Sohn der Ermordeten empört

Maschseemörder wieder frei – und prahlt im Internet mit der Tat

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Mörder Andreas K. beim Prozess (Archivfoto, 2013)
Julian Stratenschulte/dpa
von Julia Lübbersmeyer, Festim Beqiri und Ulrich Vonstein

Wieder auf freiem Fuß!
Der „Maschsee-Mörder“ ist aus der Haft entlassen worden. Der Sohn der Frau, die Alexander K. missbraucht, ermordet und zerstückelt im Maschsee versenkt hat, ist entsetzt. „Der darf niemals, eigentlich niemals wieder einen Schritt unter normalen Menschen gehen”, findet Julian Hamed. Doch genau das tut der Mörder und prahlt in Internet-Videos mit der Tat.

Sohn der Toten über den Maschsee-Mörder: „Es ist so krank und so abstrus”

Julian Hamed erinnert sich noch genau an den Moment, als er vom Mord an seiner Mutter erfuhr. „Ich habe für eine Klausur gelernt. Und ich weiß auch noch, wie spät es war. 17:20. Da rief dann meine Oma an, weinend. ‘Julian, du musst nach Hause kommen. Mama ist gestorben’“, erzählt er im Podcast „Mord auf Ex“. Worte, die sein Leben für immer verändern. Nicht nur, dass seine Mutter tot ist. Sondern, dass sie grausam ermordet wurde.

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Ein Feuerwehrmann und ein Polizeitaucher holen im November 2012 im Maschsee in Hannover (Niedersachsen) eine Mülltüte aus dem Wasser.
Emily Wabitsch/dpa

Die Tat schockiert 2012 die Menschen weit über Hannover hinaus. Alexander K. missbraucht, ermordet und zerstückelt in der niedersächsischen Landeshauptstadt die Prostituierte Andrea B. und versenkt ihre Überreste im Maschsee. Seine Strafe: vergleichsweise milde 12 Jahre Haft. Weil er so massig Drogen konsumiert hatte, befindet ihn das Gericht nur „vermindert schuldfähig“.

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Maschseemörder stellt Angebervideos ins Netz

Nun hat er seine Haftzeit abgesessen, Psychiatrie- und Gefängnisaufenthalt liegen hinter ihm. Bis heute zeigt er keine Spur von Reue. Vielmehr versucht er in den Sozialen Medien aus seinem schrecklichen Verbrechen Profit zu schlagen, hat sogar ein Buch („Maschseemörder”) geschrieben.

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Ein Schlag ins Gesicht für den Sohn der Getöteten: „Es ist so krank und so abstrus, dass man gar nicht anders kann, als menschlich zu dem Schluss zu kommen: Der ist irre und muss weg“, empört sich Julian Hamed.

Alexander K. und sein späteres Opfer, die damals 44-jährige Andrea B., treffen sich 2012 zufällig im Rotlichtviertel von Hannover und gehen zusammen in die Wohnung des damals 24-Jährigen. Was die Gelegenheitsprostituierte nicht weiß: Alexander K. hat Gewalt-Fantasien und verehrt Adolf Hitler. Andrea B. soll ihn deswegen ausgelacht haben – das wird ihr zum Verhängnis. K. ersticht die Frau mit einer Machete. Dann vergeht er sich an der Toten und wirft ihre Leichenteile später, aufgeteilt in Müllsäcken, in den Maschsee.

Maschseemörder steht nach Haft unter Führungsaufsicht

Der „Maschseemörder“, wie ihn die Presse nennt, ist damals psychisch krank, alkohol- und drogenabhängig. Deswegen ist er laut Urteil des Landgerichts Hannover nur vermindert schuldfähig. Ein Gutachter im Prozess hält K. damals für „schwer therapierbar.”

Jetzt steht er nach der verbüßten Haft unter Führungsaufsicht. Psychologin Janina Hagemann erklärt hierzu: „In den allermeisten Fällen gibt es Gesprächsangebote. Manche müssen sich polizeilich melden, andere sind in Nachfolgeeinrichtungen wie forensischen Institutsambulanzen. Das ist tatsächlich ganz unterschiedlich. Bezweckt werden soll damit, dass die Straftäter nicht erneut straffällig werden und sozusagen auch immer noch daran erinnert werden, dass es eine Kontrollinstanz gibt.”

Sohn der Ermordeten leidet unter posttraumatischer Belastungsstörung

Kann diese Kontrollinstanz erreichen, dass der Mann, der damals aus reiner Mordlust getötet hat, resozialisiert wird? Diese Frage stellen sich viele Menschen, die im Internet auf Videos stoßen, in denen K. explizit über seine Gewalttat rappt. Nach RTL-Recherchen hat der heute 37-Jährige mindestens eins seiner Videos in Minden in Nordrhein-Westfalen aufgenommen – die Menschen vor Ort fürchten sich.

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„Ich habe das Profil gesehen. Ich habe nur durchgescrollt, habe es gesehen und habe eigentlich ziemlich sehr entsetzt“, sagt eine Frau. Sie habe „Angst um meine Kinder.” Ein Mann ergänzt, dass er den Gedanken „gruselig und beängstigend“ findet, dass K. ihm und seiner Frau nachts begegnen könnte.

Ob der Mörder seine Tat mittlerweile bedauert, ist unklar. Entschuldigt hat er sich bei Julian Hamed nicht. Der 35-Jährige hat seit dem Tod seiner Mutter eine posttraumatische Belastungsstörung und kann keinen Beruf mehr ausüben. Für ihn ein massiver Einschnitt, der bleibt. Der Mörder seiner Mutter bekommt die Chance, sein Leben neu zu starten.