Expertin erklärt mögliche Femizid-Auslöser
Jeden Tag versucht ein Mann, eine Frau zu töten

Täglich werden Frauen oder Mädchen bedroht oder umgebracht.
Der Grund: Sie sind Frauen. Doch was treibt die Täter zum Mord? Und und was muss sich ändern, damit Frauen besser geschützt sind? Eine Expertin klärt auf.
Frau soll von Mann angezündet worden sein
Am Montag stirbt eine Frau in Goslar, wohl weil ihr Mann ihren Tod wollte. Die Frau soll mit einer brennbaren Flüssigkeit überschüttet und dann angezündet worden sein. Die 40-Jährige stürzte aus einem Fenster aus dem ersten Stock des Wohnhauses. Die genauen Hintergründe sind noch unklar. Nach RTL-Nord-Informationen soll das Paar erst vor rund zwei Wochen in das Haus gezogen sein. Laut Nachbarn wirkte der Mann „komisch”. Auch das Gerücht, dass die Frau ein Verhältnis gehabt haben soll, steht im Raum.
Lese-Tipp: Hat er Ex-Freundin Jenny getötet? Parkplatz-Killer auf der Flucht
Männer fühlen sich gekränkt
Eifersucht, Kontrolle und Besitzansprüche. Das alles sind mögliche Gründe, warum Frauen und Mädchen zum Beispiel im Jahr 2023 starben. Laut Bundeskriminalamt waren es 360. Viele davon waren Femizide. Bedeutet: Frauen wurden ermordet, weil sie Frauen sind. Meist von Männern aus ihrem engsten Umfeld, weiß Frauenrechtsexpertin Inge Bell: „Man würde ja denken, wir leben in einer gleichberechtigten Gesellschaft und da ist dann das Gewaltpotenzial für Frauen, Opfer zu werden, gering. Leider ist es so, dass gerade, weil Gleichberechtigung und Emanzipation von Frauen so Einzug gehalten hat in unserer Gesellschaft, (...) da ist natürlich das Kränkungsrisiko für Männer gewachsen.”
„Was ich nicht haben kann, darf keiner haben”
Denn Frauen wollen arbeiten, sich mit Freundinnen treffen oder sich auch trennen. „Das sind alles Risikofaktoren dafür, dass Frauen Opfer von Gewalt werden durch ihre Männer oder Expartner”, erklärt die Expertin. Einige Männer seien davon dann gekränkt. Sie haben Angst vor Liebesverlust, vor Liebesentzug und eine tiefe Urangst, die lässt sie dann gewalttätig werden. „So nach dem Motto ´Was ich nicht mehr haben kann, das soll auch niemand anders haben´.”
Täglich versucht ein Mann seine Partnerin zu töten
Und das führt immer wieder zu Angriffen auf Frauen, die tödlich enden. Die Zahlen seien laut Inge Bell in den letzten Jahren angestiegen. „Vor zwei Jahren konnte man sagen, dass jeden dritten Tag eine Frau Opfer einer Frauentötung, eines Femizids wurde. Jetzt ist es so, dass man sagen kann, fast jeden zweiten Tag wird eine Frau Opfer von einem Femizid.” Laut Expertin versucht jeden Tag ein Mann seine Partnerin zu töten, fast jeden zweiten Tag gelinge dies. Ein großes Problem: Opfer werden häufig vom Täter belagert, weiß Bell. „Eins sollte man wissen, 90 Prozent der Opfer von Femiziden haben zuvor Stalking erlebt.”
Video-Tipp: Sie hat eine gewalttätige Beziehung überlebt
Hilfe kommt oft zu spät
Die Polizei kann oft erst eingreifen, wenn es zu spät ist. Benjamin Jendro von der Gewerkschaft der Polizei: „Jemand muss sich schon relativ stark an einer Frau vergehen, dass ihm überhaupt mal irgendwas passiert. Die Justiz ist natürlich völlig überfordert, kommt nicht hinterher. Und dann kommt der Rechtsstaat momentan an seine Grenzen.” Deshalb fordert Frauenrechtsexpertin Inge Bell eine Veränderung des Gesetzes. Femizide sollen als eigener Strafstandbestand anerkannt werden, so könnten diese härter bestraft werden und wirken abschreckender.
Seid ihr von häuslicher Gewalt betroffen?
Gibt es auch in eurem Leben häusliche Gewalt? Unter der kostenlosen Nummer 08000 - 116 016 oder unter www.hilfetelefon.de findet ihr Menschen, mit denen ihr darüber sprechen könnt.