Traumforscher klärt aufGeht es euch auch so? Darum träumen selbst Erwachsene noch von der Schule

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Schon wieder vom Mathe-Test oder den unangenehmen Mitschülern geträumt? Damit seid ihr nicht allein.

„Jetzt alle die Klassenhefte raus, spontanes Diktat ...”
Bei diesen Worten schaudern vermutlich auch heute noch viele Erwachsene. Mitunter hören sie sogar noch in ihren Träumen. Und das, obwohl sie seit Jahren oder Jahrzehnten nicht mehr die Schulbank drücken. Doch wieso ist die Schule im Schlaf dann bei vielen Menschen noch so präsent? Ein Schlafforscher gibt Antworten.

Schulträume, die Klassiker der nächtlichen Kopftheater

Eine Schulglocke klingelt, eine Tür geht auf, fahles Licht. Was ist hier los, fragt man sich. Bis dann langsam ein Gefühl von der Magengegend nach oben kriecht. Oh Mist, Mathearbeit? Ich habe doch nicht gelernt!

Bammel vor einer Prüfung - das ist ein Gefühl, das Millionen Schüler in Deutschland kennen und von dem sie sich gerade erholen. Viele Bundesländer sind noch in den Sommerferien, in manchen hat die Schule auch schon wieder angefangen, allerdings ohne den großen Prüfungsdruck in den ersten Wochen. Es ist aber auch ein Gefühl, das vielen Erwachsenen sehr lebhaft zusetzt, die die Schule längst hinter sich gelassen haben. In der Nacht.

Wenn man sich umhört, weiß man: Viele Menschen träumen von Schul- und Prüfungssituationen. Ein namenloses Klassenzimmer, vorn eine Tafel, auf dem Tisch ein Blatt Papier mit Aufgaben - das sind Klassiker des Theaters, das unser Gehirn im Schlaf inszeniert. Aber: Warum ist das eigentlich so?

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Ein Gefühl, das man nicht nur in Klassenräumen findet

Wer das wissen möchte, sollte mit Michael Schredl sprechen, einem der bekanntesten Traumforscher des Landes. Ein Mann, der sehr ausgeruhte Antworten auf drängende Fragen hat. Er sagt: In einem Schultraum geht es weniger um konkrete Erlebnisse in Lehranstalten vor vielen Jahren - sondern um aktuelle, emotional relevante Dinge im Hier und Jetzt.

„Ein Traum vermischt immer aktuelle Erfahrungen mit Dingen, die man früher erlebt hat – wenn diese früheren Erlebnisse ähnliche Emotionen oder Gefühle auslösen. Träume verknüpfen aktuelles mit früherem“, erklärt der wissenschaftliche Leiter des Schlaflabors am Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim.

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Er nennt ein Beispiel: der Traum von einer Prüfung. Dabei sei die Grundbedeutung, dass jemand anders von einem wissen will, ob man „etwas draufhabe“. Schredl fasst zusammen: „Das Gefühl ist: Meine Leistung wird beobachtet.“ „Dieses Grundmuster ist etwas, das uns nicht nur in der Schule begegnet, sondern im ganzen Leben“, sagt der Forscher. „Im Berufsleben ist es nicht mehr der Lehrer, der prüft, sondern der Chef oder die Kollegen.“

Daher sei es auch möglich, dass einstige Musterschüler, die immer gut vorbereitet waren, im Erwachsenenalter davon träumen, ahnungslos vor einer Mathe- oder Englisch-Klausur zu sitzen. „Weil es eben um aktuelle Gefühle und Emotionen geht“, sagt Schredl.

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Warum ausgerechnet die Schule?

Aber warum suchen sich Emotion ausgerechnet die Schule als Bühne für ihre Inszenierung aus? Nun, sie ist eben sehr prägend für viele Menschen. Die ersten Bewertungen, die ersten Autoritäten. „Die Schule ist so präsent, weil in dieser Zeit viele Dinge zum ersten Mal geschehen sind – auch, weil da manche Probleme angefangen haben. Es ist eine Zeit mit starken Emotionen“, sagt Traumforscher Schredl.

Den Schülerinnen und Schülern, die nun wieder in die Klassenräume strömen, kann man da nur wünschen: Gute Träume. (dpa/lkö)