Caroline Darian über ihre starke Mutter Gisèle Pelicot
„Wir haben sie nie zusammenbrechen sehen“

Die Bilder von Gisèle Pelicot vor Gericht in Avignon gingen um die Welt.
Mutig stellt sie sich dem Prozess, den Journalisten und der Öffentlichkeit. Auch ihre Tochter Caroline Darian beschreibt sie als „wahre Heldin, aufrecht in den Ruinen stehend“. In ihrem Buch erzählt die Tochter, mit wie viel Würde ihre Mutter sich der Horrorsituation gestellt hat.
Gisèle Pelicot verlässt ihr Zuhause fast ohne eine Träne
In dem Buch „Und ich werde dich nie wieder Papa nennen“, das am 16. Januar 2025 auch auf Deutsch erschienen ist, beschreibt Caroline Darian fast tagebuchartig Tag für Tag, was mit ihrer Familie passiert, als die Wahrheit über sie hereinbricht. Ihr Vater habe ihre Mutter unter Drogen gesetzt und sie „dann Unbekannten zum Fraß vorgeworfen“, schreibt die Tochter im Vorwort. Dominique Pelicot habe Gisèle wie „sein Sexualobjekt, sein Spielzeug, sein Ding“ behandelt.
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Trotzdem habe ihre Mutter das Unfassbare mit Fassung ertragen. „Nachdem man meiner Mutter die Faktenlage mitgeteilt hatte, verließ sie den ehelichen Wohnsitz ohne eine Träne, oder zumindest fast ohne“, schildert Caroline in ihrem Buch. „Sie hatte keine Wahl. Sie musste weg.“ Also habe sie beherrscht, zusammen mit ihren drei Kindern, die wenigen Sachen zusammengepackt, die sie behalten wollte, und habe dem Haus im französischen Dorf Mazan dann für immer den Rücken gekehrt.
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Gisèle Pelicot packt Dominique sogar noch eine Tasche und bringt sie ins Gefängnis
„Wir haben sie nie zusammenbrechen sehen“, sagt Caroline Darian in ihrem Buch. Sie habe auch nie über ihren Ex-Ehemann hergezogen. „Selbst an dem Tag, an dem sie erfahren hat, dass einer ihrer Vergewaltiger HIV-positiv war“, schreibt Caroline. Ihre Mutter habe alles ertragen „wie eine mittelalterliche Königin“ – erhobenen Hauptes, ohne zu klagen.
Selbst als ihr Mann schon in Untersuchungshaft saß, ist sie es, die ein paar Kleidungsstücke und persönliche Sachen für ihn zusammenpackte und am Gefängnistor ablieferte. „Selbst die engsten Freunde meines Vaters, die empört waren, als sie die Gründe seiner Inhaftierung erfuhren, verweigern ihm diesen Dienst“, schreibt die Tochter in ihrem Buch.

Caroline Darian gibt das Mantra ihrer Mutter Kraft
„Glaube weiter an das Leben und an die schönen Dinge, die es für dich bereithält“, sei das Mantra ihrer Mutter. Auch sie selbst habe daraus Kraft geschöpft, um das Trauma und den Prozess gegen ihren „Erzeuger“, wie sie Dominique Pelicot nennt, über sich ergehen zu lassen.
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Pelicot wurde im Dezember 2024 vom Gericht in Avignon schuldig gesprochen. Er hat gestanden, seine damalige Ehefrau jahrelang mit Medikamenten betäubt und vergewaltigt zu haben. Neben ihm standen noch 50 weitere Männer vor Gericht, die er nachts ins Schlafzimmer einlud, um Gisèle ebenfalls zu vergewaltigen.
Solltet ihr unter sexueller Gewalt leiden, finden ihr Hilfe unter der kosten-losen Hotline 08000 – 116 016 oder unter www.hilfetelefon.de.