Landkreis greift zu drastischer MaßnahmeNach Schlägereien im Jugendfußball – Spielverbot für junge Kicker

von Samira Bonneik, Charlott Struck und Johanna Kroke

Statt Bällen fliegen die Fäuste!
Nach mehreren brutalen Vorfällen in den letzten Spielen entscheidet der niedersächsische Fußballverband: Mit Spielen ist erstmal Schluss! 33 Partien werden ausgesetzt, das Spielverbot soll für die jungen Schläger ein Denkzettel sein.

Gewalteskalation mit fünf Verletzten

Auf dem Platz herrscht ein Tumult, Spieler fangen an sich zu schubsen, dann schlägt der erste zu. Am vergangenen Wochenende eskaliert bei einem Kreisligaspiel des JGS Lachtetal und des JSG Westkreis eine Auseinandersetzung zwischen den jugendlichen Spielern. Eine Zuschauerin alarmiert die Polizei.

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Die Partie der U18/U19-Jährigen muss schließlich bei einem Spielstand von 2:11 abgebrochen werden. Fünf Menschen werden bei der Prügelei verletzt, einer von ihnen kommt sogar zur Behandlung in ein Krankenhaus. Die Polizei ermittelt wegen Körperverletzung, heißt es in einer Mitteilung.

Mit Blick auf die brutalen Bilder des letzten Spiels, hofft Ziemen nach den Maßnahmen zu einem gewaltfreien Spielbetrieb zurückkehren zu können.
Mit Blick auf die brutalen Bilder des letzten Spiels, hofft Ziemen nach den Maßnahmen zu einem gewaltfreien Spielbetrieb zurückkehren zu können.
RTL Nord

Die Partie bringt das Fass zum Überlaufen

Handgreiflichkeiten, Prügeleien, Spielabbruch – bei den Jugendspielen im Landkreis Celle zuletzt keine Seltenheit, auch bei einer U10- und einer U16-Mannschaft kommt es zu gewaltsamen Vorfällen. „Wir haben das Problem, dass wir jetzt mittlerweile das vierte Spiel haben, das mit Gewalt im Kreis Celle zu tun hatten“, sagt Philipp Ziemen, Vorsitzender des Jugendausschusses des Niedersächsischen Fußballverbands, im Interview mit RTL.

Bei den Jüngeren seien die Kinder selbst unbeteiligt, da seien es laut Ziemen die Erwachsenen, die Trainer und Schiedsrichter, die sich zoffen. Das sei nicht tragbar. Der Verband zieht nach den zunehmenden Übergriffen Konsequenzen: Spielverbot! „Ich glaube einfach, dass wir diese Situation nutzen müssen, um alle einfach mal ein bisschen herunterzufahren“, erklärt Ziemen die Maßnahme.

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Im Video: Mehr Gewalt, weniger Fairplay auf dem Platz

Ziemen: „Eine klassische Gelbe Karte, die gab es auch früher”

Eine Eskalation auf dem Sportplatz gebe es immer mal wieder. „Eine klassische Gelbe Karte, die gab es auch früher”, so der Vorsitzende. Die gibt es allerdings für ein Foul im Spielverlauf. Aktuell sieht Ziemen das Problem jedoch in der steigenden Gewaltbereitschaft, die sei neu. „Das, was wir jetzt hier gerade erleben, gab es im Kreis Celle in der Form noch nicht.”

Beim Fußball gehe es, wie bei jedem Mannschaftssport, um das Miteinander. „Gerade im Mannschaftssport ist man nicht alleine für sich unterwegs“, erklärt der Chef des Jugendausschusses. Beim Training und bei den Spielen soll die Kinder und Jugendlichen das eigentlich lernen.

Hoffnung auf gewaltfreie Spiele Ende Oktober

Von dem Spielverbot betroffen sind fast alle Jugendligen, von den jungen Kickern in den U10-Mannschaften bis zu den Jugendlichen der U19. Ausgenommen sind nur die ganz Kleinen der U6- bis U9-Liegen. Bis zum 20. Oktober wird keine der Mannschaften gegeneinander antreten. Insgesamt fallen damit 33 Partien aus. Diese sollen nach den Herbstferien nachgeholt werden.

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„Ich erhoffe mir, dass die Vereine mit ihren Funktionären, mit ihren Spielern, mit Elternschaften, mit Zuschauern in den Dialog gehen, um über das Thema Gewalt zu sprechen”, Ziemen erhofft sich so nach den Herbstferien zu einem friedlichen Spielbetrieb zurückzukehren.