Mann attackiert Fahrgäste mit Messer„Ich bin stolz auf diese Narbe” – Jetzt spricht der Held aus der Dresdener Straßenbahn

„Meine ganze Hand war rot, als ich mein Gesicht berührte.”
In der Nacht zum Sonntag schreitet der US-Amerikaner Jonathan Rudat mutig ein, als zwei Frauen in einer Dresdener Straßenbahn belästigt werden. Dabei wird er selbst mit einem Messer schwer verletzt. Quer über sein Gesicht zieht sich jetzt eine rote Narbe. Trotzdem würde er wieder genau so handeln, erklärt der 20-Jährige im Interview.

„Ich fühle mich großartig”

Die Tage nach dem Messerangriff sind für Jonathan Rudat anstrengend und herausfordernd, erklärt er. Es sei viel passiert, im Krankenhaus muss der 20-Jährige direkt nach dem Vorfall operiert werden. Davon konnte sich der US-Tourist jedoch bereits gut erholen. „Ich bin froh, dass ich jetzt [aus dem Krankenhaus] draußen bin”, sagt er im Interview. „Ich fühle mich großartig, habe keine Schmerzen.”

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Aus Dresden, aber auch über die Stadt hinaus bekommt der junge Mann viel Unterstützung für seine Heldentat. „Dafür bin ich sehr dankbar“, erklärt Rudat. „Ich bin stolz auf diese Narbe.“ Viele Menschen hätten sich bei ihm gemeldet und ihn sehr unterstützt. In Dresden wollte der junge Mann eigentlich seinen ehemaligen Gastvater treffen, um mit ihm Europa zu bereisen. Doch der Vorfall in der Nacht zum Sonntag durchkreuzt diese Pläne.

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Rudat stellt sich dem Straßenbahn-Angreifer in den Weg

Gemeinsam mit zwei Freunden und seinem Gastbruder fährt Jonathan an dem Abend in die Innenstadt. In der Straßenbahn bekommen sie mit, wie ein Mann eine junge Frau und eine weitere Dame zu belästigen. „Da erhob der Mann seine Stimme, griff die Frau an, packte sie, schleuderte sie herum”, erinnert sich Rudat. Zunächst habe er geglaubt, der Mann und die Frauen würden sich kennen. Erst als sein Gastbruder für ihn das Gesagte ins Englische übersetzt, habe er die Situation richtig verstanden.

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„Er packte sie, schlug sie mit der geschlossenen Faust und warf sie auf den Sitz”, sagt der 20-Jährige. Für ihn der Moment, um einzugreifen. „Um die Situation zu deeskalieren, streckte ich meine Hand nach dem Mann aus, versuchte, ihn nach hinten zu stoßen”, so versucht der US-Amerikaner Abstand zwischen den Mann, sich und die Frau zu bringen.

John Rudat (20) wird verletzt als er Zivilcourage zeigt.
John Rudat (20) wird verletzt als er Zivilcourage zeigt.
GoFundMe/John Rudat

„Wieder – ohne Frage, ohne zu zögern”

Doch statt sich zu beruhigen, geht der Mann auf den 20-Jährigen los, schlägt zu. Ein weiterer Mann kommt dazu und zieht schließlich ein Messer! In den Gesichtern seiner Begleiter sieht Jonathan den Schock über die Attacke. „Meine ganze Hand war rot, als ich mein Gesicht berührte, und da wusste ich, dass ich brutal geschnitten worden war“, sagt Jonathan.

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Trotz der Gefahr für sich selbst, sei es für den 20-Jährigen selbstverständlich gewesen, einzugreifen. „Ich wurde auf eine besondere Weise erzogen“, meint er. Deshalb, würde er jederzeit wieder genau so handeln. „Wieder – ohne Frage, ohne zu zögern – wie ich es beim ersten Mal getan habe.“ Die Polizei konnte den Messer-Angreifer bereits festnehmen, laut der Ermittler bestehe dringender Tatverdacht gegen einen 21-jährigen Syrer. Der Mann sitzt derzeit in Untersuchungshaft. (okr)