Deutsche Touristinnen berichten von Silvester-Übergriffen in Mailand„Ich hatte dutzende Hände an mir – überall – sogar unter meinem Rock“

ARCHIV - 11.12.2021, Italien, Mailand: Blick auf den Domplatz mit dem Weihnachtsbaum und im Hintergrund der Mailänder Dom. Im Fall der sexuellen Übergriffe in der Silvesternacht in der norditalienischen Metropole Mailand ermittelt die Polizei gegen 18 Verdächtige. Es handle sich um italienische Staatsbürger, sagte ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur am 12.01.2022 auf Nachfrage. Die Männer stehen im Verdacht, Frauen am Platz vor dem berühmten Mailänder Dom in der Nacht zum 1. Januar sexuell belästigt und genötigt zu haben. (zu dpa "Silvesternacht in Mailand: 18 Personen wegen Übergriffen verdächtig") Foto: Ervin Shulku/ZUMA Press Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Auf dem Platz vor dem Mailänder Dom soll es in der Silvesternacht zu Attacken auf junge Frauen gekommen sein.
zeus sab, dpa, Ervin Shulku

Sie wollten fröhlich ins neue Jahr feiern.
Doch für mehrere junge Frauen endete der Silvesterabend in Mailand in einem Albtraum. Sie berichten, dass sie auf dem Domplatz in der norditalienischen Stadt von Männern umzingelt, begrapscht und belästigt wurden. Auch zwei deutsche Touristinnen sollen betroffen sein.

Freundinnen werden plötzlich umzingelt und zu Boden gerissen

Eine der beiden ist Jura-Studentin, sie gibt der Nachrichtenagentur Ansa ein Interview. Sie berichtet, dass sie und ihre Freundin von etwa 30 Männern umzingelt worden seien. Zuerst hätten die beiden Frauen noch an einen Spaß geglaubt, doch dann schlug die Stimmung plötzlich um. „Sie sprachen alle arabisch, drängten uns, und ich fiel zu Boden“, zitiert Ansa die Studentin. „Dutzende Hände waren auf mir und sie lachten.“ Sie sei auch unter den Rock gefasst worden. Die Polizei habe zugesehen und nichts unternommen, berichten die Touristinnen. „Niemand hat uns geholfen. Es war wirklich schockierend.“

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Die Freundin der jungen Frau erzählt, dass sie versucht habe, sich zu verteidigen. „Es ging alles so schnell“, erinnert sie sich. Plötzlich seien Dutzende Leute über ihr gewesen. An einen Angreifer erinnert sie sich genau, erzählt sie im Ansa-Interview: „Ich habe ihm ins Gesicht geschlagen, aber er sah mich lachend an, er sah mich mit einem Blick an, der sagte: ‚Mach, was du willst, ich mache weiter.‘“ Seit dem Angriff könne sie nachts kaum schlafen und wache immer wieder zitternd auf.

Auch belgische Touristinnen werden in Mailand begrapscht

Die beiden Deutschen sind offenbar nicht die einzigen, die in der Silvesternacht in Mailand angegriffen werden. Auch eine Gruppe belgischer Touristen berichtet von ähnlichen Szenen. „Der Angriff ereignete sich nach Mitternacht“, erzählt eine junge Frau namens Laura der Nachrichtenagentur. Sie sei mit drei Freundinnen und zwei Freunden nach Mailand gereist, um dort ins neue Jahr zu feiern. Doch auch für sie beginnt 2025 mit einem Schock.

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Sie und ihre Freunde seien auf der Suche nach einem Taxi gewesen, weil sie sicher zum Hotel zurückkommen wollten. Doch dann wurden auch sie plötzlich von einer Gruppe Männer umringt. „Ich glaube, es waren 30 oder 40“, sagt Laura. Sie hätten die Hände nach ihnen ausgestreckt und angefangen, sie und ihre Freundinnen zu begrapschen.

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Zeugin Laura berichtet von weinender Polizistin

Der Zeitung Sudinfo erzählt Laura, dass ihre beiden männlichen Freunde vergeblich versucht hätten, sie zu verteidigen. Erst als ein Italiener eingriff, hätten sie entkommen können. Die Freunde hätten sich dann auf die Suche nach der Polizei gemacht, um Hilfe zu holen. Sie seien auf eine weinende Polizistin gestoßen, die sagte, sie sei „machtlos angesichts dieser Situation“.

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Mehrere Medien berichten, dass auf dem Platz an dem Abend viele ausländische Flaggen geschwenkt worden seien. Das bestätigt auch Laura. Auf dem Platz seien nur wenige Touristen, sondern vor allem Einwanderer gewesen. Die Stimmung habe sich aufgeheizt, es habe mehrere Gewaltausbrüche gegeben und mache Leute hätten Feuerwerkskörper mitten in der Menschenmenge gezündet. Sie habe palästinensische, pakistanische, türkische und irakische Flaggen gesehen.

Mailänder Staatsanwaltschaft ermittelt

Die Mailänder Staatsanwaltschaft hat nun Ermittlungen eingeleitet. Die Beamten wollen nun vor allem Zeugen befragen und das Material von Überwachungskameras auf dem Platz auswerten, um zu rekonstruieren, was in der Silvesternacht passiert ist.

Die Vorfälle erinnern an die Silvesternacht 2015 in Köln. Damals hatten Gruppen von jungen Männern vor allem nordafrikanischer und arabischer Herkunft Frauen umzingelt. Es kam zu Sexualdelikten und Körperverletzungen. Auch in Mailand kam es in der Silvesternacht 2022 zu ähnlichen Vorfällen. (jgr)