Neue Knast-Regeln in GroßbritannienWer lebenslang sitzt, darf nicht mehr heiraten

ARCHIV - 08.12.2021, Großbritannien, London: Außenaufnahme des HM Prison Wandsworth in London. Nach dem Urteil Ende April wurde Boris Becker ins Wandsworth-Gefängnis im Londoner Süden gebracht. Die Haftanstalt blieb nur eine Zwischenstation. Seit mehr als fünf Monaten ist Becker nun im Huntercombe-Gefängnis, das unter eine niedrigere Sicherheitsstufe fällt. Becker ist wegen seiner Insolvenzstraftaten zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. (zu dpa: «Tennis-Ass hinter Gittern - Boris Becker sitzt sechs Monate in Haft») Foto: Sabrina Merolla/ZUMA Press Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Die Haftanstalt Wandsworth in London, hier saß auch schon Boris Becker ein (Archivbild).
zeus alf, dpa, Sabrina Merolla

Keine Liebe mehr für die schlimmsten Kriminellen!?
In Großbritannien müssen einige Mörder, die besonders gravierende Taten begehen, tatsächlich lebenslang hinter Gitter. Nun soll ihnen neben ihrer Freiheit ein weiteres Recht verwehrt bleiben. Das stößt auf Gegenwehr.

Justizministerium will die Familien der Opfer schützen

Das Verbot ist eindeutig: Straftäter, die wegen besonders gravierender Morde lebenslang im Gefängnis sitzen, dürfen nicht mehr heiraten. Wer zu einer sogenannten „whole life order” verurteilt ist - also tatsächlich nie wieder auf freien Fuß kommen soll -, darf hinter Gittern grundsätzlich auch nicht mehr heiraten oder eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingehen. Derzeit wird davon ausgegangen, dass weniger als 70 Gefangene eine solche Strafe verbüßen.

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Der Grund für das Verbot: „Damit wird es den abscheulichsten Verbrechern untersagt, die wichtigen Lebensereignisse zu genießen, die sie ihren Opfern so rücksichtslos genommen haben”, teilt das Justizministerium in London am Freitag (2. August) mit. Den Familien der Opfer bleibe zudem das Trauma erspart, dabei zuzusehen, wie Täter heiraten.

Bisher konnten Gefängnisdirektoren Eheschließungsanträge nur aus Sicherheitsgründen ablehnen. Nun soll das Justizministerium nur in Ausnahmefällen eine Zeremonie genehmigen können. Die frühere konservative Regierung hatte die Verschärfung angekündigt, die neue sozialdemokratische Labour-Regierung setzt sie jetzt um.

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Serienmörder will für sein Recht auf Heirat kämpfen

Erst kürzlich ist ein Antrag auf Eheschließung des Serienkillers Levi Bellfield abgelehnt worden. Das Verbot findet also schon aktiv Anwendung. Der 56-jährige ehemalige Türsteher verbüßt im Gefängnis Frankland in Durham zwei lebenslange Haftstrafen für den Mord an drei jungen Frauen, darunter die 13-jährige Schülerin Milly Dowler. Im Jahr 2002 erklärten die Ermittler, dass er wahrscheinlich mit Dutzenden weiterer Angriffe in Verbindung gebracht werden könne.

Ob dem Serienmörder Bellfield sein Recht auf Heirat tatsächlich verwehrt bleiben wird, ist noch nicht gewiss. Berichten zufolge plane er, die Ablehnung seines Antrags anzufechten. Hierzu habe er sich bereits rund 35.000 Euro Prozesskostenhilfe gesichert, schreibt die Zeitung Independent. (xes)