Femizid in Australien
Ehemann tötet Ruqia (21) nach Zwangsheirat – ihre Mutter muss in Haft!

Ruqia (21) wollte ihn nicht heiraten.
Eine Frau im australischen Melbourne zwingt ihre Tochter zu einer Hochzeit mit einem älteren Mann. Fünf Monate später stirbt Ruqia – ermordet von ihrem Ehemann. Jetzt muss ihre Mutter in den Knast!
Richterin: „Sie hat ihre Macht als Mutter missbraucht“
Die angeklagte Sakina J. (48) zeigt keine Reue für ihr Vergehen, so die zuständige Richterin. „Sie haben ihre Macht als Mutter missbraucht, als die Person, mit der ihre Tochter lebte und die sie respektierte“, so Frances Dalziel. Seit 2013 ist Zwangsverheiratung eine Straftat in Australien, seitdem ist es laut der australischen Nachrichtenagentur AAP dort zum ersten derartigen Urteil gekommen. Sakina J. war mit ihren fünf Kindern im selben Jahr auf der Flucht vor den Taliban ins Land gekommen.
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Im Januar 2020 bestätigt die Mordkommission der Western Australian Police den Tod des Opfers und erhebt Anklage wegen Mordes gegen den Ehemann. Der Killer der jungen Ruqia muss nach der grausamen Tat mindestens 19 Jahre hinter Gittern sitzen. Die gebürtige Afghanin könnte nach ihrer Haftstrafe in ihre Heimat abgeschoben werden, heißt es im Urteil.
Sakina J. wollte Ruf der Familie retten
Sakina J. soll im Jahr 2019 ihre damals 20-jährige Tochter gezwungen haben, den Mann zu heiraten. Ihre erste Ehe war wohl nach zwei Jahren gescheitert. Damals war sie 15 Jahre alt, so die Angaben aus dem Gericht. Mit der zweiten Hochzeit wollte die Mutter den Ruf ihrer Familie wiederherstellen, der nach der Scheidung zerstört gewesen sein soll.
Ruqia soll ihren Freunden, Lehrern und Fahrlehrern gesagt haben, dass sie den 26 Jahre alten Mohammed H. nicht heiraten und sie sich stattdessen auf ihr Studium konzentrieren wolle, wie aus Gerichtsunterlagen hervorgehe. Sie soll ihre Mama angefleht haben, die Verlobung mit dem Mann wieder aufzulösen. Doch keine Chance, sie muss am Ende die Ehe mit ihm eingehen.
Zwangsheirat verstößt gegen das australische Gesetz
Am 29. Juli ist die Mutter zu einer Haftstrafe von drei Jahren verurteilt worden. Im Gerichtssaal soll sie laut Medienberichten geweint und geschrien haben. Sakina J. sei der Meinung, nichts falsch gemacht zu haben – das Urteil könne sie nicht akzeptieren. Die Richterin räumt zwar ein, dass die Beschuldigte den kulturellen Erwartungen ihres Umfeldes ausgesetzt gewesen sei, doch beim Urteil könne sie dies nicht berücksichtigen. „Jedem in unserem Land muss klargemacht werden, dass Zwangsheirat gegen das Gesetz verstößt“, betont Frances Dalziel.

Die Mutter kann nach australischem Recht bereits nach einem Jahr Haft wieder freikommen. Dafür muss sie eine Kaution hinterlegen und darf keine Straftat mehr in der Haftzeit begehen. (gsc)