Hilfsprojekt für Alleinerziehende greift einEine Woche vor Weihnachten ist das Zuhause weg – doch diese Mutter gibt nicht auf
Ein eigenes Dach über dem Kopf – nicht für alle eine Selbstverständlichkeit! Alleinerziehende Frauen, denen die Wohnungslosigkeit droht, bekommen Hilfe von „Housing First“. Das Projekt gibt wohnungslosen Frauen eine Wohnung – und verändert damit Leben. So wie das von Branka Schmidt.
Nach Eigentümerwechsel: Branka Schmidt fliegt aus ihrer Wohnung
Für viele ist die Adventszeit eine Phase der Ruhe. Für Branka Schmidt wurde sie zum Albtraum. Nach über einem Jahrzehnt in derselben Wohnung stand die Mutter plötzlich vor dem Nichts – mit zwei Kindern, drei Koffern und einer schwangeren Katze. „Wie kann ich nach 14 Jahren rausfliegen?“, fragte sie immer wieder. Doch genau das geschah.
Branka schildert im Interview mit RTL, wie der Eigentümerwechsel ihrer Wohnung ihr Leben ins Chaos stürzte. Sie hatte nach eigener Aussage nach dem Eigentümerwechsel wieder Anspruch auf einen unbefristeten Mietvertrag, doch der neue Eigentümer wollte ihr keinen neuen Vertrag ausstellen. Das Ergebnis: eine fristlose Kündigung. „Er sagte: ‚Frau Schmidt, Sie fliegen raus – und Sie wissen das.‘ Ich hatte keine Chance.“ Eine Woche vor Weihnachten muss die alleinerziehende Mutter ausziehen.
„Ich war krank geworden, hatte Depressionen”
Danach beginnt für die Familie regelrechte Odyssee: Erst Freunde, dann Notunterkünfte, zuletzt nichts mehr. Mehr als 50 Organisationen kontaktierte Branka nach eigenen Angaben – Diakonie, Caritas, kirchliche Träger. „Alle sagten: Wir haben nichts frei. Aber ich wusste, dass Wohnungen leer standen.“ Hilfe fand sie schließlich über Umwege: Eine Frau, die sie zufällig traf, verwies sie auf ein Projekt, das in Berlin besonderen Schutz bietet: „Housing First“.
Dort landet sie zuerst auf der Warteliste. Schließlich schreibt sie in ihrer Verzweiflung einen Brief an die Initiatoren des Projekts: „Ich war krank geworden, hatte Depressionen, Nesselsucht, alles. Ich habe geschrieben: Ich verliere meinen Boden, ich kann nicht mehr.“ Der Brief berührt das Team von „Housing First“, sie bieten Branka und ihren Kindern einen Platz zum Wohnen. Es ist nicht viel Platz, aber Branka und ihre Kinder müssen erstmal nicht mehr weiterziehen, müssen nicht auf die Straße.
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Branka Schmidt freut sich über Kleinigkeiten: „Du brauchst keinen Luxus”
Ein Jahr und zwei Monate nach Beginn ihrer Odyssee endet die Irrfahrt dann endlich endgültig: Branka bekommt eine neue Wohnung – vermittelt von „Housing First“.
„Wir haben zehn Minuten geweint – vor Glück“, erinnert sich die zweifache Mutter. Die Wohnung war noch eine Baustelle, aber das spielte keine Rolle. Branka hat nun einen anderen Blick aufs Leben: „Du brauchst keinen Luxus. Nur eine Tür, die du hinter dir schließen kannst. Die Freiheit, dass die Kinder in ihrem Zimmer Netflix schauen können und mein Sohn Playstation spielt.“
Heute blickt sie voller Dankbarkeit auf das Projekt, das ihrer Familie Stabilität zurückgab. „Ohne Wohnung verliert sich ein Mensch. Dieses Projekt – das hat uns gerettet.“
„Housing First”: Das steckt dahinter
„Housing First“ begleitet Frauen, die sonst durch jedes Raster fallen: Alleinerziehende, Opfer von Trennungen, Jobverlusten, Gewalt. Ihr Ansatz funktioniert: Eine eigene Wohnung bedeutet Stabilität – und damit Würde, Selbstbestimmung, Wärme, Ruhe. Esther Maria Köb-Koutsamanis von dem Projekt sagt dazu RTL: „Wir sagen, was am besten gegen Wohnungslosigkeit hilft, ist eine Wohnung. Und darum ist das der Beginn und der Ausgangspunkt der Hilfe. Und dann komm all die anderen Probleme, die Personen eventuell mitbringen.”
In Berlin, Köln und anderen Städten konnten in den letzten Jahren über 200 Frauen und Familien auf diese Weise wieder in eine eigene Wohnung ziehen.
„Housing First” kooperiert mit Anbietern aus der Immobilienbranche. Sie werben damit, dass 90 Prozent ihrer Mieter langfristig in den Wohnungen bleiben und sie oft besonders gut pflegen. Einfach, weil sie so froh sind, wieder ein Zuhause zu haben.
Quelle: eigene RTL-Recherche
