Er zieht von Stadt zu StadtBei Pils und Jägerschnitzel – Maddie-Verdächtiger beschwert sich über sein Leben

Nach seiner Haftentlassung musste er draußen schlafen.
Christian B. gilt seit langem als Hauptverdächtiger im Fall Madeleine McCann. Bislang fehlen die Beweise. Mitte September wird er nach Verbüßung einer sechsjährigen Gefängnisstrafe wegen der Vergewaltigung einer 72-Jährigen aus der Haft entlassen. Ein englischer Reporter traf ihn nun in seinem neuen Leben. Und das Interview wurde zu einer einzigen Beschwerde.
B. macht vor Antwort auf wichtige Frage eine Pause
Am Freitag (10. Oktober) ist Rob Hyde, Reporter der Daily Mail, mit Christian B. an seinem derzeitigen Aufenthaltsort Kiel verabredet. Sie treffen sich zu einem Abendessen, B. bestellt Jägerschnitzel mit Pommes frites und einen halben Liter Pils. Und noch während die Bedienung davonhuscht, fragt Hyde ihn: „Wissen Sie, ich muss das fragen – haben Sie Madeleine McCann entführt und getötet?“
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Der 48-jährige Deutsche macht eine theatralische Pause, bevor er antwortet. Nippt an seinem Bier. Und sagt dann laut: „Nein, natürlich nicht.” Er besteht darauf, dass der Reporter seine Antwort aufschreibt. Eigentlich könne er viel mehr dazu sagen, aber aufgrund einer Vereinbarung mit seinen Anwälten ginge er nicht weiter ins Detail.
Christian B. zieht von Stadt zu Stadt
Stattdessen beginnt eine Litanei des Selbstmitleids. Er werde ständig aus seinen Unterkünften geworfen. Christian B. habe sogar eine Nacht auf einem Fußballplatz verbringen müssen, weil ein Obdachlosenheim ihn abgewiesen habe. Er behauptet, die Polizei sei ihm sogar dorthin gefolgt – und habe seinen Schlafsack mit ihren Autoscheinwerfern angestrahlt, um ihn wach zu halten, erzählt er dem Reporter der Daily Mail.
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Zudem müsse er von Stadt zu Stadt ziehen, da er sich von der Polizei stigmatisiert fühle. Philipp Marquardt, einer seiner Anwälte, erklärt: „Es ist, als wollten sie ihm das Gefühl geben, alle Türen seien verschlossen und es gäbe keinen Ausweg für ihn.“ Man habe der Staatsanwaltschaft vorgeschlagen, dass Christian B. Deutschland für ein halbes Jahr verlasse, bis Gras über seine Haftentlassung gewachsen sei. Doch ohne Erfolg.
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Christian B. behauptet, reingelegt worden zu sein
Wie der Reporter weiter berichtet, empfindet er die Gesellschaft B.s als anstrengend: „Er wechselt in hohem Tempo zwischen Witzen und guter Laune und düsteren Schimpftiraden über die Polizei und die deutschen Ermittler.” B. glaubt, sie wollen ihm nur etwas anhängen und dass sie versuchen werden, ihn umzubringen.
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„Ich rechne nicht damit, lange zu leben. Sie tun alles, um mich zum Schweigen zu bringen. Ich bin völlig reingelegt worden”, sagt er im Interview mit der Zeitung. „Die Ermittler haben einfach einen Phantom-Bösewicht erschaffen”, und diesem Phantom den Namen Christian B. hinzugefügt. „Aber ich bin nicht dieser Mann.“
Er bemühe sich, doch könne er die Verbindung zu Madeleine McCann nicht abschütteln, erzählt er dem Reporter in endlosen Tiraden. Versucht Rob Hyde ihn zu unterbrechen, wird er von B. angeblafft. Der Verfolgungswahn und das Selbstmitleid des verurteilten Mehrfach-Vergewaltigers scheint tatsächlich groß. Seinen Opfern bliebe bei solchen Aussagen vermutlich das Schnitzel im Halse stecken. (ajo)
Verwendete Quellen: Daily Mail UK