„Ich bin nicht wütend”

Nach Justiz-Wahnsinn frei – Mann (68) saß 38 Jahre unschuldig im Gefängnis

Peter Sullivan (68) verbrachte 38 Jahre zu Unrecht im Gefängnis. Der Richter hob das Urteil auf, da das Sperma am Tatort nicht mit seinem übereinstimmte.
Peter Sullivan (68) verbrachte 38 Jahre zu Unrecht im Gefängnis. / Symbolfoto
Federico Gambarini/dpa

Endlich lebt er in Freiheit!
Es sind Sekunden der Erleichterung. Die Gewissheit, dass ihm nun wirklich Gerechtigkeit widerfährt. Peter Sullivan ist in den Augen vieler Menschen jahrelang ein Monster, weil er eine Frau brutal vergewaltigt und dann getötet haben soll. Bis jetzt. Denn ein englisches Gericht hat seine Inhaftierung aufgehoben, nachdem klar ist: Peter Sullivan wurde für etwas bestraft, das er nie getan hat.

Peter Sullivan als Bestie von Birkenhead bekannt

Peter Sullivan wird 1986 im englischen Bebington festgenommen. Er soll die damals 21-jährige Diane Sindfall getötet haben. Auch brutaler sexueller Übergriff wird ihm vorgeworfen. Ihr Körper bleibt teilweise bekleidet und verstümmelt zurück. Peter Sullivan bestreitet die Tat, unterzeichnet wenig später aber ein Geständnis. Das wiederum widerruft er aber umgehend, weil er, seiner Meinung nach, nicht angemessen juristisch vertreten wird. Er soll innerhalb eines Monats 22 Mal verhört worden sein. Bei den ersten sieben Verhören wird ihm eine Rechtsberatung verweigert. Schlussendlich wird er inhaftiert.

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Neue DNA-Tests beweisen Sullivans Unschuld

Zweimal versucht 68-Jährige, seine Inhaftierung anzufechten, doch darauf geht niemand ein. Bis zum Jahr 2023. Ermittler untersuchen noch einmal alle Spuren und Hinweise. Dann machen sie eine bahnbrechende Entdeckung. Die Spermaspuren, die auf dem Opfer damals gefunden werden, stimmen nicht mit der DNA von Peter Sullivan überein. Somit kann er auch nicht der Täter sein. Bei der Urteilsverkündung ist er per Livestream aus dem Gefängnis zugeschaltet und weint vor Freude in seine Hände. Die englische Metro zitiert ihn mit den Worten: „Ich kann es einfach kaum erwarten, zu meinen Lieben zurückzukehren. Ich muss das Beste aus dem machen, was mir von der Existenz, die mir in dieser Welt gewährt ist, noch übrig ist.“

Keinen Groll gegenüber der Justiz

38 Jahre lang saß Peter Sullivan zu Unrecht im Gefängnis, doch böse ist er nicht. „Was mir passiert ist, ist völlig falsch. Aber das ändert nichts daran, dass all dies auf dem Hintergrund eines abscheulichen und schrecklichen Verlusts von Menschenleben geschehen ist.“ Vielmehr sei er daran interessiert, dass der wahre Mörder gefasst wird, damit die Familie mit diesem schrecklichen Kapitel abschließen kann. „Sie haben ihre Tochter verloren und werden sie nicht zurückbekommen.“ Und auch seine Schwester, die an diesem Tag im Gericht ist, ist überglücklich. „Wir haben Peter zurück und jetzt müssen wir versuchen, wieder ein Leben um ihn herum aufzubauen.“ (paw)