Wild West in Bayern Pannenhilfe wird zum Nervenkrimi auf der Straße!

Und das mitten in Bayern!
Was als gemütlicher Samstagnachmittag geplant war, wird für Kerstin (56) und Rainer Schanz (55) aus Volkach zu einem Albtraum wie aus einem Wildwest-Film. Die beiden sind begeisterte Line-Dancer, lieben Country-Musik und das Flair des Wilden Westens. Ausgerechnet auf dem Weg zum Line-Dance-Tanzkurs in Kitzingen (Unterfranken) begegnet ihnen ein „Highway-Bandit“. Damit hätten sie niemals gerechnet.
Ein Pannenauto, ein scheinbar hilfloser Mann
Direkt auf der Landstraße sehen die beiden ein liegengebliebenes Auto. Der Warnblinker ist nicht an und es ist kein Warndreieck aufgestellt. Rainer, ausgebildeter Mechatroniker, denkt sofort: „Hier muss ich helfen!“
Der junge Mann am Auto steht verloren da: Jacke, Jeans und eine blaue Decke um die Hüften gewickelt. Rainer steigt aus, will nachsehen. Der Mann spricht nur Englisch. Rainer versteht ihn nicht. Helfen will er dennoch. Er öffnet das Auto, versucht es zu starten und sucht nach einem Warndreieck unter dem Sitz. Doch dann passiert das Unfassbare: Als er wieder hochkommt, sieht er nur noch das Heck seines eigenen Autos – mit seiner Frau Kerstin auf dem Beifahrersitz.
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Kerstin im Auto – hilflos einem Autodieb und Entführer ausgeliefert
Kerstin erinnert sich: „Ich wollte noch rausspringen, aber es ging nicht mehr. Er war so schnell im Auto drin. Ich wusste im ersten Moment gar nicht was los ist. Ich hatte erstmal einen Schock.“ Sie schreit den Mann an: „Ich will raus!“ Doch der reagiert nicht und gibt Gas. Was Kerstin zu diesem Zeitpunkt nicht weiß: Das Pannenfahrzeug ist auch geklaut. Der Mann hat es einem Bekannten in Thüringen gestohlen. Bis nach Unterfranken ist er gefahren. Dann ist ihm der Sprit ausgegangen. Der Kia von Kerstin und Rainer wird zu seinem nächsten Fluchtwagen.

Kerstin: „Ich kann gar nicht beschreiben, wie ich mich gefühlt habe. Ich habe immer nur gedacht, hoffentlich läßt er mich raus.“ Sie hat ihr Handy einstecken und sagt: „Ich rufe die Polizei.“ Der Autodieb und Entführer reißt es ihr aus der Hand, tippt eine wirre Buchstabenkombination in das Handy und schmeißt es in Fußraum auf der Fahrerseite.
Kerstin ist dem Autodieb völlig ausgeliefert
Über zehn Kilometer fährt der Mann, immer wieder stammelt er „Please, please!“ und weint sogar. Warum er immer wieder das englische Wort für „Bitte“ wiederholt und sogar Tränen über seine Wangen fließen, kann sie sich nicht erklären.
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Endlich stoppt der Mann, mitten auf der Straße, kurz vor Kitzingen und läßt Kerstin aussteigen. „Als ich ausgestiegen bin, wurden mir die Knie weich.“ Kaum steht sie am Straßenrand – Blaulicht - eine Polizeistreife rast heran. Rainer hatte sofort die 110 gewählt. Zufällig war eine Streife ganz in der Nähe und deshalb so schnell bei Kerstin. Der Moment der Erlösung: „Endlich fühlte ich mich sicher.“

Für Rainer, der am Pannenauto wartet, ist es eine große Erleichterung, als die Polizei kommt und seine Frau auf der Rückbank sitzt.
Der Autodieb fährt bis ins Ausland
Ihr Kia, den sie seit fünf Jahren besitzen, ist erstmal weg. Rainer hat zwei Tage vor dem Diebstahl voll getankt. Eine Tankfüllung reicht rund 700 Kilometer und bringt den Dieb bis nach Mogilno in Polen. Dort bleibt das Auto liegen und wird kurz darauf von der Polizei gefunden. Kurz vor Weihnachten soll der Wagen mit Hilfe des ADAC zurück nach Deutschland gebracht werden.
Der Täter ist für die Polizei kein Unbekannter mehr. Es ist ein 26-jähriger Ungar, aktuell noch auf der Flucht. Kerstin und Rainer haben Anzeige erstattet, wegen Körperverletzung und Freiheitsberaubung. Sie hoffen, dass der Mann bald festgenommen wird und in Deutschland vor Gericht kommt.
Trotz allem hat Rainer sein großes Herz und seine Mitmenschlichkeit nicht verloren: „Wegschauen werde ich auch in Zukunft nicht.“
Kerstin wird beim nächsten Mal auch helfen, künftig aber vorsichtiger sein. „Ich werde im verschlossenen Auto warten und direkt die Polizei anrufen, so dass Hilfe kommt.“
Verwendete Quelle: Eigene Recherche
































