Flut-Alarm im Lötschental!
Gestern pensioniert, heute sitzt Georg Jaggi (65) auf gepackten Koffern
„Wir sind momentan sehr angespannt.“
Jeder Moment in seinem Haus könnte für Georg Jaggi (65) der Letzte sein. Denn der Schweizer lebt in Kippel, in der Nähe des Flusses Lonza, der nach dem gigantischen Gletscherabbruch in Blatten geflutet werden könnte. Nur einen Tag nach seiner Pensionierung droht Jaggis Traum für seinen Lebensabend grauenvoll zu platzen.
Nach Gletscherabsturz in Blatten: Georg Jaggi fürchtet um sein Zuhause
Nachdem das Dorf Blatten von einem herabbrechenden Gletscher zerstört wird, bildet sich ein großer Stausee, der sich jeden Augenblick einen Weg ins Tal bahnen und in einem zerstörerischen Albtraum enden könnte. Bewohner der Gemeinden Steg-Hohtenn und Gampel-Bratsch fürchten plötzlich um ihre Existenz. So auch Georg Jaggi – ausgerechnet einen Tag nach seinem Geburtstag, an dem er zudem pensioniert wurde!
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Eigentlich möchte Jaggi mit seinem 65. Geburtstag in einen neuen Lebensabschnitt starten, nun besteht die Gefahr, dass alles ganz anders kommt. „Ich wurde gestern pensioniert und ich möchte jetzt hier im Tal bleiben“, erzählt er im Gespräch mit RTL. „Ich lebe seit 65 Jahren hier und hoffe schon, dass das so weitergehen kann.“
„Angespannt“ wartet er nun auf eine mögliche Evakuierung, sitzt bereits auf gepackten Koffern. Nur das Wichtigste landet im Gepäck: Bankdokumente, Karten – und alte Familienfotos, Kindheitserinnerungen der Tochter. „Emotionale Sachen, die nicht mehr ersetzt werden können.“ Er könne aber „nicht alles mitnehmen.“
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Abflussrichtung des Stausees entscheidend
Sobald der Aufruf zur Evakuierung erfolgt, landen die Koffer im Auto und Jaggi verlässt gemeinsam mit seiner Frau sein Haus – womöglich zum letzten Mal. Eine Bleibe für die nächsten Tage zu finden, sei kein Problem. Auch die Menschen aus Blatten, die sich von ihrem Dorf bereits verabschieden mussten, werden gut unterstützt, findet der 65-Jährige.
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Entscheidend für die Einsatzkräfte ist, in welche Richtung das Wasser aus dem Stausee abfließt. Denkbar ist nach Expertenangaben, dass die Fluten sich einen Weg durch den herabgestürzten Schuttberg bahnen, wieder in das Flussbett der Lonza kommen und gemächlich Richtung Tal fließen.
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Weitere Evakuierungen eher unwahrscheinlich
Weil der Schuttberg aber sehr instabil ist, sei nicht auszuschließen, dass das Wasser in einem plötzlichen und breiten Ausbruch nach unten schießt. Ebenso ist möglich, dass dabei Geröll- und Gesteinsmassen mitgerissen werden.

Matthias Ebener, Kommunikationschef des Führungsstabs im Lötschental, zeigt sich aber optimistisch. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass die Situation, so wie sie jetzt bezüglich der Evakuierungen ist, dass es das war,” erzählt er im RTL-Interview. „Wir schauen aber weiterhin gespannt in Richtung Schuttkegel, um zu verstehen, wo das Wasser wirklich weg fließt und wo nicht.“
Dorthin wird auch Georg Jaggi blicken – und auf die gewünschte Pension zuhause im Lötschental hoffen! (mit dpa)