Geisterfahrer kam ihm entgegen
Autobahn-Held stoppt betrunkenen Chaos-Fahrer auf der A31

Was hätte alles passieren können, wenn dieser Mann nicht so umsichtig gehandelt hätte?
Amid Karimi hat auf der A31 einen Geisterfahrer ganz allein aus dem Verkehr gezogen und damit womöglich Schlimmeres verhindert! Der Schreck sitzt ihm am Tag nach dem Vorfall noch in den Knochen, auch wenn er weiß, dass er eine Heldentat vollbracht hat.
„Ich habe einen Schock bekommen, als er auf mich zukam“
Der Begriff „Held“ stammt nicht von ihm, aber für uns ist er einer. Karimi selbst sagt im Gespräch mit RTL, dass er geschockt war: „Schrecklich, so etwas habe ich noch nie erlebt.“ Es ist kurz nach 19 Uhr am Freitagabend (31. Januar), als er bei Samern in der Grafschaft Bentheim (Niedersachsen) von der Autobahn abfahren will. Als er um die Kurve biegt, kommt ihm ein anderes Auto entgegen. Auf seiner Seite, wie er erst im letzten Moment bemerkt.
„Ich habe einen Schock bekommen, als ich merkte, dass der auf mich zukommt“, sagt er. Er kann gerade noch ausweichen, setzt seinen BMW mit einer Vollbremsung auf den Grünstreifen. Der andere Wagen hält ebenfalls, Karimi steigt aus und will nachsehen, ob dem Fahrer etwas passiert ist. Als er fast bei ihm ist, habe dieser plötzlich Gas gegeben und sei auf die A31 gefahren. Erst in die falsche, dann in Fahrtrichtung.
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Er denkt an seine Frau und sein kleines Kind und macht sich Sorgen
Karimi geht in diesem Moment alles Mögliche durch den Kopf, er denkt an seine Frau, sein einjähriges Kind, seine Freunde, die er hier in der Gegend hat. „Ich habe einfach befürchtet, dass er großen Schaden anrichtet“, beschreibt er RTL seine Gedanken. Er verlässt die Autobahn, wendet und fährt direkt wieder auf, um das andere Auto zu verfolgen. Er kennt sich gut aus und weiß, dass er nicht viel Zeit hat, ehe sich die Spur vielleicht verliert, weil der silberne Kleinwagen abfährt.
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Nach einiger Zeit sieht er vor sich den Renault mit niederländischem Kennzeichen, der waghalsige Manöver vollführt, vom Standstreifen bis zur Überholspur alle Fahrbahnen benutzt und ständig die Spur wechselt. Karimi ist sicher, dass das der einstige Geisterfahrer ist. Es gelingt ihm, den Renault zu überholen und sich vorsichtig vor ihn zu setzen. Er macht die Warnblickanlage an, bedeutet dem Mann, rechts ran zu fahren, doch es dauert noch ein paar hundert Meter, ehe der 64-Jährige endlich anhält.
„Ich wette um 10.000 Euro, dass er etwas getrunken hat“
Nach 4,5 Kilometern ist die Irrfahrt beendet, doch Karimis Schrecken nicht. Er bittet den Mann im Renault, das Fenster herunterzulassen. Nach und nach leistet der Fahrer dem Folge, öffnet jedes einzeln - das auf der Fahrerseite als Letztes. Und hält Karimi Führerschein und Fahrzeugpapiere entgegen. Offenbar glaubt er, die Polizei stehe vor ihm. Karimi greift ins Auto, stellt den Motor ab.
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Als der Chaos-Fahrer bemerkt, dass Karimi kein Polizist ist, will er weiterfahren, versucht, Karimi zur Seite zu schieben. Dann ist der 31-Jährige erlöst, die richtige Polizei ist endlich zur Stelle. Sie holt den Mann aus dem Wagen, beordert alle zu ihrer eigenen Sicherheit hinter die Leitplanke. Ein Polizist lobt Karimi für seinen Einsatz. Er beobachtet, wie der Niederländer aufgefordert wird, ins Röhrchen zu pusten. Sagt im Spaß zu einem Polizisten: „Ich wette um 10.000 Euro, dass er etwas getrunken hat.“
„Sie haben 10.000 Euro gewonnen”
Kurz darauf witzelt der Polizist zurück: „Sie haben 10.000 Euro gewonnen.“ Der 64-Jährige hat nicht nur etwas getrunken, er hat 1,82 Promille. In diesem Stadium hat ein Mensch einen starken Rausch, schwere Koordinationsstörungen, Gleichgewichts- und Orientierungsstörungen.
Adid Karimi kann den Ort des Geschehens mit seinem eigenen Auto verlassen, er wohnt nicht weit entfernt. Doch nach kurzer Fahrt merkt er, wie sehr ihn der Vorfall mitgenommen hat, vermutlich eine verspätete Schockreaktion. Er lässt den Wagen stehen, sein Bruder bringt ihn nach Hause.