Kollege (22) trauert um getötete „New Yorker”-Mitarbeiterin Magda (41)

„Das ist wie eine Mutter für mich gewesen”

Tatort Einkaufsstraße: In diesem „New Yorker”-Laden wurde Magda von einem Arbeitskollegen erstochen.
Tatort Einkaufsstraße: In diesem „New Yorker”-Laden wurde Magda von einem Arbeitskollegen erstochen.
RTL
von Valerio Magno und Konrad Rampelt

Es sind nur wenige Worte, handgeschrieben auf einer Karte – doch sie treffen mitten ins Herz.
„Du bist jetzt an einem besseren Ort. Wir werden dich nie vergessen”. Vor dem „New Yorker”-Store in der Krefelder Hochstraße herrscht Stille. Dort, wo sonst Kleidung verkauft wird, ist am Mittwochabend eine Frau getötet worden. Im Aufenthaltsraum der Filiale wurde Magda (41), eine Mitarbeiterin, mit einem Messer attackiert, sie starb noch am Tatort. Der mutmaßliche Täter: ein 25-jähriger Kollege. Er wurde wenig später in Tatortnähe festgenommen, sitzt inzwischen in Untersuchungshaft.

Tötungsdelikt in „New Yorker” in Krefeld – Verdächtiger (25) nach kurzer Flucht festgenommen

Jad Balleh (22) trauert um seine Kollegin Magda.
Jad Balleh (22) trauert um seine „New Yorker”-Kollegin Magda.
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Das Modegeschäft liegt an einer belebten Einkaufsstraße mitten in Krefeld. Doch jetzt ist es zu einem Ort der Stille geworden. Immer wieder bleiben Passanten bei dem improvisierten Gedenkort stehen, legen Blumen und Abschiedskarten ab. Sie wissen, dass sich hier etwas Unvorstellbares abgespielt haben muss.

Unter ihnen trauert auch ein Kollege von Magda, Jad Balleh (22), Minijobber und Schüler: „Das war eine sehr, sehr, sehr nette Chefin. Ich habe mich sehr, sehr gut mit ihr verstanden. Und gestern, vier Stunden bevor sie gestorben ist, war ich hier. Sachen kaufen. Wir hatten eine gute Verbindung und sie war einfach beliebt und ich weiß nicht, wie Menschen sowas machen können. Verstehen Sie? Natürlich werde ich auf ihre Beerdigung gehen, weil das ist wie eine Mutter für mich gewesen.”

Jad kannte Magda nur drei Monate. „Aber es hat sich angefühlt, als würde ich sie länger kennen.”

Vor dem „New Yorker”-Store ist eine Trauerstelle eingerichtet worden.
Vor dem „New Yorker”-Store in Krefeld ist eine Trauerstelle eingerichtet worden.
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Staatsanwaltschaft Krefeld: Angriff im Aufenthaltsraum

Laut Staatsanwältin Hannah Kleinhanß hielten sich Magda und der mutmaßliche Täter, ihr Arbeitskollege, am Mittwochabend gegen 19.20 Uhr im Aufenthaltsraum der Filiale auf. Dort kam es zur Attacke. „Das Tatopfer erlag noch am Tatort ihren schweren Verletzungen”, sagt Kleinhanß zu RTL. Kurz nach der Tat schnappt die Polizei den Killer in Tatortnähe.

Der Ermittlungsrichter des Amtsgerichts Krefeld erließ am Donnerstagmittag Haftbefehl wegen Totschlags. Die genauen Hintergründe der Wahnsinnstat seien laut Staatsanwaltschaft weiterhin Gegenstand der Ermittlungen.

Die Staatsanwaltschaft Krefeld ermittelt wegen Totschlags. Hannah Kleinhanß bestätigt RTL: Haftbefehl gegen den 25-jährigen wurde erlassen.
Die Staatsanwaltschaft Krefeld ermittelt wegen Totschlags. Hannah Kleinhanß bestätigt RTL: Haftbefehl gegen den 25-jährigen wurde erlassen.
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„Ich glaube, sie ist in den Armen der Kollegen gestorben”

Wie die Tat ablief, darüber wird viel spekuliert. Jad erzählt, was er gehört hat: „Kurz vor 20 Uhr machen wir ja keine Kunden mehr und zählen alle Kassen. Das ganze Geld geht nach oben, zum Büro, zum Tresor. Und der hat das halt ausgenutzt, mäßig. Der hat sie bedroht, glaube ich. Und wahrscheinlich hat sie nein gesagt oder so und dann hat er zehnmal oder so auf sie eingestochen und ist wahrscheinlich abgehauen. Der ist mit dem Geld abgehauen, aber der wurde direkt gefasst.”

Die Informationen habe er von einer weiteren Arbeitskollegin erhalten, sagt er. Was ihm erzählt wurde, ist schwer zu fassen. „Ich glaube, die Mitarbeiter, die noch hier waren, gingen nach oben und ich glaube, sie ist in deren Armen gestorben.”

Der Schock sitzt tief. „Wäre ich da gestern gewesen, dann wäre ich tot, weil ich auch für die Kasse zuständig bin. Und ich gehe immer eigentlich nach oben und zähle auch das Geld mit. Also Gott hat mich beschützt, dass ich gestern keine Schicht hatte, sonst wäre ich jetzt auch tot.”

Magda in Krefelder „New Yorker” getötet: Was über den Tatverdächtigen bekannt ist

Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich laut Staatsanwaltschaft um einen 25-jährigen afghanischen Staatsbürger. Er sei laut Staatsanwältin Kleinhanß seit Mitte März bei „New Yorker” beschäftigt gewesen.

Was das Team über Magda denkt, steht auf einre Karte vor dem Eingang: „Wir möchten, dass du weißt, dass du eine wundervolle Person warst, so jemanden findet man nicht oft. Nun bist du an einem besseren Ort und ich hoffe, du schaust uns immer zu. In Liebe, deine New Yorker Filiale.“

„Liebe Magda...” – Kolleginnen und Kollegen nehmen mit bewegenden Worten Abschied von der Getöteten.
„Liebe Magda...” – Kolleginnen und Kollegen nehmen mit bewegenden Worten Abschied von der Getöteten.
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Auch Jad hat eine Karte abgelegt: „Ich habe geschrieben: Du bist jetzt an einem besseren Ort. Wir denken an dich. Dann habe ich meinen Namen geschrieben und Blumen hingelegt. Weil sie einfach ein liebevoller Mensch ist. Das macht man halt so.”

Über den mutmaßlichen Täter sagt er: „Ich habe den ab und zu gesehen. Der hat Minijob gemacht. Und für mich wirkte er wie ein ganz normaler Mensch. Nett, hat Leuten geholfen. Ich habe sowas niemals von ihm erwartet. Aber Menschen können zwei Gesichter haben.”

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Die Ermittlungen laufen weiter. Magda kann niemand zurückbringen, aber vergessen werden Jad und das „New Yorker“-Team sie nie.