Doch es liegt schon wieder ein Schatten darüber
Mutige Gisèle Pelicot – ihr neues Leben auf der Trauminsel

Sie hat sich ein neues Leben aufgebaut!
Monatelang stellt sich Gisèle Pelicot vor Gericht tapfer ihren Peinigern, ihrem Mann, wird so zur Ikone im Kampf gegen sexualisierte Gewalt an Frauen. Nach dem Ende des Prozesses zieht sie sich auf die malerische Île de Ré am Atlantik zurück. Hier schreibt sie jetzt an einem Buch, möchte ihr Leben wieder aufbauen. Aber der Streit mit einer französischen Zeitung trübt die Ruhe.
Gisèle Pelicot schreibt an ihren Memoiren
Auf der Insel sucht Pelicot Ruhe, möchte an ihrem Buch arbeiten. Frieden finden und alles verarbeiten, was sie mutig durchgestanden hat. Ende Januar 2026 sollen ihre Memoiren „Eine Hymne auf das Leben” beim Piper Verlag auf Deutsch erscheinen – zeitgleich mit der französischen Originalversion.
Lese-Tipp: Gisèle Pelicot sendet „eine Botschaft der Stärke und des Mutes”
„Mit diesem Buch hoffe ich, eine Botschaft der Stärke und des Mutes an alle zu senden, die schwierige Prüfungen durchleben”, zitiert der Verlag die Seniorin. „Mögen sie niemals Scham empfinden. Und mögen sie mit der Zeit lernen, das Leben wieder zu genießen und Frieden zu finden.“ Der amerikanische Sender HBO soll Pelicot in der Zeit begleiten, plant sogar eine Verfilmung, berichtet das französische Magazin Paris Match.
Gisèle Pelicot will gegen heimlich geschossene Fotos vorgehen
Doch es gibt auch schon wieder einen Schatten über diesem Glück. Genauer gesagt, sind es Fotos von Pelicot an der Seite eines Mannes. Gemeinsam mit ihm schlendert Pelicot über die Île de Ré, ist locker gekleidet und scheint den Alltag zu genießen. Doch das Bild, das diesen Moment festhält, wurde ohne ihr Einverständnis geknipst – und erschien am Donnerstag (17. April) auf der Titelseite des Magazins Paris Match! In dem Artikel wird der Mann als der neue Partner der 72-Jährigen bezeichnet.
Lese-Tipp: Bild von Vergewaltigungsopfer Gisèle Pelicot soll Kunden auf Sex-Website locken
Für Pelicots Anwalt Antoine Camus ein Skandal! Seine Klientin habe sich bewusst dazu entschieden, „den Medien fernzubleiben“, erklärt er im Gespräch mit dem Nachrichtensender BFMTV. „Wir beabsichtigen, systematisch gegen jede Verletzung der Intimsphäre ihres Privatlebens zurückzuschlagen. Sie hat sich ihren Ruhm nicht ausgesucht, sie wurde zehn Jahre lang ihres freien Willens beraubt und ihre Welt ist mit der Entdeckung tausender Fotos, die ohne ihr Wissen aufgenommen wurden, zusammengebrochen.“
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Gisèle Pelicot durchlebte zehn Jahre lang die Hölle
Über fast zehn Jahre lang betäubte Pelicots damaliger Mann Dominique sie immer wieder mit Medikamenten, missbrauchte und bot sie Dutzenden Fremden zur Vergewaltigung an. Ein Gericht verurteilte ihn im Dezember wegen schwerer Vergewaltigung zu 20 Jahren Haft. Neben ihm standen 50 weitere Männer vor Gericht, zumeist ebenfalls wegen schwerer Vergewaltigung. Das Gericht verhängte Strafen zwischen 3 und 15 Jahren Haft. Einige der Männer gingen in Berufung. Ihre Fälle sollen im Herbst neu aufgerollt werden. (fkl, mit dpa)