Trigema-Chef spricht in Podcast über sein fragwürdiges Frauenbild
Warum uns die Männer gern davonlaufen dürfen - ein Kommentar zu Wolfgang Grupp

“Ich habe noch nie einen Hirsch mit einem Kalb rumlaufen sehen – immer nur die Hirschkuh. Das heißt, die Kinder gehören zur Mutter.“
Das sagt Trigema-Chef Wolfgang Grupp im Podcast Biz & Beyond. Und nachdem ich mir die ganze Folge angehört habe, komme ich nicht umhin, an „diesen einen Onkel“ zu denken, den wir alle irgendwie haben. Der sich auf Familienfeiern erstmal zwei Gläser Wein reinkippt und danach anfängt, darüber zu schwadronieren, warum die Welt den Bach runter geht und früher alles besser war.
Frauen an den Herd, Männer an die Arbeit!
Ich vermute, ähnlich wie dieser Onkel muss sich Wolfgang Grupp wohl gerade fühlen. Denn auch er spricht, nicht im Familienkreis, sondern öffentlich in einem Podcast von einer „verrückten und unanständigen Welt.“ Und dem Grund dafür, ist er auch auf der Spur! Denn er sagt Sachen wie: „Wenn heute die Frauen die Jobs wollen und die Männer sollen den Haushalt machen, da ist die Welt verkehrt geworden.“ Oder auch: „Die Männer sind zuständig für das Einkommen, für die Arbeit. Und die Mütter sind verantwortlich für die Kinder. So war die Rollenverteilung früher und da hat die Familie noch funktioniert.“
Pflaster kleben ist Frauensache!
Aber der Reihe nach. Zu Beginn des Podcasts geht es noch ums Business. Und das kann Wolfgang Grupp. Sein Unternehmen, die Textilfirma Trigema, läuft gut. So gut, dass sein Privatvermögen laut Schätzungen bei circa 100 Millionen Euro liegen soll. Da kann seine Frau schon mal zuhause bleiben. Und theoretisch seine Kinder und wahrscheinlich auch die nächsten vier Generationen, die folgen…
Bei der deutschen Durchschnittsfamilie sieht das anders aus. Hohe Mieten, Inflation, Kosten für Kind und Urlaub – da müssen wir Frauen mitverdienen. Und dass wir uns durch unsere Berufe auch gerne selbstverwirklichen, davon brauche ich gar nicht erst anfangen. Trotzdem sind die Mütter da, wenn sich das Kind verletzt oder Sorgen hat. Genauso wie es der 82-Jährige erwartet: „Die Kinder gehören zur Mutter. Und wenn meine Kinder mit kleinen Wehwechen zu mir gekommen wären, dann hätte ich mich gefragt, was ist mit meiner Frau los? Warum gehen die nicht zur Mutter?“ Zum Glück sehen das die meisten modernen Männer anders.
Fühlen Sie sich frei, davonzulaufen
Aber was ist dann erst bei Trennungen, wenn die Frau plötzlich alleinerziehend ist? Auch da hat Grupp schnell eine Schuldige parat: „Jede Zweite sagt bei mir, sie sei alleinerziehend. Da frag ich mich, was die Frauen alles machen, damit die Männer davonlaufen.“ Vermutlich arbeiten, sich um die Kinder kümmern und dann auch noch allein den Haushalt schmeißen. Denn sind wir mal ehrlich, in der Theorie sprechen wir heute oft von Aufgabenteilung. Aber praktisch wird von uns Frauen dann doch noch ein Ticken mehr verlangt. Stress, familiärer Druck und fehlende Anerkennung sind die häufigsten Gründe für Trennungen.
Zum Glück kann am Ende jeder selbst entscheiden, wie er leben möchte. Und so steht es Wolfgang Grupp vollkommen frei seine Idee vom Familienbild im Podcast kundzutun. Ebenso wie ich gerne arbeiten gehe und deshalb diese Zeilen tippen kann.