Tierschutz-Verstoß in Oberbayern?Harte Kritik gegen Zuchtverband: Video zeigt Gewalt an jungen Kälbern
Es sind verstörende Szenen, die RTL von der Tierschutzorganisation PETA Deutschland e.V. zugespielt wurden!
Auf einem Video ist zu sehen, wie Mitarbeiter und junge Helfer, darunter auch Minderjährige, auf Kälber eintreten oder Gewalt androhen. Dem Video nach werden die Kälber an den Ohren gezogen, ihre empfindlichen Schwänze hochgedreht. Gefilmt wurden die Szenen beim wöchentlichen Markt des Zuchtverbandes Miesbach in der Oberlandhalle. Was sagt der Verband zu dem kritischen Videomaterial?
Gewalt an jungen Kälbern – Verband äußert sich auf RTL-Anfrage
Laut der Tierschutzorganisation, die das Video an RTL geschickt hat, sind die Aufnahmen im Zeitraum von 2020 bis 2023 entstanden. Neben dem groben Umgang mit den Kälbern gibt es weitere Szenen, die Fragen aufwerfen: Zum Beispiel werden die Tiere offenbar eng in Wartebuchten gepfercht – einige von ihnen werden von Artgenossen niedergetrampelt, da es zu wenig Platz zu geben scheint. Den Tieren ist der Stress offensichtlich anzumerken – sie laufen hektisch hin und her, ein Tier liegt schwach und eingeklemmt in einer Wartebucht. Ein vermutlich noch minderjähriger Helfer tritt auf das Tier ein, dann kommt ein Erwachsener hinzu, zerrt es an seinen Ohren hoch.
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RTL hat den Zuchtverband mit dem Videomaterial konfrontiert – und auch eine Antwort erhalten. Auf dem Material seien Markthelfer zu sehen, die als ausgebildete Landwirte bei dem Zuchtverein angestellt seien. Mit dabei sollen auch die Kinder der Angestellten gewesen sein, die an Ferientagen mit ihren Vätern mitgekommen seien und unter deren Aufsicht standen, so der Verband. In der Stellungnahme heißt es weiter: „Selbstverständlich dürfen Tiere nicht getreten werden. Die Videoaufnahmen haben wir sofort genutzt, um eine Mitarbeiterversammlung einzuberufen. Mit unseren Beschäftigten haben wir ausführlich gesprochen. Alle Markthelfer werden nochmals gezielt nachgeschult. Kinder und Jugendliche dürfen künftig nicht mehr in der Markthalle mithelfen.“
Den Vorwurf, die Kälberbuchten seien überfüllt, weist der Verband jedoch zurück. „Wir halten uns stets an die tierschutzgemäßen Platzanforderungen“, heißt es dazu.
Zuchtverband Miesbach in der Kritik: Das sagt eine Tierschutzbeauftragte zu den Szenen
Klar wird: Auch dem Zuchtverband ist es ein Anliegen, den Umgang der Mitarbeiter mit den Kälbern zu prüfen. Wie es weiter heißt, wurde deshalb Kontakt mit den Amtsveterinären aufgenommen, die die Marktveranstaltungen begleiten und regelmäßig überwachen. „Wir haben dem Amt die Aufnahmen zur Verfügung gestellt und beraten, wie mögliche Rechtsverstöße verhindert werden können.“
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Rechtsverstöße verhindern – zum Schutz der Tiere. Das ist auch Dr. Julia Stubenbord, der Landestierschutzbeauftrage des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg ein großes Anliegen. RTL hat sie um Einschätzung gebeten. Auch sie stimmt zu, dass die Tiere grob behandelt werden. Eine Straftat sieht sie zwar nicht, jedoch Verhaltensweisen, die zumindest Ordnungswidrigkeiten und damit Bußgeld bewährt sind.
Gewalt an Kälbern: PETA fordert Kehrtwende zur pflanzlichen Landwirtschaftsform
Zu wünschen bleibt, dass sich die Zustände, die auf dem Video gezeigt werden, beim Zuchtverband Miesbach in Zukunft tatsächlich, wie angegeben, ändern werden. Für die Tierschutzorganisation PETA steht jedoch fest – es muss sich auch in der Branche etwas ändern. „Die uns zugespielten Aufnahmen spiegeln einmal mehr die lebensverachtenden Praktiken innerhalb der Milch- und Fleischindustrie wider“, teilt PETA mit. Die Szenen seien bezeichnend für „eine Industrie, in der Kälber als Abfall gesehen werden“, da es für sie keinen relevanten Markt gebe. Denn eine Kuh gebe nur dann Milch, wenn sie ein Kind zur Welt gebracht hat. Je mehr Milch also produziert werden soll, desto mehr Kälber werden benötigt.
„Wir haben die Verantwortlichen wegen zahlreicher Verstöße gegen das Tierschutzgesetz angezeigt und fordern von der Bayerischen Landesregierung eine Kehrtwende weg von diesen Grausamkeiten hin zu zukunftsfesten und tierleidfreien, rein pflanzlichen Landwirtschaftsformen“, so die Tierschutzorganisation. „Kuhmilch ist die Muttermilch für Kälber. Sie als Mensch zu trinken, ist weder natürlich noch notwendig. Bayern darf hier nicht länger untätig bleiben und muss sich endlich zur pflanzlichen Agrar- und Ernährungswende bekennen und Ausstiegsprämien freigeben“, fordert PETA.