17-Jähriger verletzt Lehrerin in Essen mit Stichwaffe
„Mama, Hilfe!” Angehörige bangen nach Attacke an Berufskolleg um ihre Kinder
Minuten voller Angst!
Als die Nachricht über einen Polizeieinsatz an einem Berufskolleg in der nordrhein-westfälischen Stadt Essen die Runde macht, eilen Eltern und Verwandte in die Blücherstraße. Viele von ihnen stehen über ihre Handys in Kontakt mit den Kindern, sprechen ihnen Mut zu. Doch mehr als auf ihre Liebsten warten, können sie nicht tun. Mit RTL sprechen zwei Angehörige über die belastende Situation am Freitagmorgen (5. September).
Angriff auf Lehrerin an Schule in Essen
„Ich bin fix und fertig mit der Welt”, schildert Lisa Osten im RTL-Interview ihre psychische Verfassung. Sie empfinde „pure Verzweiflung, pure Angst”. Ihre 16-jährige Nichte geht erst seit kurzem auf die Schule mit Bildungsangeboten in den Berufsfeldern Ernährung und Hauswirtschaft sowie Sozial- und Gesundheitswesen. Insgesamt besuchen rund 1.780 Schülerinnen und Schüler das städtische Berufskolleg.
Dort wird am Freitag eine Lehrerin angegriffen und „auf Brusthöhe im Übergang zum Bauchbereich” mit einer Stichwaffe verletzt, wie die Feuerwehr mitteilt. Laut Sicherheitskreisen soll es sich bei dem Angreifer um einen Schüler handeln. Mit einem Rettungswagen wird die Frau ins Krankenhaus gebracht, sie sei schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt.

Der Tatverdächtige kann zunächst fliehen, bevor er in der Nähe des Hauptbahnhofs überwältigt wird. Hierbei fallen Schüsse, der 17-jährige Kosovare wird bei der Festnahme verletzt.
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Suche nach dem Tatverdächtigen – Schüler bleiben im Gebäude
Während die Polizei nach dem Tatverdächtigen sucht, bleiben die Jugendlichen in dem Schulgebäude. Polizeikräfte seien bei ihnen, bestätigt Pascal Pettinato, Pressesprecher der Polizei Essen. Man versuche, die Lage zu bereinigen, „dass wir die Schüler nach und nach raus holen können.”

Lisa Ostens Nichte harrt währenddessen in der Aula aus. Sie hat Angst, erzählt die Tante RTL: „Wenn man auch mit dem Kind dann schreibt, was ist da passiert, und die auch sagt: ,Ich will nach Hause, ich kann nicht mehr’, da geht einem selbst, glaube ich, der Hintern auf Grundeis.“ Die 16-Jährige müsse auf dem Boden sitzen bleiben und höre Geräusche des Polizeieinsatzes, die sie nicht einordnen könne.
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„Hier geht rum, dass einer abgestochen wurde”

Andere Schüler warten in ihren Klassenzimmern auf Entwarnung, darunter ist auch der Sohn von Romana Klotz. „Ich würde am liebsten meinen Sohn da raus holen“, sagt sie und fängt im RTL-Interview an zu weinen. Der 17-Jährige habe ihr per WhatsApp „Mama, Hilfe” geschrieben. Die Mutter ist daraufhin direkt von der Arbeit zum Berufskolleg im Stadtteil Altenessen gefahren. Sie erinnert sich: „Und dann hat er geschrieben: ,Hier geht rum, dass einer abgestochen wurde‘ und dass die da halt alle schreien.”
Sie hat „einfach Angst” um ihren Sohn. Sonst sehe man solche schrecklichen Angriffe nur in den Medien. „Und jetzt ist man selber so nah da dran“, so Romana Klotz.
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Eltern und Angehörige warten auf betroffene Schüler
Wie wohl alle Angehörigen der rund 1.780 Schüler muss sie die bangen Minuten, bis der Tatverdächtige schließlich gefasst wird, tatenlos ausharren, kann nur über Handy Kontakt mit dem 17-Jährigen halten und ihn ermutigen, die Situation durchzustehen.
Das macht auch Lisa Osten mit ihrer Nichte: „Wir haben ihr gesagt, dass sie ruhig bleiben soll. Dass ich vor Ort bin und auf sie warten werde, egal, wie lange.“ Nachdem der Tatverdächtige inzwischen festgenommen werden konnte, dauert es nun hoffentlich nicht mehr so lange, bis die Angehörigen ihre Liebsten wieder in die Arme schließen können.