Immer mehr Erkrankte weltweit
Weltgesundheitsorganisation stuft Coronavirus als Pandemie ein: Was bedeutet das für uns?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Verbreitung des Coronavirus als Pandemie eingestuft. Die Zahl der Fälle außerhalb Chinas sei in den vergangenen beiden Wochen um das 13-Fache angestiegen, sagt WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Das Virus habe sich inzwischen in 115 Länder ausgebreitet und zu fast 4.300 Todesfällen geführt. Mehr als 118.000 Infizierte seien registriert. Was bedeutet eine Pandemie für Deutschland?
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Neue Impfstoffe gegen das Coronavirus werden wichtig
Es gibt keine offiziellen Kriterien der WHO, ab wann ein Krankheitsgeschehen als Pandemie einzuordnen ist. Landläufig wird darunter eine Krankheit verstanden, die sich unkontrolliert über Kontinente hinweg ausbreitet. Bei einer Epidemie hingegen handelt es sich um die unbegrenzte Ausbreitung einer Erkrankung innerhalb einer bestimmten Region. Die letzte Pandemie, die es 2009 wegen der Schweinegrippe gab, verlief glimpflich.
Der letzten Pandemie - der Schweinegrippe - fielen nach WHO-Angaben mehr als 18.400 Menschen in rund 200 Ländern zum Opfer. In Deutschland gab es 2009/2010 über 226.000 gemeldete Fälle, 258 Patienten starben. Doch die Auswirkungen des H1N1-Virus fielen trotzdem vergleichsweise glimpflich aus. „Das heißt nicht, dass eine zukünftige Pandemie auch so mild verlaufen muss“, sagt Virologe Christian Drosten. Ein Hauptwerkzeug gegen solche Erkrankungen sind für den Experten Impfstoffe. Auch neue Medikamente gegen Viren seien wichtig. „Wir müssen uns vor allem auf Viren vorbereiten, weil die einfach besser übertragbar sind.“
Doch nicht nur die Wissenschaft ist gefragt. Institutsleiter Drosten spricht davon, dass es bei Krankheitsfällen beispielsweise eine verbesserte Kommunikation zwischen Ländern und Behörden geben muss. Verstärkte Koordinationsmechanismen wünscht sich auch die Weltgesundheitsorganisaion.
RTL-Medizinexperte Dr. Specht beantwortet die wichtigsten Fragen zu Coronavirus.
Wie gut ist Deutschland auf eine Pandemie vorbereitet? Das sagt das Robert-Koch-Institut:
Globale Epidemien, sogenannte Pandemien, sind für alle Länder relevant, Deutschland wäre in so einem Fall sehr gut vorbereitet, es gibt viel Erfahrung damit, wie in solchen Situationen zu handeln ist, entwarnt eine Sprecherin des Robert-Koch-Instituts. Ein Beispiel: 2003 erkrankten in Südostasien viele an SARS, Immer mehr Menschen bekamen dort eine schwere Lungenentzündung, nicht wenige starben. Die Erkrankung wurde in mehrere Kontinente verbreitet, in Deutschland wurden acht oder neun Fälle eingeschleppt, vor Ort steckte sich hierzulande aber niemand an. In Kanada hingegen gab es viele Ansteckungen innerhalb des Landes und 43 SARS-Todesfälle.
In Deutschland gibt es schon lange ein Konzept, wie beim Auftreten hochansteckender Krankheiten zu handeln ist. Der Arbeitskreis Stakob besteht aus diversen Kompetenz- und Behandlungszentren für Krankheiten durch hochpathogene Erreger. Es finden auch regelmäßig Trainings statt. Hier wird unter anderem geübt, wie man die infizierten Patienten richtig anfasst. So ein etabliertes Netzwerk haben andere Länder nicht. In den meisten Ländern bekommen die Kliniken Empfehlungen für den Umgang mit hochansteckenden Patienten, haben aber in der Praxis wenig oder gar keine Übung.
Im vergangen Jahrhundert gab es drei Pandemien: 1918 ("Spanische Grippe"), 1957 und 1968 ("Asiatische Grippe") und dann 2009 ("Schweinegrippe"), die Abstände, wann eine Pandemie auftritt, sind offenkundig unregelmäßig und damit schwer einzuschätzen. Auch welche Influenza-Viren kommen, lässt sich nicht vorhersagen, da es beim Erbgut der Influenza-Viren viele Kombinationsmöglichkeiten gibt.
Zur Vorbereitung auf eine Pandemie gibt es in Deutschland aber einen Pandemie-Plan, den man auch auf der Homepage des Robert-Koch-Instituts findet.
Quelle: DPA/RTL.de