Rechter Mob greift Migranten an

Rentner verprügelt – danach brennen in Südspanien die Straßen

Der Angriff war brutal, die Reaktion darauf noch brutaler.
Ein Rentner wird von drei Jugendlichen, angeblich aus Nordafrika, verprügelt. Der Mann, Domingo (68), gibt mit geschwollenem Gesicht Interviews. Dann geschieht, was in Europa inzwischen zuverlässig passiert: Rechte Telegram-Kanäle blasen zur „Jagd”. Und zwar wortwörtlich.

Mehrere Verletzte bei Ausschreitungen in Torre Pacheco

12.07.2025, Spanien, Torre Pacheco (murcia): Lokale Polizisten und Beamte der Guardia Civil während der Unruhen in Torre Pacheco, Murcia (Spanien). Nach Ausschreitungen in Torre Pacheco mit fünf Verletzten und einer Festnahme soll die Polizeipräsenz für die kommenden Tage deutlich verstärkt werden. Foto: Martín C./EUROPA PRESS/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Nach Ausschreitungen in Torre Pacheco mit fünf Verletzten und einer Festnahme soll die Polizeipräsenz für die kommenden Tage deutlich verstärkt werden.
Martín C./EUROPA PRESS/dpa

Auslöser der Krawalle in Torre Pacheco in der Nähe der südöstlichen Großstadt Murcia ist der Angriff auf Domingo (68). Der Rentner soll eigenen Angaben zufolge am frühen Mittwochmorgen grundlos von drei Jugendlichen nordafrikanischer Herkunft verprügelt worden sein. Ein Video der Tat verbreitet sich rasend schnell in sozialen Netzwerken. Es zeigt, wie Domingo zu Boden geht. Sein Gesicht ist schlimm geschwollen, die Empörung riesig. Die mutmaßlichen Täter sind weiterhin auf der Flucht.

Stadt reagiert – und verliert die Kontrolle

Bei einer zunächst friedlich geplanten Demo am Freitag kam es zu Ausschreitungen. Wie die Zeitung La Opinión de Murcia berichtet, jagten Menschen mit Knüppeln gezielt Migranten. In Telegram-Kanälen kursierten Gewaltaufrufe mit Sätzen wie: „Schiebt sie jetzt ab”. Und: „Wenn die anderen Maghrebiner in der Gemeinde nicht kooperieren bei der Identifikation der Schuldigen, sind sie automatisch schuldig und müssen dafür bezahlen”.

Die Polizei musste mit einem Großaufgebot eingreifen. Es gab mehrere Verletzte und mindestens eine Festnahme.

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Jugendministerin verurteilt rassistische Gewalt

Die Regionalregierung von Murcia rief zur Besonnenheit auf. „Torre Pacheco muss zur Normalität zurückfinden”, sagte Regionalpräsident Fernando López Miras (PP). Auch Bürgermeister Pedro Angel Roca Ternel, ebenfalls konservativ, mahnt zur Differenzierung. Es müsse unterschieden werden zwischen den „Straftätern” und dem Rest der Einwanderer, die nach Spanien gekommen seien, „um zu arbeiten”.

Jugendministerin Sira Rego, die dem Linksaußen-Bündnis Sumar angehört, sprach dagegen von „rassistischer Verfolgung” und warf der Ultrarechten vor, gezielt Hass zu schüren.

Trotz Appellen zur Ruhe bleibt die Lage in der 36.000-Einwohner-Stadt unübersichtlich. Die Polizei ist weiter im Einsatz, die Suche nach den mutmaßlichen Tätern läuft. Viele Menschen mit Migrationsgeschichte trauen sich laut Medienberichten derzeit kaum noch auf die Straße. (kra, mit dpa)