnahmen der letzten Wochen hätten dabei für sich gesprochen. „Wir hatten allein Ende Dezember bis November vier oder fünf verschiedene Festnahmen von Personen. Darunter auch welche, die tatsächlich Anschläge auf Weihnachtsmärkte planten“, erklärt Ortmann.

Lese-Tipp: Todesfahrer von Magdeburg kündigte Anschlag auf X an

Und: „Wir sehen insgesamt, die Situation hat sich verschärft. Es gibt unterschiedliche Gründe. Es gibt auch mal Organisationen, die im Hintergrund ein bisschen animieren und motivieren, damit Menschen Anschläge verüben“, warnt der Experte abschließend. Die genaueren Hintergründe des Magdeburger Anschlags sind jedoch noch Gegenstand aktueller Ermittlungen. So soll es sich bei dem Tatverdächtigen um einen Anti-Islamisten handeln. (mjä)