Wer folgt auf die 6-Wochen-Premierministerin Truss?Boris Johnson cancelt Comeback-Plan - Rishi Sunak hat gute Chancen

Die britische Tory-Partei versinkt im Chaos und sucht einen neuen Premier. Boris Johnson brachte sich als möglichen Retter ins Gespräch - und zog sich letztlich doch zurück. Am Montag könnte nun alles ganz schnell gehen.

Gute Chancen für Ex-Finanzminister Rishi Sunaks

Hat Großbritannien am Ende des Tages einen neuen Premier? Boris Johnsons Rückzieher im Rennen um das Amt des Regierungschefs hat Rishi Sunaks Chancen auf einen Einzug in die Downing Street deutlich erhöht. Für den Ex-Finanzminister haben sich nach Zählung der BBC bereits mehr als 140 Parlamentarier öffentlich ausgesprochen.

Bleibt er der einzige Kandidat im Wettstreit um die Nachfolge der scheidenden Premierministerin Liz Truss, der den nötigen Rückhalt erreicht, wird er am Montag umgehend Parteichef und Premier. Er wolle das Land mit „Integrität und Professionalität“ durch die Krise führen, schrieb Sunak auf Twitter, als er am Sonntag seine Kandidatur offiziell machte.

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Am Wochenende hatte sich ein Duell zwischen Johnson und Sunak abgezeichnet

Bis Montagnachmittag (15.00 Uhr MESZ) können Kandidaten ins Rennen gehen. Chancen auf das Amt hat jedoch nur, wer den Rückhalt von 100 Abgeordneten der Tory-Fraktion für sich beanspruchen kann. Neben Sunak kandidiert noch die für Parlamentsfragen zuständige Ministerin Penny Mordaunt, die bis zum Sonntagabend erst weniger als 30 Unterstützer hinter sich vereinen konnte. Dass sich noch genügend Abgeordnete für Mordaunt entscheiden, gilt als eher unwahrscheinlich. Sollte es doch passieren, würde zunächst die Fraktion zwischen den beiden abstimmen. Wollen danach noch beide Finalisten weiter im Rennen bleiben, hätte die Parteibasis das Wort.

Über das Wochenende hatte sich zunächst ein Duell zwischen Sunak und Ex-Premier Johnson abgezeichnet, der sich nach Truss' Rücktritt nach sechs beispiellos chaotischen Wochen im Amt schnell für ein Comeback ins Gespräch brachte. Der 58-Jährige hatte am Wochenende seinen Familienurlaub in der Karibik abgebrochen und alle Hebel für die Operation „Bring Back Boris“ in Bewegung gesetzt. Zwar bestätigte er bis zuletzt nicht offiziell seine Kandidatur, ließ jedoch Unterstützer Gerüchte streuen und die Spekulationen heiß laufen.

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„Ich glaube, dass ich viel zu bieten habe, aber leider ist dies wohl nicht die richtige Zeit“

Am Sonntagabend dann die Kehrtwende: „Ich hätte gute Chancen auf Erfolg in der Parteibasis und könnte womöglich am Freitag zurück in der Downing Street sein“, schrieb Johnson. Er habe den Rückhalt von 102 Abgeordneten und könne damit eine Bewerbung einreichen. Diese Zahl konnte von britischen Medien nicht verifiziert werden. Deutlich weniger Unterstützer hatten sich öffentlich für Johnson ausgesprochen.

Dennoch sei er zu dem Schluss gekommen, dass dies nicht der richtige Weg sei, schrieb Johnson weiter. „Man kann nicht effektiv regieren, wenn man keine geeinte Partei im Parlament hat.“ Leider sei auch keine Einigung mit seinen Rivalen Sunak oder Mordaunt zustande gekommen. „Ich glaube, dass ich viel zu bieten habe, aber leider ist dies wohl nicht die richtige Zeit.“

Ein Comeback Johnsons hätte das Potenzial gehabt, die tief gespaltenen Konservativen noch tiefer ins Chaos zu stürzen: Mehrere Abgeordnete hatten für diesen Fall gedroht, Johnson die Gefolgschaft als Premier zu verweigern oder gar die Partei zu verlassen. Über dem Skandalpolitiker schwebt noch immer eine Untersuchung, ob er in der „Partygate“-Affäre das Parlament belogen hat - was als politisches K.-o.-Kriterium gelten würde. Der einflussreiche Brexiteer Steve Baker bezeichnete deshalb ein Comeback als «garantiertes Desaster».

Sunak kann sich indes als Kandidat inszenieren, der in der Lage ist, die Partei zu vereinen. Am Wochenende stellten sich auch Handelsministerin Kemi Badenoch und Ex-Innenministerin Suella Braverman vom rechten Rand der Partei hinter ihn. Zugute kommt dem 42-Jährigen, dass er im vergangenen Wahlkampf um die Parteiführung vor exakt jenem Finanzchaos gewarnt hatte, das Truss mit ihrer Wirtschaftspolitik anrichtete. Als Sohn indischer Einwanderer wäre der in Southampton geborene Sunak der erste britische Regierungschef, der einer ethnischen Minderheit in Großbritannien angehört. (dpa/eku)

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