Statt Zähneputzen

Hilft Knutschen gegen Karies? Zahnarzt erklärt irre Theorie

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Hat das Küssen einen positiven Effekt auf die Zahn-Gesundheit? Ein Zahnarzt klärt auf.
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Es klingt kurios! Der Kieferorthopäde Dr. Khaled Kasem aus England hat gegenüber „Daily Mail“ die verrückte Theorie publik gemacht, dass es für eine gute Zahngesundheit ausreicht, täglich vier Minuten zu knutschen – das Zähneputzen sei dann nur noch Formsache. Kann das stimmen? Der Zahnarzt Alexander Saenger (38) aus Erkelenz erklärt auf RTL-Anfrage, was dran ist und gibt weitere Tipps.
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„Kuss-Vorgang erzielt diesen Effekt“

„Da ist natürlich etwas dran. Denn, was passiert beim Küssen? Die Speichelproduktion wird angeregt und wenn mehr Speichel fließt, können auch die Säuren, die sich beim Konsum von Kaffee, Wein oder ähnlichem bilden, neutralisiert werden und dann kann sich auch schlechter eine Karies bilden“, erklärt Zahnarzt Alexander Saenger im RTL-Gespräch. Gleichzeitig habe Speichel eine positive Wirkung auf den Zahnschmelz.

„Die Säure in der Mundflora, die sich durch zuckerhaltige Lebensmittel oder Getränke bildet, entmineralisiert den Schmelz, Speichel hat eine remineralisierende Wirkung und erhärtet die Zahnhartsubstanz gegenüber äußeren Einflüssen“, so die Erklärung des Zahnarztes.

„Der Kuss-Vorgang erzielt diesen Effekt, aber ein ähnliches Ergebnis haben wir auch zum Beispiel beim Kaugummikauen.“ Alles, was die Speichelproduktion anregt, sei förderlich für die Zahngesundheit.

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Ihre Meinung ist gefragt: Küssen und Gesundheit - gibt es einen Zusammenhang?

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Zahnarzt-Theorie: Küssen hat auch Schattenseiten – Partner muss fit sein

Doch das Küssen an sich habe auch seine Schattenseiten. „Beim Küssen können natürlich auch Krankheitserreger und Keime übertragen werden, das sollte man im Hinterkopf haben. Beispiel: Lippenherpes. Das Gleichgewicht in der Mundflora sollte nicht zu sehr gestört werden“, warnt der Zahnarzt. Wenn man jemanden küsse, der zum Beispiel ein Parodontose-Problem habe, könnten durch diese Bakterien ähnliche Erkrankungen auftauchen. Dafür müsste man sich zwar schon sehr ausgiebig küssen, aber eine gute Mundhygiene des Partners sei definitiv Grundvoraussetzung, damit ein positiver Effekt auf die Zahngesundheit erzielt werden kann.

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Kuss-Vorgang hat positive Auswirkungen auf Immunsystem – das hilft auch den Zähnen

Den Rat, vier Minuten zu knutschen und die weitere Zahnpflege dann vernachlässigen zu können, sieht der Zahnarzt daher mehr als kritisch.

Andererseits werde aber auch das Immunsystem durch das Küssen gestärkt. „Beim Kuss kommt es immer zu einem Bakterienaustausch, das ist ein gutes Training für das Immunsystem. Beim Kuss-Vorgang werden außerdem Glückshormone und Adrenalin ausgeschüttet – ein regelrechtes Feuerwerk, dass da im Körper entsteht“. Der Körper werde dadurch besser durchblutet und mit einem angeregten Immunsystem könnte sich der Körper besser gegen Erkrankungen wappnen. „Noch besser wäre aber, wenn wir einen exzessiven und langen Kuss mit einer Sporteinheit verbinden, dann ist der Effekt noch größer“, so der Zahnarzt.

Weitere Tipps des Zahnmediziners, zusätzlich zur guten Mundhygiene:

  • Zuckerfreie Kaugummis kauen

  • Regelmäßig kleine Schlucke Wasser zu sich nehmen

  • Wer Medikamente nimmt, die den Speichelfluss hemmen, mit dem behandelnden Arzt Rücksprache halten und Alternativen anfragen

Zahnarzt beklagt: Patienten haben Vorsorge während Corona-Pandemie vernachlässigt

Insgesamt weist der Zahnarzt daraufhin, dass viele Patienten während der Corona-Pandemie die Vorsorge vernachlässigt hätten und damit auch die Zahnstein-Entfernung und Zahnreinigung, die ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Zahn-Gesundheit leisten. Die ein oder andere Karies sei in dieser Zeit sicher entstanden und „hätte bei frühzeitigem Einschreiten nicht sein müssen“. Und er appelliert: „Patienten sollten mindestens einmal im Jahr beim Zahnarzt ihren Kontrolltermin wahrnehmen, das hilft sicherlich mehr, als täglich vier Minuten zu knutschen.“