Mit zwei Promille im OP

Suff-Arzt operiert Frau an Blinddarm - Kollegen ziehen Reißleine

Rudolf E. arbeitet aktuell weiterhin als Arzt.
Rudolf E. führte den Eingriff mit über 2 Promille im Blut durch.
RTL Nord

Es ist wohl die Horror-Vorstellung jedes Patienten!
Als Notfall kommt eine Frau im August 2022 in ein Krankenhaus im niedersächsischen Melle. Ihr Blinddarm muss raus. Vertrauensvoll begibt sie sich in die Hände des Chirurgen Rudolf E. Doch der ist während der OP stark betrunken!

Arzt macht Fehler während der OP

Während des Eingriffs fällt seinem OP-Team auf, dass Rudolf E. irgendwie anders ist als sonst. Er sei besonders gut gelaunt gewesen und habe lustig gewirkt, sagt das Team später aus. Doch seine Heiterkeit wird begleitet von Fehlern: Der Chirurg soll unkoordiniert operiert und dabei Teile des Darms seiner Patientin verletzt haben. Als eine OP-Schwester ihn auf darauf aufmerksam macht, soll Rudolf E. soll nur gekichert haben. Das Team zieht die Reißleine, verständigt den Chefarzt und verhindert so wohl Schlimmeres. Dieser schickt Rudolf E. vom OP-Tisch weg. Später stellt sich heraus: Der erfahrene Chirurg operierte mit 2,29 Promille im Blut!

Rudolf E. will erstes Urteil nicht akzeptieren

„Hätte ich gewusst, dass der Arzt alkoholisiert ist, wäre ich wahrscheinlich vom Tisch gesprungen”, sagt die Patientin am Freitag (14. Juni) vor dem Landgericht Osnabrück aus. Eigentlich wurde Rudolf E. schon Ende 2023 vom Amtsgericht Osnabrück wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von zehn Monaten auf Bewährung verurteilt. Doch dieses Urteil wollte er nicht akzeptieren und ging in Berufung. So landete der Fall vor der nächsthöheren Instanz, dem Landgericht.

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„Rudolf E. lässt durch seinen Anwalt mitteilen, dass ihm zwar bewusst war, dass er Alkohol getrunken hatte. Durch seine langjährige Berufserfahrung sei er sich aber sicher gewesen, die Operation trotzdem gut durchführen zu können”, berichtet RTL-Reporterin Samira Bonneik, die den Berufungsprozess begleitet hat.

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Rudolf E.s Karriere als Arzt steht auf dem Spiel

Während des Prozesses vor dem Landgericht entschuldigt sich Rudolf E. bei seiner ehemaligen Patientin. Glücklicherweise hat sie keine bleibenden Schäden von der Promille-OP davongetragen. Für den Chirurgen hat dieser Eingriff jedoch ein Nachspiel: Das Landgericht Osnabrück hat seine Berufung abgelehnt. Rudolf E. bleibt wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt - zu neun Monaten auf Bewährung. Auch gegen dieses Urteil könnte er nun in Revision gehen.

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Rudolf E. arbeitet mittlerweile in einer anderen Klinik. Derzeit wird jedoch geprüft, ob er nach dem Vorfall überhaupt noch als Arzt weiterarbeiten darf.