Riccardo (17) ermordet Bruder und Eltern

„Ich fühlte mich wie ein Fremdkörper in meiner Familie“

Die Familie ist im Skiurlaub. In Skisachen schauen sie in die Kamera. Die Gesichter aller Personen sind unkenntlich gemacht.
Ein Bild aus glücklicheren Zeiten: Die Familie vor vielen Jahren im Skiurlaub.
Facebook/daniela.albano.792

Nach der Feier sticht Riccardo (17) zu!
Eine vierköpfige Familie feiert den 51. Geburtstag des Familienvaters und Bauunternehmers Fabio. Der Abend verläuft eigentlich ruhig. Gegen Mitternacht geht die Familie ins Bett. Doch drei von ihnen überleben die Nacht nicht.

17-Jähriger sticht auf seine Familie ein

Die verschlafene Gemeinde Paderno Dugano, ein Vorort der italienischen Stadt Mailand, steht unter Schock. In der Nacht auf Sonntag (1. September) kommt es zu einer Familientragödie. Nach dem gemeinsamen Geburtstagsessen bleibt der älteste Sohn Riccardo (17) noch länger wach. Mutter Daniela, Vater Fabio und der jüngere Sohn Lorenzo (12) gehen zu Bett. Gegen 1.55 Uhr in der Nacht geht Riccardo in die Küche und greift sich ein großes Messer.

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Der Teenager schleicht sich in das Zimmer seines kleinen Bruders und sticht auf seinen Hals ein. Als die Eltern herbeieilen, greift Riccardo auch sie an. Alle drei haben keine Chance. Mit 68 Stichen tötet der 17-Jährige seine ganze Familie. Anschließend wählt er selbst den Notruf. Er habe seinen Vater umgebracht, sagt er am Telefon. Die italienische Polizei und Rettungskräfte eilen sofort zum Wohnhaus der Familie.

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Als die Polizisten eintreffen, sitzt Riccardo auf einer Mauer vor dem Haus – er hat nur eine Boxershorts an. Chefermittler Luigi Ruzza beschreibt die Situation beim Eintreffen der Rettungskräfte am Montag auf einer Pressekonferenz: „Er war ruhig und klar. Und voller Blut.“ Die Sanitäter finden die drei Leichen im Zimmer des jüngeren Sohnes.

„Es gibt keinen wirklichen Grund, warum ich sie getötet habe”

Riccardo erzählt den Beamten zunächst eine andere Geschichte. Nach seiner Version sei er in der Nacht aufgewacht und habe festgestellt, dass sein Vater seine Mutter und seinen Bruder umgebracht hatte. Daraufhin habe er seinen Vater erstochen. Die Polizei hat direkt Zweifel an der Geschichte des Jungen. Sie nehmen ihn fest und bringen ihn auf die Polizeiwache. Am nächsten Tag ändert Riccardo seine Aussage direkt. Er gibt zu, seine Eltern und seinen Bruder kaltblütig ermordet zu haben.

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Auf die Frage nach dem Motiv liefert Riccardo eine erschreckende Antwort. „Es gibt keinen wirklichen Grund, warum ich sie getötet habe. Ich fühlte mich wie ein Fremdkörper in meiner Familie. Unterdrückt. Ich dachte, dass ich mich von diesem Gefühl befreien könnte, wenn ich sie alle töte“, sagt der 17-Jährige zu den Ermittlern.

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Die Frage nach dem „Warum“ bleibt. Nachbarn und Bekannte erzählen, dass die Familie völlig intakt war und es keine Anzeichen für die Tat gegeben hätte. Riccardo sei ein völlig normaler, sportlicher und ruhiger Teenager gewesen. In seiner Freizeit hört er Rapmusik, schaut Autorennen und Fußball. Seine große Leidenschaft ist aber das Volleyballspielen. Er spielt seit vielen Jahren im örtlichen Verein. Die Nachbarn beschreiben Riccardo im Gespräch mit der italienischen Zeitung „La Stampa“ als Musterjungen. Anders als viele andere Teenager ist er nicht besonders aktiv auf Social Media, teilt nichts von seinem Leben.

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Riccardo bereut den Dreifach-Mord

Von Riccardos Gefühlen zu seiner Familie ahnt niemand etwas. Bei seinem Geständnis bricht der Junge mehrfach in Tränen aus. „Am Samstagabend ist nichts Besonderes passiert. Aber ich hatte schon eine Weile darüber nachgedacht. Es war, als würde ich etwas ausbrüten“, gibt er zu Protokoll. Später beichtet er die Taten vor einem Priester. Inzwischen bereut Riccardo den Dreifach-Mord an seiner Familie: „Ich fühle Schmerz. Ich fühle Reue. Ich möchte zurück.“ (pro)