„Ich habe gedacht, er will mich umbringen!”Nach Kündigung überfährt Tobias H. (28) seinen Chef

Der Angeklagte Tobias H. entschuldigt sich heute bei seinem ehemaligen Chef: „Ich kann es nicht rückgängig machen, aber ich hoffe, dass es dir bald wieder besser geht.“
Der Angeklagte Tobias H. entschuldigt sich heute bei seinem ehemaligen Chef: „Ich kann es nicht rückgängig machen, aber ich hoffe, dass es dir bald wieder besser geht.“

„Wenn ich keinen Schritt zur Seite gemacht hätte, wäre ich nicht mehr da.”
Es klingt, wie aus einem Film: Florian C., Geschäftsführer eines Hospizes in Wolfenbüttel in Niedersachsen, legt seinem Angestellten Tobias H. noch in der Probezeit die Kündigung vor. Aus Wut setzt sich der 28-Jährige nach Feierabend in sein Auto und gibt Gas. Das Ziel ist sein ehemaliger Chef. Jetzt muss sich Tobias H. unter anderem wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung vor Gericht verantworten.

Mit voller Absicht umgefahren

Beim Prozessbeginn am Donnerstag (10. April) vor dem Landgericht in Braunschweig äußert sich der Angeklagte selbst zu den Vorwürfen. 2015 sei bei ihm eine Zwangsstörung mit Autismus diagnostiziert worden. In dem Hospiz habe er sich zuerst sehr wohlgefühlt, seine mangelnde Erfahrung in der Hospizarbeit sei jedoch zunehmend zu einem Problem geworden. Die Kündigung sei dann ein großer Schock für ihn gewesen. „Ich habe erstmal geweint, versucht mich runter zu kriegen, aber es ging irgendwie nicht, diese Leere war immer noch da”, sagt Tobias H.

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Laut Anklage soll der 28-Jährige nach der Kündigung zwar das Betriebsgelände verlassen haben, jedoch nur für kurze Zeit. Er wartete demnach auf dem Parkplatz vor dem Hospiz auf seinen Chef Florian C. Bei seinem Feierabend ahnt dieser nichts Böses, doch plötzlich rast Ex-Mitarbeiter Tobias H. mit voller Absicht auf ihn zu! So die Anklage. Durch den Aufprall auf der Motorhaube reißt sich der 37-Jährige das Kreuzband, muss später wegen Entzündungen im Knie operiert werden. Nach seiner Tat flüchtet Tobias H. zu Fuß, konnte später durch Zeugen gefunden und der Polizei übergeben werden.

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Tobias H. entschuldigt sich bei seinem Chef

Die Folgen der Attacke sind für Florian C. noch immer spürbar.
Die Folgen der Attacke sind für Florian C. noch immer spürbar.

An die Tat kann sich der Angeklagte nach eigener Aussage kaum noch erinnern. „Es geschah alles so schnell, als ob sich ein Schalter in mir umgelegt hätte.” Am Ende steht Tobias H. auf, spricht seinen ehemaligen Chef direkt an. „Ich wollte mich von ganzem Herzen bei dir entschuldigen. Ich kann es nicht rückgängig machen, aber ich hoffe, dass es dir bald wieder besser geht”, sagt der 28-jährige Angeklagte.

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Die Folgen dieser Attacke sind für Florian C. auch heute immer noch spürbar. Über vier Monate lang war er arbeitsunfähig, ist noch immer auf eine Physio-Therapie angewiesen. Er könne all das, was er liebe, nicht mehr machen – sagt der 37-Jährige heute (10. April) vor Gericht. Noch immer sehe er im Alltag das wutentbrannte Gesicht des Angeklagten vor sich. Drei weitere Gerichtstermine sind angesetzt, ein Urteil wird Mitte April erwartet.