Anschlag in Magdeburg „Da lag ein Kind ohne Bein!“ - Emilys Freunde leisten Erste Hilfe auf Weihnachtsmarkt

Emily kennt viele, die auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg waren
Emilys Bruder ist Krankenpfleger und war auf dem Weihnachtsmarkt, als der Anschlag passierte.
RTL
von Anny Adler und Johanna Grewer

„Ich war auch fast auf dem Weg hierher.”
Emily (19) aus Burg ist am Tag nach dem Anschlag noch immer aufgewühlt. Ihre Familiengruppe auf dem Handy ist voll mit schrecklichen Bildern und Videos von dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg. Ihr Bruder und mehrere ihrer Freunde ist vor Ort, als Todesfahrer Taleb A. (50) in die Menschenmenge rast.

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Emilys Bruder war auch auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg

Emily ist zu dem Zeitpunkt schon wieder auf dem Weg nach Hause. Auch sie wollte eigentlich gegen 18.30 Uhr auf den Weihnachtsmarkt fahren. Es ist Freitagabend, das Wochenende vor Heiligabend. Zwischen den Glühweinständen und Marktbuden ist es brechend voll. Doch Emily sagt, sie habe plötzlich ein komisches Bauchgefühl gehabt. Sie entschied, sich nicht ins Getümmel zu stürzen, sondern nach Hause zu fahren.

Dann rief plötzlich ihr großer Bruder an. Er ist Krankenpfleger und war mit alten Klassenkameraden auf dem Weihnachtsmarkt. Er sei aufgewühlt gewesen und habe seine Schwester gefragt, ob es ihr gut gehe und ob sie in Magdeburg sei. Er habe den Anschlag hautnah miterlebt. „Die Jungs sind sofort zu den Menschen hin“, erzählt Emily. Ihr Bruder habe den Verletzten geholfen, genau wie ein Freund von ihr. „Da lag ein Kind ohne Bein“, habe er ihr berichtet. Überall Verletzte, Blut, Knochenbrüche.

Lese-Tipp: Krankenhaus-Insider packt nach Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt über Taleb A. aus

Freunde berichten vom Horror nach dem Anschlag

„Meine eine beste Freundin hat gestern jemandem in die Augen geschaut, der nicht mehr lebendig war“, sagt Emily. Es fühle sich unrealistisch an, dass es ausgerechnet Magdeburg getroffen habe. „Ich glaube, die Weihnachtsstimmung ist vorbei“, meint die 19-Jährige.

«Warum?» steht auf einem Zettel an einem Gedenkort für die Toten und Verletzten der Attacke.
Trauer und Schock nach dem Anschlag in Magdeburg
Christoph Soeder/dpa

Sie und ihre Schwester Marie (24) sind am Tag nach dem Anschlag zu einer Gedenkveranstaltung nach Magdeburg gekommen. „Es tut mir für alle Leid, die dort waren, die eigentlich einen schönen Abend dort verbringen wollten“, sagt auch Marie. „Ich habe gestern Abend geweint, weil es meinem Kind gut geht, weil wir nicht dort waren.“ Sie fragt sich: „Wie kann man Kinder töten?“

Lese-Tipp: Am Tag vor dem Anschlag bestellte der Todesarzt bei mir noch Flammkuchen und Bier!

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Tote und Verletzte auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg

Der saudi-arabische Arzt Taleb A. raste am Abend des 20. Dezember mit einem Auto auf den gut besuchten Magdeburger Weihnachtsmarkt. Mindestens fünf Menschen starben bei dem Anschlag, 200 weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Der Tatverdächtige wurde kurz nach der Todesfahrt von der Polizei festgenommen.