Medizinjournalist Christoph Specht schätzt Lage einInfektionszahlen steigen! Bekommen wir einen weiteren Corona-Herbst?

Der Haushaltsausschuss des Bundestags berät am Mittwoch über Maskenkäufe in der Corona-Pandemie. (Symbolfoto)
Müssen wir bald wieder zur Maske greifen? (Symbolfoto)
Daniel Karmann/dpa

„Corona ist gekommen, um zu bleiben!”
Das Wetter wird kälter, das Krankheitsrisiko steigt – und auch die Covid-Infektionen schießen plötzlich wieder in die Höhe. Eine neue Variante bereitet Sorgen. Präventionsmediziner Christoph Specht schätzt ein, wie gefährlich der Herbst wird.

Corona-Trend geht deutlich nach oben

Noch ist eine dramatische Corona-Infektionswelle im Herbst nicht in Sicht. Doch schaut man sich die aktuellen Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) an, gibt es einen eindeutigen Trend: Corona ist im Aufwind. „In den letzten Wochen zeigte sich in allen Systemen eine Zunahme der SARS-CoV-2-Aktivität, ausgehend von einem niedrigen Niveau”, heißt es im ARE-Monatsbericht des Instituts, aus dem ntv.de zitiert. So wurden mehr Proben positiv auf das Coronavirus getestet und auch die Zahl der übermittelten Covid-19-Fälle ist weiter gestiegen.

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Diese Entwicklung überrascht den Medizinjournalisten Christoph Specht nicht wirklich. „Corona ist gekommen, um zu bleiben. Wir werden immer mit dem Virus zu tun haben“, erklärt der Präventionsmediziner im Gespräch mit ntv.de. Dass die Fälle jetzt zunehmen, liegt Specht zufolge an der Jahreszeit.

Zum einen brächten die Menschen das Virus aus dem Urlaub zurück. „Gerade in den Hochburgen zirkuliert Corona auch im Sommer, da dort viele Menschen zusammenkommen“, so der Experte. Zum anderen hielte man sich angesichts der kühleren Temperaturen zunehmend in Innenräumen auf – optimale Bedingungen für den Erreger.

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Neue Corona-Variante für Großteil der Infektionen verantwortlich

Eine Rolle dürfte aber auch die neue Corona-Variante Stratus (XFG) spielen. Sie scheint der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge noch ansteckender zu sein als ihre Vorgänger. In Deutschland ist sie laut RKI inzwischen für rund 65 Prozent aller nachgewiesenen Covid-Infektionen verantwortlich. „Dominante Varianten setzen sich deshalb durch, weil sie dem Immunsystem besser ausweichen können als andere Varianten”, erklärt Specht bei ntv.de.

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Medizinjournalist und Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht.
Medizinjournalist und Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht.
RTL

Die gute Nachricht: Stratus ist zwar ansteckender, doch die bisherigen Analysen zeigen keine Hinweise darauf, dass das Virus gefährlicher geworden wäre. Die öffentliche Gesundheitsgefährdung schätzt die WHO als „gering” ein. Bislang gebe es keine Hinweise auf erhöhte Schweregrade oder Sterblichkeit durch Stratus. Viele Erkrankte berichten über Heiserkeit und einen schmerzhaft kratzenden Hals.

„Anders formuliert: Unsere Immunität ist inzwischen so gut, dass Corona nur noch die üblichen Erkältungssymptome mit sich bringt“, sagt Specht. „Die Zeit, in der das Virus massenhaft schwerwiegende Krankheitsverläufe verursacht hat, ist vorbei.“

„Corona ist kein Sonderfall mehr”

Trotz steigender Zahlen ist die Lage aktuell noch entspannt. Weder in den Kliniken noch in den Hausarztpraxen gibt es bislang eine Überlastung durch Corona. Allerdings ist das Virus nur ein Teil des Problems. Grippe, RSV und Corona zusammen könnten die Kapazitäten des Gesundheitssystems in den kommenden Monaten erneut strapazieren. „Es könnte sein, dass es dieses Jahr auch eine starke Grippewelle gibt”, meint Specht. Mit Gewissheit könne das aber niemand sagen. Einen Ausnahmezustand erwartet er jedoch nicht. „Wir können uns auf einen ganz normalen Infektionsherbst beziehungsweise -winter einstellen.”

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Eine gewisse Vorsicht im Herbst sei trotzdem sinnvoll, besonders bei vulnerablen Gruppen. Der Mediziner rät zur Verwendung von chirurgischen Masken. Doch speziell um Corona müsse sich niemand mehr Sorgen machen. „Wer vor Corona Angst hat, muss vor den 200 anderen Erregern ebenfalls Angst haben“, so der Mediziner. „Corona ist kein Sonderfall mehr.“ (fkl)

Verwendete Quellen: ntv.de