Der Kommentar einer KatzenbesitzerinSind Haustiere Klima-Killer? Warum unsere Autorin dem Chef der Grünen Jugend recht gibt

Hat der neue Chef der Grünen Jugend etwas gegen Haustiere?
Zumindest sagt er: „So liebenswürdig unsere Haustiere auch sind. Das ist ein ziemlicher Umwelt- und CO₂-Luxus, den wir uns da leisten. Wir brauchen sie eigentlich nicht“. Das klingt nach Haustier-Verbot - doch da ist auch etwas dran - finde ich, die selbst zwei Katzen zu Hause hat.
Nicht zu unterschätzender Einfluss auf CO₂-Fußabdruck
In einem Punkt hat Jakob Blasel recht: Unsere pelzigen Hausgenossen haben natürlich einen CO₂-Abdruck, der gar nicht so klein ist. Es lohnt sich also durchaus, darüber nachzudenken, ob in Zeiten steigender Meeresspiegel und anderer Wetterextreme ein Haustier wirklich notwendig ist.
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Vorneweg: Ich bin selbst Katzenbesitzer, habe zwei liebenswürdige, verschmuste, verspielte, freundliche Kater. Ich würde sie für nichts in der Welt hergeben wollen – und wäre traurig, wenn sie nicht da wären. Allerdings bin ich mir durchaus bewusst, dass die beiden auch kleine Umweltsauen sind und eben einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf meinen CO₂-Fußabdruck haben.
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Denn eine normalgroße Katze – so die Statistik – produziert pro Jahr ungefähr 400 Kilogramm CO₂. Mit meinen beiden Katzen bin ich also schon bei 800 Kilogramm CO₂. Vermutlich etwas mehr, da die beiden doch recht groß sind. Das entspricht ungefähr dem, was eine Urlaubsfahrt von Köln nach Lissabon produziert. Hin- und zurück.

Trockenfutter als Alternative?
Gemessen an der Durchschnittsproduktion der Deutschen sind das gute 7,8 Prozent, die allein meine Katzen an CO₂ verursachen. Denn pro Jahr produziert der Deutsche im Schnitt 10,3 Tonnen CO₂. Davon gehen 22,3 Prozent auf das Wohnen und 20,4 Prozent auf die Mobilität zurück. Unsere Ernährung trägt 15,5 Prozent dazu bei. Haustiere machen also tatsächlich einen Unterschied. Daher: Es ist nicht falsch, auch bei den kleinen Mengen hinzuschauen. Doch deshalb gleich auf Haustiere verzichten? Das ist dann doch etwas zu viel des Guten. Was man stattdessen machen kann: den Fußabdruck des Tieres verringern.
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Zum Beispiel, indem man die Futtermengen anpasst. Die meisten Haustiere fressen sowieso zu viel, neigen wie wir Menschen zum Übergewicht. Haustierbesitzer können auch prüfen, ob für das eigene Tier Trockenfutter eine gute Alternative ist. Es produziert weniger CO₂. Wer regelmäßig mit dem Hund gehen muss, könnte überlegen, ob eine fußläufige Gassirunde nicht genauso gut ist wie die Fahrt mit dem Auto in den nächsten Wald. Hunde können statt fleischhaltiger Leckerchen auch vegetarische oder vegane Kekse bekommen. Am besten noch selbst gemacht. Und Katzenbesitzer können prüfen, ob sich nicht Streu aus Holzspänen ebenso gut in der Toilette macht wie Streu aus umweltschädlichem Betonit.
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Muss man wirklich noch Tiere züchten?
Selbst Jakob Blasel will Haustiere nicht verbieten. Denn das obige Zitat geht noch weiter: „Deshalb sollte es verboten werden, Tiere unnötig zu züchten“, heißt es. Die Betonung liegt also vielmehr auf dem Begriff der Zucht als auf dem des Haustiers. Ein Gedanke, den auch viele Tierschützer unterstützen. Denn es gibt genügend Haustiere in Deutschland. In Haushalten leben gut 15,7 Millionen Katzen, 10,5 Millionen Hunde und 4,6 Millionen Kleintiere. Jeder zweite Haushalt besitzt mindestens ein Haustier. Dazu kommen gut 400.000 Haustiere, die pro Jahr in Tierheimen landen und – gerade bei Katzen – Streuner, die niemandem gehören. Das summiert sich.
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Ob man bei den zahlreichen Tieren, die aktuell in Tierheimen sitzen, also wirklich noch Tiere züchten muss? Diese Frage sollte sich jeder Tierhalter stellen – und vielleicht tatsächlich einmal mehr beim Tierschutz oder im Tierheim nachfragen, statt noch mehr Haustiere in diese Welt zu holen. Und es kann nicht schaden, sich darüber Gedanken zu machen, dass Bello, Miezi und Co. einen CO₂-Fußabdruck haben. Das ist ein erster Schritt hin zu einer klimaneutralen Welt. Übrigens: Auch Jakob Blasel kann es verstehen, dass Menschen Haustiere mögen. Denn auch er findet, dass sie nun mal sind, was sie sind: niedlich.