Roqia (15) betäubt, gewürgt und in den Rhein geworfen

Mutter redet sich vor Gericht raus! „Ich habe Roqia in Worms den Schal umgelegt”

Hassan M. (40) und Maryam M. (34) wird vorgeworfen, ihre 15-jährige Tochter heimtückisch ermordet zu haben.
Hassan M. (40) und Maryam M. (34) wird vorgeworfen, ihre 15-jährige Tochter heimtückisch ermordet zu haben.
RTL
von Konrad Rampelt

Haben sie ihre Tochter umgebracht, weil sie ihre Freiheit nicht duldeten?
Eine 15-jährige Jugendliche wird tot aus dem Rhein gezogen. Schnell geraten ihre Eltern in Verdacht. Jetzt stehen sie vor Gericht. Laut Anklage haben Hassan M. (40) und Maryam M. (34) ihre Tochter Roqia, von Mitschülern Ronja genannt, am 15. Juni 2024 in Worms getötet. Der Vorwurf: Heimtückischer, gemeinschaftlicher Mord. Doch schon zum Prozessauftakt wird klar: Die Eltern erzählen zwei völlig unterschiedliche Versionen der Tat. Der Vater gesteht, die Mutter streitet alles ab.

Vater schiebt erst alles auf Drogen – räumt dann doch die Tat ein

Der erste Prozesstag gegen Hassan (40) und Maryam M. (34) zeigt ein verstörendes Bild. Die Eltern geben sich vor Gericht als Opfer. Die Mutter zittert, weint, versteckt ihr Gesicht hinter einem Taschentuch. Der Vater wirkt gefasster, aber abgemagert. Doch die Tränen und Ausflüchte können nicht darüber hinwegtäuschen, was ihnen vorgeworfen wird.

Vor Gericht gibt Hassan M. die Tat über seinen Verteidiger zu. Doch er versucht, seine Schuld abzuschwächen. Er spricht von Drogenproblemen, psychischer Instabilität und Suizidgedanken. Er behauptet: „An dem Tag stand ich unter Drogeneinfluss und ich weiß nicht, was ich gemacht habe.” Die Staatsanwaltschaft zweifelt an dieser Version. Der Richter hakt nach: „Das mit den psychischen Problemen sollten Sie sich nochmal überlegen.” Dann folgt die Kehrtwende: Hassan M. gibt die Tat komplett zu, kündigt aber an, keine Fragen zu beantworten.

Ronja (15) wird leblos am Rhein in Worms entdeckt. Das Mädchen ist durch Ertrinken gestorben.
Roqia (15) wird leblos am Rhein in Worms entdeckt.
privat

Mutter stellt sich als Opfer dar

Ganz anders Maryam M. – sie betont in einer von ihrer Verteidigerin verlesenen Erklärung, dass sie nie geplant habe, ihrer Tochter etwas anzutun. Sie beschreibt sich als überforderte Mutter, die mit der Erziehung ihrer Tochter nicht mehr zurechtkam. Sie behauptet von ihrem Ehemann regelmäßig geschlagen worden zu sein. Roqia habe sich verändert, falsche Freunde kennengelernt, sei aggressiv geworden. Sie selbst habe lediglich versucht, die Situation zu beruhigen.

Dann sagt sie vor Gericht einen Satz, der aufhorchen lässt: „Ich habe Roqia in Worms den Schal umgelegt, weil ihr kalt war.” Doch genau dieser Schal, so die Anklage, soll das Mordwerkzeug gewesen sein.

Lese-Tipp: „Meine Freundin hat draußen Liebe gesucht, weil sie zu Hause keine Liebe bekommen hat“ – RTL trifft Roqias beste Freundin am Grab

Lese-Tipp: Getötete 15-Jährige aus Worms starb durch Ertrinken

Laut Anklage waren die Eltern mit dem Lebensstil der Tochter nicht einverstanden. Roqia schminkte sich, kleidete sich modern, soll sich von ihren afghanischen Wurzeln entfernt haben. Doch auch ihr eigenes Verhalten soll problematisch gewesen sein. Die Anklage spricht von Drogenkonsum, Straftaten und körperlichen Übergriffen gegen Familienmitglieder. Doch für die Anklage steht fest: Ihre Eltern sollen sich gemeinsam entschieden haben, ihre Tochter zu töten.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Mit Tabletten ruhiggestellt – dann in den Tod geschickt?

Am 15. Juni 2024 soll die Situation in der gemeinsamen Wohnung in Pirmasens eskaliert sein. Nach einem Streit um ein Handy habe die Mutter Roqia beruhigen wollen und habe sie gezwungen, Tramadol-Tabletten einzunehmen, ein starkes Opioid, das sie in einen hilflosen Zustand versetzte. Später sei der Vater zur Wohnung gekommen. Gemeinsam sollen sie sich entschieden haben, Roqia wegzubringen. Mit dem betäubten Mädchen im Auto sei die Familie über mehrere Stationen nach Worms gefahren. Dort soll sie sieben weitere Tabletten bekommen haben, bis sie kaum noch stehen konnte.

Dann, so die Ermittler, sollen sich Maryam und Hassan mit ihrer Tochter an den Rhein begeben haben. Die Mutter sei zum Auto zurückgegangen, der Vater und Roqia blieben allein. Hassan M. soll sie geschlagen, mit dem Schal gewürgt und schließlich ohnmächtig 30 Meter bis ans Ufer geschleift haben. Dann habe er sie ins Wasser geworfen. Roqia ertrank.

Lese-Tipp: Aynur Hatun Sürücü - ermordet, weil die Familie ihr kein selbstbestimmtes Leben gönnte

Lese-Tipp: „Ehrenmorde” haben mit Ehre nichts zu tun – Frauen sterben, weil Familien etwas gegen ihren Lebensstil haben

Wer sagt die Wahrheit? Gericht muss entscheiden

Die Aussagen der Eltern widersprechen sich in vielen Punkten. Hat die Mutter eine größere Rolle gespielt, als sie zugibt? Hat der Vater wirklich aus eigenem Antrieb gehandelt? Das Gericht muss nun klären, wer die Schuld an Roqias Tod trägt. Für das 15-jährige Mädchen ist es zu spät, ihr Urteil wurde längst gesprochen. Ohne Verteidigung. Ohne Gnade.