Staatsanwaltschaft forderte lebenslange Haft

Hamburger Blumenhändler ermordet – nach 32 Jahren ist jetzt das Urteil gefallen

Der Freigesprochene versteckt sich unter seiner Jacke.
Der Freigesprochene versteckt sich unter seiner Jacke.
RTL Nord
von Lorenz Bille und Estha Burde

Cold Case endet mit bitterem Urteil für die Angehörigen!
1992 wird ein bekannter Blumenhändler aus Hamburg in seiner Wohnung ermordet. Erst nach 30 Jahren kommen die Ermittler einem Tatverdächtigen auf die Spur. Heute, 32 Jahre später, ist das Urteil im Landgericht Hamburg gefallen.

„Mit dieser Schuld müssen Sie Ihr Leben lang leben“

Das Hamburger Landgericht hat am Mittwoch entschieden: Freispruch für den Angeklagten Nelu P. Am Donnerstag (12. Dezember) hatte die Staatsanwaltschaft für eine lebenslange Haftstrafe plädiert.

Die Staatsanwaltschaft ist sich weiterhin sicher, dass Nelu P. den damals 60-jährigen Blumenhändler Karl-Heinz R. in dessen Wohnung ermordet hat. Auch das Gericht ist von der Schuld des Angeklagten überzeugt, doch für eine Verurteilung wegen Mordes müssten bestimmte Merkmale erfüllt sein. Und das sei in diesem Fall nicht gegeben. Ein Totschlag sei mittlerweile verjährt.. Dennoch sagt die Vorsitzende Richterin Birgit Woitas in Richtung des Angeklagten: „Wir sind davon überzeugt, dass sie Herrn R. getötet haben. Mit dieser Schuld müssen Sie Ihr Leben lang leben.“

Die Verteidigung des Angeklagten hatte im Laufe des Verfahrens betont, dass der Getötete Karl-Heinz R. des Öfteren Besuch von jungen Männern hatte, nicht nur von Nelu P. Demnach hätten auch andere Männer als Täter infrage kommen können. Zudem seien die DNA-Spuren aus Sicht der Verteidigung uneindeutig für einen handfesten Tatbeweis.

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Angeklagter und Blumenhändler sollen Sex gehabt haben

Rückblick: Die Tat ereignet sich am 12. März 1992 im Haus des Blumenhändlers in Hamburg-Horn. Nelu P. und Karl-Heinz R. trinken gemeinsam Alkohol, sollen später am Abend Sex gehabt haben. Dann soll es zu einer Auseinandersetzung gekommen sein. Nelu P. habe dem Getöteten zuerst mit einer Glasflasche auf den Kopf geschlagen, ihn dann geknebelt und schließlich erdrosselt. Anschließend habe P. die Tageseinnahmen des Blumengeschäfts am Hamburger Hauptbahnhof im Wert von 1.500-2.000 DM geklaut.

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Mögliche Zeugen sind dement oder bereits tot

Die Aufarbeitung des Cold Cases lief schleppend. Erst 2023 führte eine DNA-Spur zu dem 54-jährigen Tatverdächtigen aus England. Viele der möglichen Zeugen sind bereits gestorben oder an Demenz erkrankt. Dadurch blieben nur wenige Zeugen übrig, hieß es im Prozessauftakt am 9. September.

Die Staatsanwaltschaft hat in den nächsten sieben Tagen die Möglichkeit, in Revision zu gehen. Wird sie dies nicht tun, wird für immer unbeantwortet bleiben, ob Nelu P. den Hamburger Blumenhändler getötet hat oder nicht.