Trauriger Fund mit vielen Fragezeichen

Baby vor Luxus-Appartements ausgesetzt – es hatte noch die Nabelschnur!

Ein wenige Wochen altes Baby ballt seine Hand zu einer kleinen Faust.
Das Neugeborene wurde kurz nach der Geburt lebend gefunden (Symbolbild dpa).
Annette Riedl/dpa/Symbolbild

„Ich war einfach so glücklich, dass das Kind noch lebte.”
Das sagt Rettungssanitäterin Mia Chin über ihren letzten Fall, den sie wohl nie vergessen wird. Sie und ihr Kollege Patrick Feimer wollen um 3 Uhr am Donnerstagmorgen gerade ihre Schicht beenden, als sie zu einem Einsatz gerufen werden. Zwei Pförtner haben im New Yorker Luxus-Viertel Chelsea ein neugeborenes Baby gefunden. Der kleine Junge hat noch die Nabelschnur am Körper, als er der Sanitäterin übergeben wird. Er überlebt. Was bleibt ist eine offene Frage, wenig Verständnis und viel Kritik.

Baby war erst wenige Minuten alt

Dass die Nabelschnur beim Auffinden noch am Körper des Jungen hängt, ist ein klares Indiz: Die Geburt hat nur wenige Minuten vor dem Auffinden stattgefunden. Einer der Pförtner vermutet, die Mutter habe das Kind an einem Bahnhof in der Nähe auf die Welt gebracht, schreibt die New York Post. Die Sanitäter tragen das Kind zur Erstversorgung auf die nahegelegene Wache, später wird es ins Bellevue-Krankenhaus gebracht. Die gute Nachricht: Der Junge ist bei Bewusstsein und hat keine offensichtlichen Verletzungen, berichten Polizei und weitere Quellen.

Der örtlichen Presse sagt Laura Kavanagh, die Leiterin der New Yorker Polizei: „Ich bin sehr froh, berichten zu können, dass es dem Kind gut geht und es überleben wird.” Dabei lobt sie ausdrücklich die schnelle Reaktion der Sanitäter: „Sie sind immer bereit zu helfen, egal was passiert, und sie rennen immer direkt auf die Gefahr oder den Notfall zu, egal, womit sie konfrontiert werden. Und genau das haben sie getan.”

Lese-Tipp: Drei Babys in Park ausgesetzt - doch das ist noch nicht alles

Kurz nach der Geburt taucht plötzlich die Mutter auf

Nur kurze Zeit nach der Rettung des Babys wird die Mutter des Jungen ausfindig gemacht. Die 37-jährige, mutmaßlich obdachlose Frau, kommt ebenfalls ins Bellevue-Krankenhaus. Wie sie dorthin gelangt, ist nicht bekannt. In der Klinik angekommen, wird sie zunächst dort festgehalten und untersucht. Mehrere Quellen berichten, dass sie ihr Kind um zwei Uhr in der Nacht auf die Welt gebracht habe. Sie erwartet jetzt eine Anklage wegen Kindes-Vernachlässigung. Warum sie ihr Neugeborenes zurückgelassen hat, ist bislang nicht geklärt.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Im Video: Touristen-Familie riskiert Baby-Leben

Jetzt gibt es immer mehr Vorwürfe

Cedric Fraser ist der Hausmeister des Gebäudes, vor dem das Baby gefunden wurde. Er hat wenig Verständnis für das Verhalten der Mutter. Der New York Post sagt er: „Es gibt viele schwangere, obdachlose Mütter auf der Straße. Diese hier stand kurz vor der Entbindung, und es gab so viele Stellen, an denen sie hätte Hilfe holen können - die Sanitäter, die Polizei. Ich würde diese Frau gerne sehen, mit ihr sprechen und verstehen, warum sie getan hat, was sie getan hat.“

Die Kritik ist nicht unbegründet, denn in New York gibt es ein Gesetz zum Schutz ausgesetzter Säuglinge. Es erlaubt Eltern, ein bis zu 30 Tage altes Baby an einem „geeigneten Ort” - einschließlich eines Krankenhauses oder einer besetzten Polizei- oder Feuerwehrstation - zurückzulassen, und zwar ohne dafür strafrechtlich belangt zu werden.

Feuerwehr-Chefin Kavanagh nutzt die Pressekonferenz für einen flammenden Appell an alle Schwangeren und Frauen, die kürzlich entbunden haben und sich in einer Notlage befinden: „Wenn Sie einen Säugling oder ein Kind haben, um das Sie sich aus irgendeinem Grund nicht kümmern können, können Sie es zu einer Feuerwache, einer Polizeistation oder einer Rettungswache bringen und es dort ohne Bedenken abgeben!“ Eine Möglichkeit, von der die Mutter des Jungen keinen Gebrauch machte.

Lese-Tipp: Jugendliche glaubten an Schreie - dann machen sie eine dramatische Entdeckung

Rettungssanitäter bleiben bescheiden

Mia Chin betont nach dem Einsatz, dass dies für Rettungssanitäter in New York ein ganz normaler Einsatz gewesen sei. Von übermäßgem Lob oder gar großem Stolz möchte sie nichts wissen: „Ich fühle mich nicht wie ein Held. Ich habe das Gefühl, dass Patrick und ich als Team gearbeitet haben, um dieses Kind dorthin zu bringen, wo es wirklich intensiv betreut werden konnte.“
Für den kleinen Jungen wird sie wohl trotzdem für immer eine Heldin sein. (ele)